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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nimmst.«
    »Was?« James traute seinen Ohren nicht. »Das sollte aber klar sein! Was glaubst du? Dass es mir egal ist, wenn meine künftige Frau mit einem anderen ins Bett steigt?«
    »So hab ich das nicht gemeint«, erwiderte sie und wandte sich ab. »Ich dachte dabei eher an dein Verhalten.« Sie trat an den Kleiderschrank, öffnete die Tür, hinter der seine Sachen hingen. Sie nahm eines seiner Hemden heraus, befühlte es und reichte es ihm. »Das hier hast du getragen, als du die kleine Wynona aus dem Pädagogik-Seminar gevögelt hast, in ihrem eigenen Auto, weil du gedacht hast, für die lohnt sich kein Hotelzimmer.« Sie warf ihm das Hemd zu, griff nach dem nächsten. »Das hast du letzten Donnerstag angehabt, als du versucht hast, Terry Miller aus Kunstgeschichte rumzukriegen. Hmm … sie hat dich ziemlich am Wickel, was?«
    James fing auch dieses Kleidungsstück auf, während er wie gelähmt dastand. Woher zum Teufel wusste sie das alles? Beobachtete sie ihn? Hatte sie am Ende einen Detektiv auf ihn angesetzt?
    Nein. Das konnte sie nicht wissen. Am Donnerstag, mit Terry im Gebüsch, da waren sie allein gewesen. Das hatte niemand beobachten können. Charlotte riet nur. Klopfte auf den Busch.
    »Wie bitte?« Jetzt durfte er sich nicht verplappern. »Was redest du da für Zeug? Das ist nicht wahr!«
    »James! Du weißt es, ich weiß es. Ist das nicht dein Motto? ›Man kann nicht mit allen Frauen auf der Welt schlafen – aber das ist kein Grund, es nicht zu versuchen‹.« Sie klang seltsam unbeteiligt, so, als horche sie in sich hinein. Sie zog eine seiner Lieblingshosen aus dem Fach. »Du hast zwei Tage, nachdem du mit mir im Cloud Eight warst, eine der Kellnerinnen dort gebumst, die schmalhüftige Blonde, die uns bedient hat. Kimberley Watts heißt sie. Du hast … warte … praktisch jede Sekretärin im Büro deines Vaters flachgelegt, darunter zwei, die erst eingestellt worden sind, nachdem wir schon zusammen waren …« Sie warf ihm auch die Hose zu. »Soll ich weitermachen?«
    James war fassungslos. »Woher weißt du das alles?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Hör mal …« Verdammter Mist. Jetzt hieß es retten, was zu retten war. Notfalls durch Ehrlichkeit. »Okay, ich geb zu, das ein oder andere Mal bin ich schwach geworden. Aber das hat nichts zu bedeuten! Das sind nur … wenn du so willst … alte Gewohnheiten aus der Zeit, bevor ich dich gekannt habe. Das hört natürlich mit unserer Verlobung endgültig auf, ein für alle Mal.«
    Charlotte schüttelte den Kopf, kurz, knapp, fast beiläufig. »Nein«, sagte sie. »Denn es wird keine Verlobung geben.«
    Das Frühstücksrestaurant des Boston Park Plaza war um diese Zeit noch schwach besucht. Dicke Säulen stützten eine gewölbte Decke, das Licht der Kronleuchter mischte sich mit dem Grau-Blau des frühen Morgens draußen, und der dicke Teppich schluckte alle Schrittgeräusche.
    Rasmussen hatte einen abseits gelegenen Platz am Fenster gewählt, neben einem Bottich mit Grünpflanzen. Sein Frühstück bestand aus Tee und einem Teller Obstsalat. Er fragte, was er Hiroshi bestellen dürfe, aber der zog nur seinen Projektplan aus der Tasche und reichte ihn ihm. »Wenn Sie einfach das lesen würden«, bat er.
    »Während ich lese, können Sie doch was essen«, meinte Rasmussen.
    »Ich würde gerade nichts runterkriegen.«
    »Die machen hier fantastische Pancakes. Sie verpassen was.«
    Hiroshi schüttelte nur in milder Verzweiflung den Kopf.
    Rasmussen hob die Schultern. »Okay. Versucht hab ich es zumindest.« Er lehnte sich zurück, schlug die Mappe auf und begann zu lesen.
    Hiroshi sah ihm schweigend zu. Anfangs nippte der kahlköpfige Mann hin und wieder an seiner Tasse und spießte ein Stück Apfel oder Melone auf, aber bald legte er die Gabel beiseite, vergaß den Tee und las nur noch. Je weiter er kam, desto stärker furchte sich seine Stirn.
    Schließlich sah er auf, schaute nach rechts und links, um sich zu vergewissern, dass sich in der Zwischenzeit niemand in ihre Nähe gesetzt hatte, und meinte: »Das ist … Mir fehlen die Worte. Epochal? Wenn das, was Sie sich da ausgedacht haben, funktioniert, dann ist das nicht einfach eine Erfindung. Dann ist das eine Zeitenwende. Ein Jahrtausendprojekt, vergleichbar allenfalls mit der Zähmung des Feuers. Damit verändern Sie die Welt.«
    Genau , dachte Hiroshi. Genau das ist das Ziel . »Ich würde es gerne ausprobieren«, sagte er. »Aber ich brauche dazu Hilfe. Sie haben ja die Liste der benötigten

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