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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Papier, um sie besser sichtbar zu machen. Unter den Ziffern stand ein Name: Mitch Jensen. Die Telefonnummer begann mit 703 –482, der Vorwahl der CIA.
    Er schob die Pläne beiseite, fuhr den Computer noch einmal hoch und rief das interne Telefonverzeichnis auf. Tatsächlich,es gab einen Mitch Jensen bei der CIA, und er hatte auch diese Telefonnummer.
    Bingo. Das konnte nur heißen, dass er irgendwie mit diesem Fall betraut war.
    Adamson überlegte noch zwei Tage, ob er es wagen sollte, dann rief er eines späten Nachmittags diesen Mitch Jensen an.
    »William Adamson«, stellte er sich vor, nachdem sie das übliche Ritual durchlaufen hatten, sich zu vergewissern, dass sie über eine gesicherte Leitung miteinander sprachen. »Ich bin Bereichsleiter Robotik bei der DARPA. Ich hätte gerne mit Ihnen über den Fall Hiroshi Kato gesprochen.«
    Mitch Jensen hustete. Es klang nach Raucherlunge, und es klang auch irgendwie, als nehme Jensen Vorschriften nicht ganz so ernst wie andere. »Ich hab schon gehört, dass Sie von dem Typen irgendwie besessen sind«, sagte er und hustete noch mal.
    »Sagt man mir nach«, gestand Adamson freimütig ein. »Aber das muss ja nichts heißen, oder? Auch Paranoiker können richtige Feinde haben.«
    Das brachte Jensen zum Lachen. Ein Lachen, aus dem etwas werden konnte. »Okay. Sind Sie zufällig irgendwann mal in Langley? Wir können uns auf ein Bier treffen oder so.«
3
    »Was ist passiert?«, fragte Charlotte, als sie endlich wieder in der Limousine saßen und unterwegs zum Flughafen waren.
    »Irgendwas ist schiefgelaufen«, sagte Hiroshi nur.
    Dann telefonierte er mit Miroslav. Aus dem, was sie mithörte, wurde sie auch nicht schlauer. Im Wesentlichen sagte Hiroshi nur immer wieder »Hmm« und »Ja, verstehe« und »Mist«.
    Der Chauffeur gab sich redlich Mühe, die Anweisung »so schnell wie möglich«, die ihm Hiroshi beim Einsteigen gegeben hatte, in die Tat umzusetzen. Er nützte jede Lücke im Verkehr, fuhr auch mal etwas schneller, als erlaubt war – aber würde dasletzten Endes einen Unterschied machen? Der Flug würde so oder so acht Stunden dauern, eine Ewigkeit, verglichen damit.
    Es tat Charlotte so leid für Hiroshi. Einen Moment lang hatte es nach einem Sieg auf ganzer Linie ausgesehen, so, als bekäme er sie alle auf seine Seite – und dann hatte ein einziger Anruf, eine einzige SMS genügt, alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen zu lassen. Nicht durch die Unterbrechung, den faux pas an sich, sondern durch die Bestürzung, in die Hiroshi geraten war und die man ihm angemerkt hatte.
    Sie hatten die Runde der Direktoren in völliger Konfusion zurückgelassen. Sogar der alte Mann, dem der Konzern gehörte, Larry Gu, der von Anfang an auf Hiroshis Seite gestanden hatte, war merklich irritiert gewesen. Er hatte zum ersten Mal Zweifel an seiner Entscheidung, Hiroshis Projekt zu unterstützen, erkennen lassen.
    Charlotte sah hinaus, betrachtete die Autos und Lastwagen, die durch die Straßen strömten wie Blutkörperchen durch Adern. Sie versuchte sich vorzustellen, was jetzt gerade in dem Konferenzraum oben in dem gläsernen Turm vorgehen mochte. Wahrscheinlich saßen sie immer noch zusammen und diskutierten sich die Köpfe heiß. Der Amerikaner würde triumphieren, und der Niederländer würde sagen, dass er es ja gleich gesagt habe.
    Und alle anderen würden im Grunde froh sein, dass alles so blieb, wie es war und wie sie es gewohnt waren.
    Sie lauschte dem Brummen des Motors und dachte daran, dass er von Menschenhand geschaffen war, nicht von wuselnden Minirobotern. Vielleicht war Hiroshis Idee trotz all dem Beeindruckenden, das sie gesehen hatte, einfach zu ambitioniert, um zu funktionieren. Vielleicht hatte er sich einfach doch überschätzt?
    Aber selbst wenn: Wäre das schlimm? Sie horchte in sich hinein und stellte fest, dass sie es verzeihlich fand, wenn jemand scheiterte. Scheitern, das hatte Größe. Wenigstens hatte man es versucht.
    Sie dagegen … Sie war vor ihrer eigenen Vision davongelaufen. Das hatte ganz entschieden keine Größe.
    Die Limousine verließ die Brücke, der Flughafen lag vor ihnen. »Ich muss aufhören«, sagte Hiroshi ins Telefon. »Hör zu, Miro, du musst das irgendwie alleine managen, bis ich da bin. Keine Anrufe während des Fluges, hörst du? Egal was geschieht. Ein Anruf würde über das Funksystem des Jets gehen, und die Firma kontrolliert sämtliche Verbindungen. Ich will aber selber bestimmen, was an Informationen rausgeht

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