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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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    »Wenn es nach dir ginge, würdest du alle deine Kleider tragen, bis sie dir in Fetzen vom Leib fallen«, regte sich Mutter auf, als er in der Umkleidekabine anhaltendes Desinteresse an Bekleidungsfragen zur Schau trug.
    »Wenn es nach mir ginge«, erwiderte Hiroshi, »dann würde Kleidung überhaupt nie kaputtgehen. Und mitwachsen würde sie auch.«
    »Na, dann erfind das mal. Aber bis dahin wirst du wohl oder übel noch ein paar Hosen anprobieren müssen«, sagte sie und hielt ihm weitere drei Beinkleider hin, die in seinen Augen auch nicht anders aussahen als die, die er schon anprobiert hatte.
    Doch in den Zeiten, in denen er nichts anderes tun musste, dachte Hiroshi nach. Über seinen Vater. Über reiche und arme Leute. Darüber, ob die Welt besser wäre, wenn es keine reichenLeute gäbe. Sollte man sich das wünschen? Dass alle arm blieben? Irgendwie kam ihm das auch nicht richtig vor.
    »Eigentlich sind wir doch nicht arm«, erklärte er seiner Mutter eines Morgens beim Frühstück. »Ich meine, wir haben doch alles, oder?« In diesem Moment fiel ihm der Omnibot ein, den er gerne gehabt hätte, der aber viel zu teuer war. »Zumindest alles, was wir brauchen.«
    Mutter nickte. »Ja, aber nur, weil ich arbeite. Wenn ich nicht mehr arbeiten würde, dann hätten wir nächsten Monat nichts mehr zu essen und übernächsten Monat keine Wohnung mehr.«
    »Und reiche Leute? Arbeiten die nicht?«
    »Nein. Die kommandieren nur andere Leute herum. Das können sie, weil sie reich sind und die anderen Leute ihr Geld brauchen. Und die lassen sie für sich arbeiten, damit sie reich bleiben .«
    Das leuchtete Hiroshi ein. Endlich verstand er etwas ganz Grundlegendes: »Die reichen Leute brauchen die armen Leute, damit die die Arbeit erledigen!«
    »Genau so ist es«, sagte seine Mutter und sah auf die Uhr. »Und deswegen muss ich jetzt los.«
    Nachdem sie gegangen war, blieb Hiroshi noch lange am Tisch sitzen und fühlte sich wie geblendet von der plötzlichen Erkenntnis.
    Es ging, was Reichtum anbelangte, in Wirklichkeit gar nicht um Geld , wie alle immer dachten. Es ging darum, wer die Arbeit tat!
    Diese Erkenntnis, so einleuchtend sie Hiroshi erschien, entmutigte ihn zugleich. Denn das hieß ja, dass es niemals so weit kommen konnte, dass alle Leute reich waren: weil dann niemand mehr übrig wäre, der all die Arbeit tat, die nun einmal getan werden musste!
    Später, nachdem er den Tisch abgeräumt hatte (noch eine Arbeit, die jemand tun musste), stand er lange am Fenster und sah hinab auf die Botschaftervilla und den großen Garten. Er dachte daran, wie prächtig das Haus innen ausgestattet war. Auch wenner selber nicht so hätte wohnen wollen, einen solchen Garten und so viel Platz hätte er eines Tages auch gern gehabt.
    Doch es war viel Arbeit nötig, um so ein Anwesen zu unterhalten, das wusste er von seiner Mutter. Die Botschaft beschäftigte einen Gärtner, der den ganzen Tag nichts anderes tat, als den Garten zu versorgen. In der Villa arbeiteten Köche, Kellner, Putzfrauen, Chauffeure, Wächter und so weiter, damit die Familie des Botschafters sich um nichts kümmern musste. Damit diese drei Leute reich sein konnten, mussten eine Menge anderer Leute arbeiten, für die wiederum niemand arbeitete, weil sie eben nicht reich waren. Deshalb blieb die Arbeit an ihnen hängen.
    Hiroshi ließ den Kopf nach vorn sinken, bis er mit der Stirn das kühle Glas berührte. Er arbeitete nicht gern, wenn er ehrlich war. Nicht, wenn das bedeutete, Dinge tun zu müssen, zu denen er keine Lust hatte. Und das bedeutete es in der Regel; das sah er ja an seiner Mutter. Wäsche zu waschen gehörte wahrhaftig nicht zu den Tätigkeiten, die sie mit Begeisterung erfüllten.
    Tatsächlich ging er nicht mal besonders gern zur Schule. Gut, hin und wieder erfuhr man etwas, das interessant war, aber lohnte das den Aufwand? Wenn er die Zeit einfach in einer Bücherei hätte verbringen dürfen, hätte er mehr gelernt und interessantere Dinge noch dazu.
    Und später im Leben …? Man musste sich in der Schule anstrengen, um gute Noten zu bekommen, weil man dann einen guten Studienplatz und später mit einem guten Abschluss eine gute Stellung in einer guten Firma bekommen würde. Das war es, was sie einem immer erzählten; seine Mutter auch. Aber wenn er versuchte, sich das vorzustellen, ganz konkret, dann konnte er es nicht. Oder jedenfalls nicht so, dass er das Gefühl bekam, es würde eine tolle Sache werden.
    Einfach reich zu sein,

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