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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Idiot war, ein triebgesteuerter, primitiver Hohlkopf, der nur einen Haufen Geld und maßlose Selbstüberschätzung zu bieten hatte – aber das änderte nichts daran, dass er gefährlich war. Dass er ihm etwas angetan hätte, wenn er dazu gekommen wäre.
    Und: Er hätte es in dem Wissen getan, dass ihn sein Geld schützte. Dass ihm nichts geschehen würde, weil er reich war, sich die besten Anwälte leisten konnte und auch Geldstrafen ohne Probleme aufbrachte.
    Hiroshi starrte auf sein Bett, dachte zum tausendsten Mal seit Sonntagmorgen an die Nacht, die Charlotte und er darin verbracht hatten. Er hätte gern verstanden, wirklich verstanden, was sie an James fand. Was er hatte, dass sie behauptete, ihn zu lieben. Es konnte nur eine Verirrung sein. Früher oder später würde sie ihren Irrtum einsehen, und dann musste er einfach nur da sein, bereit für sie. Am Ende würden sie zusammenkommen. Es war beruhigend, das zu denken. Es war ein Gedanke, an dem man sich festhalten konnte.
    Hiroshi merkte, wie er ruhiger wurde. Der Schock ließ nach. Er atmete tief durch, überlegte. War zu befürchten, dass James seine Wut an Charlotte ausließ? Vielleicht besser, er rief sie an und warnte sie. Er holte sein Telefon aus der Tasche.
    Natürlich erreichte er nur ihre Voicebox. Das konnte alles Mögliche bedeuten, aber wahrscheinlich hieß es einfach, dass sie nicht mit ihm sprechen wollte. Egal. Er hinterließ eine Nachricht, erzählte, wie sich ihr Herzallerliebster aufgeführt hatte, bis das Zeitlimit erschöpft war.
    Was half ihr das im Ernstfall? Nichts. Am liebsten wäre er zu ihr gefahren, um sie zu verteidigen, aber das, so stand zu befürchten, würde ihr im Ernstfall genauso wenig helfen. Ob er die Polizei benachrichtigen sollte?
    Aber was würde die schon unternehmen gegen den Sohn eines der reichsten Männer der Stadt? Vertrackte Situation.
    Der Name einer Freundin fiel ihm ein, die Charlotte in der Nacht ihres Wiedersehens erwähnt hatte. Brenda irgendwie … Gilliam, genau. Brenda Gilliam. Mit ihr war sie in Delhi zusammen gewesen, und sie hatte sie – wie ihn – hier in Boston wiedergetroffen. Ihr Vater war Professor in Harvard, für Medizin.
    Dessen Adresse sollte sich finden lassen. Hiroshi schaltete den Computer ein.
    Während der Rechner hochfuhr, spürte er, wie durstig er war. Regelrecht ausgedörrt. Er sprang auf, ging hinunter in die Halle zum Getränkeautomaten und zog sich eine eiskalte Dose Apfellimonade. Seine Hände bebten, als er sie aufmachte. Ganz vorbei war es noch nicht.
    Es kostete ihn keine fünf Minuten, dann hatte er die Anschrift und Telefonnummer von Professor John Gilliam in Cambridge Riverside. Er rief an, stellte sich als Jugendfreund von Charlotte Malroux vor, und mit diesem Namen konnte die Dame, mit der er sprach – Mrs Gilliam – erfreulicherweise etwas anfangen. Um Charlotte nicht unnötig zu kompromittieren, erzählte er es so, dass Mrs Gilliam den Eindruck haben musste, an dem Gerücht, das James so auf die Palme gebracht hatte, sei nichts dran. Sie versprach, umgehend ihre Tochter zu benachrichtigen, die leider just an diesem Wochenende ausgezogen sei. Die werde nach dem Rechten sehen.
    Nach dem Telefonat starrte Hiroshi noch eine Weile Löcher in die Luft und wünschte sich, er hätte alle Kampfsportkurse absolviert, die seine Schule angeboten hatte. Er hätte sich gerade nur zu gern mit James geprügelt, ihn windelweich geschlagen, wenn er wenigstens den Hauch einer Chance gehabt hätte.
    Sein Blick fiel auf seinen E-Mail-Eingang. Die Mail von Professor Bowers war da! Er öffnete sie rasch – und erstarrte. Sein Antrag war abgelehnt. Nicht nur die Erweiterung, das gesamte Projekt. Die Gutachter hätten sein Experiment als nicht förderungswürdig eingestuft, schrieb Bowers dazu. Und dass es ihm leid täte.
    Hiroshi verschlug es buchstäblich den Atem. James! Wie hatte er ihm gedroht? Ich hab noch ganz andere Möglichkeiten, dich fertigzumachen. Der Satz klang ihm noch im Ohr.
    Kein Zweifel, dass James Bennett dahintersteckte. Sein Vater war einer der bedeutendsten Mäzene der Universitäten von Boston. So jemand hatte Beziehungen, die er spielen lassen konnte, wenn er wollte. So jemand konnte Druck ausüben, wenn es sein musste. Das Studienprojekt eines unbedeutendenausländischen Studenten zu stoppen war da eine der leichtesten Übungen.
    Hiroshi las die Mail noch einmal, wollte es nicht wahrhaben. Er spürte, wie Wut in ihm aufstieg, eine irrsinnige, blutrote Wut, eine

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