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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Wut an der Grenze zum Irrsinn. Okay. James Michael Bennett III. wollte den Kampf? Er sollte seinen Kampf haben. Er, Hiroshi Kato, würde nicht klein beigeben. Er würde bis zum letzten Blutstropfen kämpfen. Er würde –
    Halt mal! Hiroshi lachte auf. Das hatte er ganz vergessen: Er war ja gar nicht mehr auf deren Geld angewiesen! Er sprang auf, holte sein altes Masters-of-the-Universe -Notizbuch hervor, schlug es auf. Da war er, der Scheck über drei Millionen Dollar. Damit konnte er sein Experiment auch ohne die Universität finanzieren!
    Und in diesem Moment, in dem er Rasmussens Scheck in der Hand hielt, durchzuckte ihn die Einsicht in das, was hier geschah, wie ein Blitz, der für einen Augenblick die Nacht erhellt und alle Konturen klar hervortreten lässt. Er verstand jetzt, warum dies alles geschehen musste. Er verstand auf einmal die Wege des Schicksals. Und er verstand seine Rolle darin.
    Der Sonntagmorgen war der Moment der Entscheidung gewesen. Wäre es da so gekommen, wie er es sich gewünscht hätte, dann wären er und Charlotte jetzt zusammen, und er wäre so zufrieden gewesen, dass er seine Vision vergessen hätte. Er hätte sich damit begnügt, für Rasmussen ein paar mehr oder weniger nützliche Geräte zu erfinden, einen gewissen Wohlstand zu erreichen und sein Leben an Charlottes Seite glücklich zu beschließen.
    Doch die Mächte des Schicksals hatten anderes mit ihm vor. Charlotte war ihm bestimmt – aber um einen Preis!
    Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, warum Charlotte ihm James vorzog. Der Grund dafür, das verstand er jetzt, war denkbar banal: Weil er reich war. Da Charlotte ebenfalls aus einem wohlhabenden Haus stammte, war es mit dieser Prägung für sie derart selbstverständlich, dass man unter sich blieb, dass sie gar nicht darüber nachdachte. James war reich, war eine gute Partie:Das allein genügte, um, was auch immer sie für ihn empfand, für Liebe zu halten.
    Er würde Charlotte nur dann gewinnen – das verstand er jetzt –, wenn er seine Vision verwirklichte und eine Welt schuf, in der es keinen Unterschied zwischen Arm und Reich mehr gab, eine Welt, in der alle Menschen reich waren. Diese Vision war ihm nicht zuteilgeworden, damit er sie in einem alten, kitschig bedruckten Notizbuch verschimmeln ließ. Die Mächte des Schicksals wollten, dass er sie realisierte, und wenn er es nicht freiwillig tat, würden sie ihn dazu zwingen.
    Der Weg, den er gehen musste, war also glasklar vorgegeben. Und am besten war es, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Sein erster Entwurf seines Studienprojekts war zaghaft gewesen, ja, aber der zweite war es immer noch. Selbst wenn er das Experiment aus eigener Tasche finanzieren konnte, war es Zeitverschwendung, sich damit aufzuhalten.
    Nein. Wenn schon, denn schon. Er griff nach dem Telefon und rief Jens Rasmussen an.
    »Ich habe ein Projekt«, erklärte er ihm. »Allerdings liegt es mehrere Größenordnungen über dem, was wir am Samstag besprochen haben. Ich werde Hilfe brauchen, es zu realisieren.«
    »Haben Sie etwas, das ich lesen kann?«, wollte Rasmussen wissen.
    »So gut wie fertig«, behauptete Hiroshi. Er musste ihm ja nicht auf die Nase binden, dass sein Projektplan bis jetzt hauptsächlich aus hundert Seiten kindlichem Gekritzel in japanischer Handschrift bestand.
    »Okay. Ich bin noch in Boston, im Hotel Park Plaza. Können wir uns vielleicht morgen zum Frühstück treffen? Sagen wir, um sieben Uhr?«
    »Sieben Uhr. Okay«, bestätigte Hiroshi. Das ließ ihm gute achtzehn Stunden, etwas zu Papier zu bringen.
    Diesmal war James nicht bereit, sich abweisen zu lassen. Als Charlotte ihm öffnete, stieß er die Tür vollends auf, drängte sievor sich her. Er war wütend, ja, aber er hatte seine Wut unter Kontrolle. Kontrolle, das war überhaupt das Stichwort. Kontrolle hieß, die Regeln festzulegen. Bei seinen Freunden bestand er darauf, dass sie den richtigen Glauben hatten. Dass sie akzeptierten, dass er die Regeln bestimmte, er und niemand sonst.
    Dasselbe musste natürlich für seine Ehefrau gelten. Für die ganz besonders. Zeit, dass Charlotte Malroux das lernte.
    »Da draußen geht das Gerücht um, du hättest diesen Japsen gevögelt«, fauchte er, als sie in ihrem Zimmer angelangt waren. »Deinen Kindergartenfreund.«
    »So«, sagte sie unbeeindruckt. »Geht das Gerücht um?«
    »Ja. Und ich möchte von dir hören, was da dran ist.«
    Charlotte musterte ihn kühl. »Ist mir neu, dass du es mit der Treue so genau

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