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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sieht?«
    Hiroshi nannte ihm die Nummer, er tippte sie in sein Handy und ging dann hinaus in den Flur.
    »Hi, Dorothy, ich bin’s, Rodney«, hörte er ihn gleich darauf rufen. »Mein geisteskranker Wohngenosse hat mir gerade alles gestanden, und da wollte ich sehen, ob du okay bist … ja … ja, verstehe …«
    Eine längere Pause trat ein. Hiroshi seufzte. Nun fiel ihm doch ein Stein vom Herzen, dass sie wohlauf war.
    »Ja, genau«, vernahm er Rod wieder. »Ein Idiot. Seh ich auch so. Ein Vollidiot. Absolut. Ein Riesenidiot. Unbedingt …«
    In diesem Stil ging es noch eine Weile weiter, bis es Rodney gelang, das Gespräch zu beenden. Eine dunkle Wolke schien ihn zu umhüllen, als er zurück in die Küche kam. Ohne ein Wort trat er an den Herd, schob die Pfanne zurück auf die heiße Platte, gab Gewürze und Tomaten ins Fett und begann wild zu rühren.
    »Okay«, räumte Hiroshi ein, »sie hat es wohl doch nicht mit so viel Fassung getragen, wie ich dachte. Vielleicht hatte ich nur den Eindruck, weil es noch früh am Morgen war. Dorothy hat es nicht so mit früh aufstehen, schon gar nicht sonntags.«
    Rodney rührte noch wilder. Wütend geradezu. »Du bist echt völlig durchgeknallt, weißt du das?«, brach es aus ihm heraus. »Man setzt ein Mädchen wie Dorothy doch nicht einfach so an die Luft! Aus einer Laune heraus und halb besoffen!«
    »Das war keine Laune. Das war Schicksal.«
    »Blödes Geschwätz.«
    »Es wäre unehrenhaft gewesen, die Beziehung fortzusetzen, ganz einfach. Es gab keine Alternative.«
    »Jetzt redest du wie ein Japse.«
    »Und du wie ein Chicano.«
    Rodney knallte den Deckel auf die Pfanne, drehte die Hitze herunter und machte sich geräuschvoll daran, die tiefgekühlten, vorgebackenen Tortillas in den Backofen zu befördern. Hiroshi schwieg. Sein Part war es, starken Kaffee zu kochen, und das hatte die Kaffeemaschine schon erledigt.
    Gestern Abend waren Rodney und das Mädchen mit den Strubbelhaaren irgendwann verschwunden gewesen. Rodney hatte behauptet, nach Hiroshi gesucht, ihn aber nicht gefunden zu haben, was einigermaßen seltsam war, denn Charlotte und er hatten einfach auf der hinteren Terrasse gesessen und geredet, bis jemand gekommen war, um sie hinauszuwerfen. Danach waren sie zu ihr gefahren, um weiterzureden. Hiroshi hatte schließlich ein Taxi genommen. Rodney war von seiner Strubbelmaus nach Hause gebracht worden: Das hieß, das Auto stand noch in Harvard.
    Sie habe ihn zum Abschied geküsst, hatte Rodney erzählt, nicht ohne Skepsis. Rodney war eigen mit Frauen. Er tat sich beneidenswert leicht, sie anzusprechen und für sich einzunehmen, aber er verliebte sich nur sehr, sehr vorsichtig: Eine, die gleich mit ihm ins Bett wollte, disqualifizierte sich bei ihm unwiderruflich.
    Aber sie würden sich wiedersehen. Eine Chance hatte Strubbelmaus noch.
    »Dorothy hat dich wirklich geliebt«, grummelte Rodney endlich. »Die hätte alles für dich getan. Wirklich alles. Mann!«
    »Ich weiß«, bekannte Hiroshi. »Aber ich habe sie nicht geliebt. Das war mir nur nicht klar. Bis heute eben.«
    »Wer ist denn nun überhaupt diese Frau deines Lebens?«
    Hiroshi räusperte sich. »Ihr Name ist Charlotte Malroux –«
    »Wie bitte?«, unterbrach ihn Rodney verdutzt.
    »Charlotte Malroux«, wiederholte Hiroshi. »Sie ist Französin. Die Tochter eines Botschafters und –«
    »Ist nicht wahr!« Rodney ließ sich auf den nächstgelegenen Küchenstuhl fallen. Seine Fähigkeit, fassungslos dreinzublicken, erreichte einen neuen Höhepunkt. Allerdings hatte er heute ja auch schon reichlich Gelegenheit gehabt zu üben.
    »Wieso?«, wunderte sich Hiroshi. »Kennst du sie?«
    Rodney kniff die Augen zusammen, rieb sich die Schläfen. »Mann, Mann, Mann! Du bist ja noch durchgeknallter, als ich es je für möglich gehalten hätte.« Er sah hoch und gab einen äußerst unlustigen Lacher von sich. »Also, ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, wie ich dir das sagen soll, aber hast du dir eigentlich irgendwann zwischen gestern Abend und deinem Auftritt heute Morgen auch mal Gedanken darüber gemacht, wie deine Chancen stehen? Weil, wir sprechen hier von Charlotte Malroux, dem anerkannt heißesten Feger, den Harvard in diesem Jahrzehnt gesehen hat. Wir sprechen von einer Frau, die auf einer Skala von eins bis zehn mindestens eine Zwölf ist. Charlotte Malroux könnte Fotomodell spielen, ohne dass sie dazu auch nur einen Schminkkasten aufmachen müsste …Ich meine – hallo, was glaubst du, wie viele

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