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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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fähige Leute, die Besten der Besten. Hiroshi Kato war verdammt eingebildet gewesen.
    Und auch noch zu Recht, wie sich herausgestellt hatte. Das waren die Schlimmsten.
    Endlich war der Aufstieg vollbracht, schwiegen die Triebwerke, herrschte Schwerelosigkeit. Dabei könne es einem leicht übel werden, hatte man ihm erklärt und ihn mit reichlich Kotztüten versorgt, aber ihm wurde nicht übel, im Gegenteil, er geriet geradezu in Euphorie. Natürlich, sie mussten angeschnallt bleiben, der Flug ging weiter. Doch er konnte seinen Kugelschreiber vor sich in der Luft schweben lassen, und wenn er ihn sacht mit den Fingerspitzen anstieß, rotierte das Ding vor ihm herum, tanzte, eierte. Faszinierend.
    Er musste an alte Fernsehbilder von Weltraummissionen denken und an das, was sein Vater über Apollo 11 erzählt hatte. »Damals haben wir geglaubt, jetzt wird alles möglich«, hatte Dad mehr als einmal gesagt, mit verklärtem Glanz in den Augen. »Wir dachten, das ist der Aufbruch ins All, jetzt gibt es keine Grenzen mehr. Ich war überzeugt, dass meine Kinder auf dem Mond leben werden, meine Enkel auf dem Mars und dass meine Urenkel zu fremden Sternen aufbrechen.«
    Was das anbelangte, hatte Adamson seinen Vater zeitlebens für naiv gehalten. Die Mondlandung, das gehörte für ihn in eine Reihe mit dem Sommer von ’68, Hippies, freier Liebe, LSDund Flower Power . Damals hatte ganz Amerika eine wilde Party gefeiert; klar, dass man an so was verklärt zurückdachte.
    Aber jetzt und hier, in einem Space-Shuttle sitzend, auf dem Weg zu einem absolut unglaublichen Objekt, verstand er seinen Vater zum ersten Mal. Aufbruch ins All, jawohl!
    »Da ist sie«, sagte Jackson plötzlich.
    Durch das Fenster sah man einen hellen Fleck, der zu groß war, um ein Stern zu sein. Die Raumstation. Das Habitat in seiner rund achtzehnhundert Meilen hohen Umlaufbahn um die Erde. Das Ziel ihrer Mission.
    Der Fleck wurde rasch größer, wuchs zu einem verwaschenen Kreis, war bald größer als die eingedellte Scheibe des Mondes, wuchs und wuchs, während sie sich ihm näherten. Die Raumstation war ein Koloss. Sechs Meilen lang! Ihr Shuttle war verglichen damit nur eine Fliege, die auf einen Lastwagen zuflog. Selbst ein Flugzeugträger, hätte man es geschafft, ihn ins All zu hieven, wäre klein dagegen gewesen, ach was, sogar ein ausgewachsener Öltanker hätte zwergenhaft ausgesehen gegen diese fliegende Stadt, die da vor ihnen aufwuchs!
    Sich vorzustellen, dass dieses unvorstellbar große Gebilde Atom für Atom zusammengesetzt worden war, wie Hiroshi in seiner Videoansprache erklärt hatte, von Quadrillionen von Nano-Assemblern! Nicht zu fassen.
    Nun war tatsächlich alles möglich.
    Aber das ist alles geklaut , sagte sich Adamson verbissen. Hiroshi Kato hat sich nur eine fremde Technologie zunutze gemacht, weiter nichts.
    Sie flogen über das Ding hinweg. Er musste unwillkürlich an Star Wars denken, an die Sequenz, in der Luke Skywalker und die anderen den Todesstern angriffen. Alles war so riesig, so endlos, so randvoll bebaut mit seltsamen Aggregaten, Antennen, Maschinen …
    »Man wartet irgendwie darauf, dass Darth Vader auftaucht«, meinte Ilena zu ihm, und der Pilot lachte zustimmend.
    Sie dachten alle dasselbe! Das berührte ihn eigentümlich. Ermusste blinzeln, hatte etwas im Auge. Verdammt noch mal – er bewunderte Kato! Hatte ihn schon immer bewundert, es sich nur nie eingestanden. Hiroshi Kato war ein Genie, wenn er jemals im Leben einem begegnet war; er hatte das bloß nie gesehen, hatte sich nur bedroht gefühlt … Wie idiotisch. Kato hatte es durchgezogen, war dabei, Geschichte zu schreiben, den Weg der Menschheit in eine andere, bessere Zukunft zu lenken. Und er, Bill Adamson, war ihm immer noch gram, weil dieser magere kleine Japse damals auf eine Idee gekommen war, die ihm selber hätte einfallen können, wenn … ja, wenn sie ihm eben eingefallen wäre .
    Die Raumstation rotierte langsam. Es stimmte also. Radarmessungen hatten das ergeben, und Raumfahrtexperten hatten es erwartet. Es war einfach sinnvoll, eine große zylindrische Raumstation rotieren zu lassen, weil auf diese Weise an der Innenseite eine Art Pseudoschwerkraft entstand.
    Das hieß allerdings auch, dass ein Andocken auf der Außenseite praktisch unmöglich war.
    Jackson steuerte den Shuttle nun über die Stirnseite, mit kleinen Stößen aus den Steuerdüsen, die sich anhörten, als klopfe jemand mit einem Hammer gegen die Außenhülle. Sie näherten sich der

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