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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wiederholen.
    In dem Moment, in dem er die SMS abschickte, tauchte der rotblonde, picklige Kopf eines seiner Kommilitonen auf. Patrick oder so.
    »Sag mal«, wisperte der, »ich hab jemand sagen hören, dass du den ›Zauberstab‹ erfunden haben sollst. Ich meine dieses Ding, das in allen Baumärkten rumliegt. Stimmt das?«
    Hiroshi nickte. »Yep.« Das war eine Erfindung, die er gegen Ende seines ersten Jahrs am MIT gemacht hatte. Nichts Besonderes; das Gerät bestand einfach aus zwei Digitalkameras mit Fischaugenobjektiven, in definiertem Abstand voneinander montiert, sodass man perspektivische Bilder bekam, mit denen man arbeiten konnte. Das einzige Hakelige war die Bilderkennungssoftware gewesen. Da hatte er ein paar Wochen lang die Nächte durchprogrammieren müssen. Aber seither funktionierte das Ding wie gedacht: Man musste es nur in die Höhe halten, zwei bis dreimal abdrücken und es per USB an einen Computer anstöpseln, und schon hatte man ein exakt vermessenes 3-D-Modell des Raumes, in dem man sich aufhielt. Ein Modell, das man anschließend in ein beliebiges CAD-Programm laden konnte, inklusive der Abmessungen und Positionen eventuell herumstehender Möbel.
    »Wahnsinn«, meinte Patrick oder so. »Mein Vater hat ’ne Firma, die Innenausstattungen herstellt. Er hat zwei Dutzenddavon im Einsatz und sagt, das sei die beste Erfindung seit dem Toastbrot!«
    »Toastbrot?« Hiroshi musste lachen. »Das hat bis jetzt noch niemand gesagt.«
    Er hatte die Erfindung mithilfe der Universität zum Patent angemeldet und lizenziert. Das brachte ihm seither mehr als genug ein, um Studiengebühren und Lebensunterhalt auch ohne Unterstützung seines Vaters zu finanzieren.
    »Wie kommt man auf so eine Idee?«, wollte Patrick oder so wissen.
    Hiroshi hob die Schultern. »Das war eine simple Anwendung aus der Robotertechnik: Orientierung im Raum mithilfe optischer Sensoren. Außerdem habe ich damals gerade mein Zimmer neu tapeziert und es gehasst , alle Wände abzumessen …« Sein Handy meldete sich wieder. »Du entschuldigst?«
    »Ja, klar.« Patrick oder so verschwand wieder.
    Es war noch einmal Dorothy. Jane+Boris wollen uns Sa-abend einladen. Hiroshi verzog das Gesicht. Jane war eine Freundin von Dorothy, noch aus ihrer Highschool-Zeit, und Boris war ihr Macker, ein ausgesprochen unerträglicher Investmentbanker.
    Und außerdem war Samstagabend die Party, zu der ihn Rodney schleppen wollte.
    Samstag hab ich keine Zeit , schrieb er. Dann musste er an ihren Ausflug denken und an das Spiel von Sonnenschein und Schatten auf ihren Brüsten, und er fügte hinzu: Sorry!
    Diesmal schaltete er das Handy ab, nachdem er die SMS verschickt hatte.
    Keine Sekunde zu früh, denn Professor DeLouche betrat den Seminarraum, womit das Seminar »Kybernetik und Gesellschaft«, eines jener interdisziplinären Seminare, die zum Pflichtprogramm gehörten, in eine neue Runde ging. Wobei man zugeben musste, dass es eine kluge Idee gewesen war, dieses Seminar zur Pflicht zu machen, denn andernfalls hätte keiner der Anwesenden seine Zeit darauf verschwendet.
    DeLouche war ein Mann mit der für einen Universitätsprofessor ungewöhnlichen Statur eines Holzfällers. Er trug einen grauen Spitzbart, und eine dünnrandige Brille sorgte für den nötigen intellektuellen Touch. Seine langgliedrigen Hände aller dings waren bis an die Fingernägel behaart, was Hiroshi eher unappetitlich fand.
    Es ging natürlich um die Hausarbeiten, die sie per Mail abgegeben hatten. Und aus der Art, wie DeLouches Augen bei Hiroshis Anblick aufblitzten, war zu schließen, dass es vor allem um seine Hausarbeit gehen würde.
    DeLouche setzte sich, wie es seine Gewohnheit war, auf die Vorderkante seines Tisches, Ausdrucke der Arbeiten in Händen, ließ seinen Blick einmal die Runde machen und sagte dann tatsächlich: »Beginnen wir mit der überaus diskussionswürdigen Arbeit von Mister Kato. Er hält es interessanterweise für wünschenswert , dass Roboter uns alle arbeitslos machen.«
    Er bedachte Hiroshi mit einem Blick, ätzend wie Salzsäure.
    »Genau«, erwiderte Hiroshi. »Das ist das erklärte Ziel aller technischen Entwicklung.«
    Die vierundzwanzig anderen Studenten schnappten hörbar nach Luft. So hatte sich noch niemand mit Professor DeLouche angelegt!
    »Faszinierend«, meinte DeLouche mit gefährlich klingendem Sarkasmus in der Stimme. »Hätten Sie die Freundlichkeit, uns das ein bisschen ausführlicher zu erläutern?«
    Hiroshi hob ungerührt die

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