Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge
Endes sie gewinnen würden – schließlich war einer der beiden anderen ein Neger!
Der Umkleideraum war von Dampfschwaden erfüllt und roch wie eine Marktübersicht der teuersten Herrenparfüms und Duschgels. Als sie unter der Dusche standen, fragte Todd, ob er vorhabe, am Samstag auf das Fest zur Eröffnung des Phi-Beta-Kappa-Verbindungshauses zu gehen.
»Ich geh doch nicht auf dieselbe Party wie meine Freundin, Mann!« Bennett hielt sein Gesicht mit geschlossenen Augen in den warmen Strahl der Dusche und versuchte, nicht allzu intensiv an die Party zu denken, auf die er stattdessen gehen würde. Sie fand im Verbindungshaus der Epsilon-Omega-Verbindung statt, würde alles andere als groß sein, aber dafür würde es weitaus dreckiger zugehen. Und vor allem würde jede Menge Frischfleisch da sein, Erstsemester aus den Frauenstudiengängen. Wenn er von dort nach Hause kam, ohne wenigstens zweimal eingelocht zu haben, dann hatte er was falsch gemacht.
Wie gesagt: Er durfte nicht allzu intensiv darüber nachdenken, sonst bekam er noch hier unter der Dusche einen Ständer.
Danach, draußen, ließ er sich Zeit. Er hatte es nicht eilig. Erölte sich gemächlich ein, splitternackt und in dem Bewusstsein, hervorragend auszusehen. Er wusste, dass ihn viele ebenso neiderfüllt wie verstohlen beobachteten, und genoss es.
Ein metallisches Knallen, als Lester, der verrückte Vogel, vom anderen Gang aus auf die Spinde sprang und von oben auf ihn herunterrief: »JB, was hört man da für Gerüchte? Du gehst der Frauenwelt verloren?«
Bennett sah amüsiert hoch. »Was?«
»Es heißt«, rief Lester, »auf Bostons Brücken drängeln sich verzweifelte Frauen, um sich in die Tiefe zu stürzen …«
Jetzt war er endgültig Mittelpunkt der Szene, alle Augen auf ihn gerichtet.
»Ja, es soll jetzt was Ernstes sein«, fuhr Lester fort. »Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise verwenden gar das schreckliche Wort …« Er flüsterte es, aber laut genug, dass es jeder hören konnte: »Verlobung!«
»Jetzt mal halblang.« Bennett reckte sich nach seinem Handtuch, band es sich gelassen um die Hüften. »Ihr kennt doch mein Motto. Man kann nicht alle Frauen auf der Welt vögeln …«
Lester hob die rachitische Brust und trommelte begeistert auf die Spinde ein. »Und jetzt alle!«, rief er.
Und so vollendete der Chor der Männer, was James Michael Bennett hatte sagen wollen: »… aber das ist kein Grund, es nicht zu versuchen!«
Das Gejohle war groß und Bennett mal wieder der Held des Tages.
»Echt?«, wollte Todd wissen, als sie über den Parkplatz gingen. »Ihr wollt euch verloben?«
Bennett blieb vor seinem Jaguar stehen. »Warum nicht?«, meinte er grinsend und warf seine Sporttasche auf den Rücksitz. »Sie wird sich daran gewöhnen, dass verheiratete Könige schon immer Mätressen hatten.«
Dorothy Golding war erleichtert, als sie das Auto endlich abgestellt hatten und über eine sommerlich blühende und duftendeWiese auf ein kleines Wäldchen zumarschierten. Sie trug den Picknick-Korb, Hiroshi die Decke. Hiroshi, der ein totaler Stadtmensch und nur mit viel Mühe in die Natur zu locken war.
Aber nun hatte es ja doch geklappt.
Dorothy hatte sich mit diesem Ausflug viel Mühe gegeben. Es war nicht leicht gewesen, diesen romantischen, abgeschiedenen Platz zu finden, und auch nicht einfach, es so aussehen zu lassen, als seien sie ganz zufällig hier gelandet. Sie hatte Sandwiches vorbereitet, die besten, die sie kannte, einen Nudel- und einen Kartoffelsalat und zum Nachtisch die Mascarpone-Creme, die Hiroshi so mochte, in kleinen, verschließbaren Plastikbechern, die sie eigens gekauft hatte.
»Schmeckt es dir?«, vergewisserte sie sich, als sie schließlich gemütlich im Halbschatten saßen, die weite Wiese vor und sanft rauschende Baumwipfel über sich.
»Ja«, erwiderte Hiroshi mampfend. »Schmeckt toll.«
Sie betrachtete ihn skeptisch. Er war mitgekommen, aber wie so oft hatte sie auch jetzt den Eindruck, dass er nicht wirklich da war, sondern immer noch in der Welt seiner Gedanken.
Dabei war das hier ein so schöner Ort. Dies wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, um einander romantische Dinge zu sagen. Dinge wie »Ich liebe dich« zum Beispiel. Selbst für einen Heiratsantrag wäre es kein schlechter Ort gewesen …
Damit rechnete sie allerdings gar nicht. Noch nicht. Sie würde sich noch viel Mühe geben müssen, ehe Hiroshi so weit war.
Aber wenn er wenigstens einfach nur bei ihr gewesen wäre …
Nach dem
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