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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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finden konnte.
    Kurz vor Mitternacht stand er bei denen, die von der Dachterrasse aus den Abzug der Honoratioren verfolgten. Die teilweise hochbetagten Herrschaften taperten höchst gemächlich die große Fronttreppe hinab, immer noch plaudernd, lauthals lachend und merklich unsicheren Schritts. Eine Kette von Limousinen war vorgefahren. Ein paar Freshmen trugen den Ehemaligen Sommermäntel und sonstige Utensilien nach, öffneten die Wagenschläge und was sonst nötig war, die alten Leutchen anständig vom Platz zu bringen.
    Rodney hatte endlich ein Mädchen gefunden, das sich von ihm das Fermi-Paradoxon erklären ließ. Die beiden saßen auf einer der wenigen Polsterbänke in einer Ecke der Dachterrasse und würdigten das Schauspiel vor dem Haus keines Blickes.
    »Enrico Fermi«, erklärte Rodney gestenreich, »war ein italienischer Kernphysiker, der vor den Nazis nach Amerika geflüchtet ist. Er hat den Nobelpreis gekriegt, war also ein anerkannt kluger Mann. Und er hat sich Gedanken über Aliens gemacht, schon vor über fünfzig Jahren, das muss man sich mal vorstellen! Das beweist eindeutig, dass das nicht bloß ein Thema für Spinner ist, oder?«
    Das Mädchen kicherte, aber auf eine sympathische Weise. Hiroshi beobachtete die beiden einen Moment lang. Er hätte ja gewettet, dass Rodney bereits jeden in Boston lebenden Menschen mit seinen Theorien belabert hatte: So konnte man sich täuschen.
    Das Mädchen war ein bisschen pummelig. Sie hatte einen Wischmopp von Frisur und hätte besser in pseudoindische Schlabberklamotten gepasst als in die engen Jeans und das knallenge Top, aber irgendwie fand Hiroshi sie nett. Knuddelig. Und zu Rodney hätte sie irgendwie gepasst.
    »Also, schon Fermi hat gesagt, so groß, wie das Universum ist, mit all den Hunderten von Milliarden Galaxien, in denen es jeweils wieder Milliarden von Sternen gibt, die möglicherweise Planeten haben, ist es einfach aus rein statistischen Gründen wahrscheinlich, dass es noch andere Lebewesen wie uns gibt. Aber, hat er weiter gefragt, wenn das so ist und es Aliens gibt – warum sind sie dann nicht hier?«
    »Sie wohnen eben zu weit weg, oder?«, meinte das Mädchen mit großen Augen.
    Unten warteten nur noch fünf Autos. Die grauhaarigen Fahrgäste, für die sie bestimmt waren, standen vor den offenen Türen und konnten sich nicht voneinander losreißen. Derweil trug man bereits Teile eines Schlagzeugs seitlich die Treppe hinauf, Lautsprecherboxen, Kabel, Mikrofonständer, direkt in den großen Saal.
    »Gleich geht’s richtig los!«, freute sich jemand neben Hiroshi.
    Hiroshi fragte sich, wie das wohl aussehen würde, wenn es »richtig losging«. Er hatte keinerlei Vorstellung davon. Zogen sich dann alle aus und stürzten sich in dionysische Orgien? Wurden dann die Drogen ausgepackt? Er fühlte sich gerade selber wie ein Alien, das es auf die Erde verschlagen hatte, um anthropologische Studien zu betreiben.
    In der wabernden Dunkelheit hörte er Rodney kichern. »Ja, klar wohnen die weit weg. Aber das ist eben der Knackpunkt. Fermi hat sich nämlich Folgendes überlegt: Wenn die Aliens wie wir sind, dann entwickeln sie eines Tages auch die Raumfahrt. Und wenn sie die Raumfahrt entwickeln – das muss man ein bisschen weiterdenken, was da im Prinzip möglich ist und was nicht …«
    »So wie bei Star Trek? Mit Warpgeschwindigkeit fliegen?«, fragte das Mädchen.
    »Das zum Beispiel wird wahrscheinlich immer unmöglich bleiben. Schneller als Licht kann man sich nicht fortbewegen. Aber das heißt nicht, dass man deswegen nicht zu anderen Sternen fliegen kann. Man kann es nur nicht mit solchen Raumschiffen wie in den Filmen. Vielleicht wird man einen Asteroiden aushöhlen, zu einem Generationenraumschiff umbauen und damit auf eine Reise gehen, die Jahrhunderte dauert. Vielleicht werden es irgendwelche Sektierer sein, die eines Tages das Sonnensystem verlassen, die Pilgerväter der Zukunft – wer weiß?«
    »Ach so. Und dieser Fermi hat gemeint, die Aliens würden das bestimmt auch so machen?«
    »Genau. Und dann hat er ausgerechnet, wie schnell sie vorwärtskommen würden, immer von Stern zu Stern. Das sind absolut faszinierende Berechnungen, die muss ich dir bei Gelegenheit mal ausführlich erklären. Auf jeden Fall hat er berechnet, dass man, selbst wenn man von Stern zu Stern Jahrhunderte braucht, trotzdem innerhalb kürzester Zeit, verglichen mit dem Alter der Erde zum Beispiel, die gesamte Milchstraße besiedeln könnte. Wenn die Aliens vor

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