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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Adern nach oben, und legte den Magneten dicht unter das Handgelenk. »Es müsste mit der Zeit dunkler werden.«
    Charlotte fand das eine seltsame Idee. Aber irgendwie faszinierend. Sie warteten, ließen den Arm keine Sekunde aus den Augen. Ab und zu hob Hiroshi den Magneten ein bisschen an, sodass sie darunter schauen konnten.
    »Vielleicht ist meine Haut zu dunkel«, meinte er nach einer Weile.
    Charlotte fand seine Haut nicht dunkel; da hatte sie bei ihren Schulkameraden in Delhi ganz anderes gesehen. Aber ihre war tatsächlich heller. Sie legte ihren Unterarm neben den seinen. »Probier es bei mir.«
    Es war ein komisches Gefühl, den Magneten schwer und kalt auf der Pulsader liegen zu haben und sich vorzustellen, dass sich darunter nun dieses Hämoglobin ansammelte. Man sah allerdings auch bei ihr nichts davon.
    »Kann das eigentlich gefährlich werden?«, fragte Charlotte. »Dass man da ohnmächtig wird oder so?«
    »Ich fang dich auf, wenn du ohnmächtig wirst«, erklärte Hiroshi.
    Sie warteten weiter. Es wurde allmählich ein bisschen langweilig.
    »Vielleicht ist da einfach nicht genug Blut«, meinte Charlotte. Sie überlegte. Wo am Körper war die Haut denn noch dünner und wo floss mehr Blut?
    Sie sprang auf, riss die Tür ihres Kleiderschranks auf und stellte sich vor den Spiegel an der Innenseite. »Am Hals! Da ist die Hauptader; hier, siehst du?« Sie verrenkte den Kopf, um sich selber seitlich auf den Hals sehen zu können. »Da. Halt den Magneten mal da hin!«
    Hiroshi trat hinter sie, hielt ihr den Magneten an die dicke Ader, die dort pochte, und so standen sie dann da, reglos, und beobachteten, was geschah. Stundenlang; zumindest kam es ihr so vor.
    »Das funktioniert nicht«, befand Charlotte schließlich.
    Er nickte und nahm den Magneten wieder weg. »Du hast recht.« Er steckte ihn ein. »Man darf nicht alles glauben, was in Büchern steht.«
    »Komm«, sagte Charlotte. »Lass uns schaukeln gehen.«Danach dauerte es drei Tage, bis die Puppe endlich wieder im Fenster auftauchte. Hiroshi ließ das immer noch kaputte Radio liegen und rannte los.
    Charlotte empfing ihn mit zwei großen Taschenlampen in den Händen. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Kellerräume zu erkunden. Das traute sie sich alleine nicht, aber sie war furchtbar neugierig, was man dort alles finden mochte. So aufgeregt, wie sie war, steckte sie Hiroshi regelrecht mit ihrer Neugier an. Also schlichen sie sich das Treppenhaus hinunter bis zu einer Eisentür, hinter der es in den Keller hinabging.
    Kalt war es, vor allem nach der brütenden Sommerhitze draußen. Das Erste, was sie fanden, war die Heizung. Eine Stahltür führte in einen Raum, den ein riesiger Öltank fast vollständig ausfüllte. Die folgenden Kammern enthielten alte Büromaschinen und Kartons mit Formularen. Dann kamen sie in einen großen Kellerraum mit Metallregalen voller Aktenordner.
    »Uh!«, meinte Charlotte und schüttelte sich. »Alte Akten. Das hasse ich. Komm, lass uns weitergehen.«
    Hiroshi konnte nicht nachvollziehen, was an alten Akten so schrecklich sein sollte, aber andererseits interessierten sie ihn auch nicht besonders, also folgte er ihr.
    Schließlich stießen sie auf einen Abstellraum mit lauter wunderlichem Zeug: seltsame Stehlampen, verstaubte Sitzgarnituren, Gartenzwerge, Heizplatten mit stoffumwickelten Anschlusskabeln, gerahmte Fotos von Schlössern, Eisbergen und Schiffen, Blumentöpfe voller verschrumpelter Blumenzwiebeln, eine rostige Säge, ein Dreirad, dem ein Rad fehlte …
    »Schau mal hier«, sagte Charlotte und hielt ein versiegeltes Glas hoch, in dem eine tote Schlange zusammengerollt in einer gelblichen Flüssigkeit lag.
    Hiroshi hatte etwas noch Tolleres entdeckt: einen großen Metallbaukasten. »Unglaublich«, hauchte er, als er den Deckel abhob und all die Lochstangen, Achsen, Räder, Zahnräder und Grundplatten darunter erblickte. Eine Schachtel enthielt Hunderte von Schrauben und Muttern, eine andere drei Elektromotorenund Kabel. »Damit könnte man fast einen Roboter konstruieren.«
    Er legte die Schachtel auf den Boden, kniete sich davor und fing an, etwas zu bauen – irgendwas, nur um zu sehen, wie Zahnräder ineinandergriffen und Achsen sich drehten.
    Charlotte hockte sich neben ihn, nahm ein großes Zahnrad in die Hand, runzelte die Stirn und legte es zurück. Sie griff nach einem anderen Teil, einer Bodenplatte mit einer Menge Schraublöchern darin, ließ sie aber auch gleich wieder los.
    »Damit solltest du

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