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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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herablassend von Brenda – er nannte sie meistens »das Pummelchen«, was nun wirklich übertrieben war –, aber er hatte zugesagt zu kommen und zu helfen. So halb und halb zumindest. Richtig sicher konnte man sich bei ihm nie sein; James hatte einen ausgesprochenen Hang zu spontanen Entschlüssen.
    Ja, vielleicht war es gar keine schlechte Idee, wenn die beiden sich kennenlernten. »Ich frag ihn, falls er sich wieder meldet«, versprach sie.
    »Na, der meldet sich doch bestimmt wieder, oder?«, meinte Brenda.
    »Also gut: Sobald er sich meldet.«
    Natürlich würde er sich wieder melden. Nach dieser Nacht, sagte sich Charlotte, würde sie vor allem verhindern müssen, dass Hiroshi sich in sie verliebte.
    Das Erwachen war mühsam und schmerzhaft, und im ersten Moment wusste James Michael Bennett nicht, wo er war. In seinem eigenen Bett, stellte er fest. Das fand er schon mal beruhigend.
    Nicht, dass er es nicht bisweilen genoss, in einem völlig fremden Bett aufzuwachen, neben einer Frau, deren Namen er nicht kannte … Das konnte mächtig erregend sein. Verwegen. Abenteuerlich. Aber es musste der Tag dafür sein, und der war heute nicht.
    Es hatte etwas mit der vergangenen Nacht zu tun. So nach und nach fiel ihm das meiste davon wieder ein. Wie er in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen war, während der Nachthimmel gerade begonnen hatte, gläsern zu werden, die Konturen der Stadt sich aus dunkelblauem Dunst schälten. Schlecht war ihm gewesen, elend geradezu, und dass er sein Auto benutzt hatte, durfte man als ausgesprochen leichtsinnig betrachten.
    Diese verdammten Drinks in der Epsilon-Omega-Bar! Vielleicht sollte man sich mal dafür interessieren, was die da eigentlich so alles reinmischten?
    Jemand war ihm begegnet, unten in der Halle. George, genau. Der Butler hatte ihn die Treppe hinauf begleitet, hatte ihm noch irgendwelche Tabletten mit einem Glas warmem Wasser gebracht. Ob er die Dinger auch genommen hatte, daran erinnerte sich James allerdings nicht mehr. Wenn, dann hatten sie nicht viel genützt.
    Er kam schließlich hoch und schaffte es, sich in die Dusche zu schleppen. Hinterher war sein Kopf wieder einigermaßen auf Touren, so weit zumindest, dass er darüber nachdenken konnte, ob er zuerst frühstücken sollte – obwohl man das um diese Zeit wohl kaum noch so nennen durfte; wie spät war es eigentlich?Halb zwei schon! Na Klasse –, oder ob er vorher erst ein paar Bahnen im Pool schwamm oder eine Runde im Park joggte.
    Nein, er würde gleich frühstücken, entschied er. Er ließ das Handtuch fallen und ging splitternackt durch sein großes, von Sonnenlicht durchflutetes Zimmer. George hatte ihm frische Kleidung hingelegt und auch die Post vom Samstag, auf einem silbernen Tablett, genau so, wie er es liebte. Ein dicker Brief aus England war dabei, sieh an! Den nahm er sofort an sich, vergewisserte sich, dass er tatsächlich von jenem Londoner Genealogen und Wappenkundler stammte, den er vor einiger Zeit beauftragt hatte, die Herkunft der Familie Bennett zu erforschen, und riss ihn ungeduldig auf.
    Er überflog das Schreiben, das der eigentlichen Studie beilag. Schweres Briefpapier, beeindruckendes Wappen, geprägt und mit Golddruck, aber da stand was von Bedauern und dass keine Spuren einer Verbindung in den britischen Adel feststellbar seien. Einige Linien ließen sich trotz äußerster Bemühungen nur unzureichend dokumentieren , schrieb der Mann weiter, doch nach meiner beruflichen Erfahrung sind diese ohnehin wenig vielversprechend.
    Der letzte Satz lautete: Beachten Sie bitte die beiliegende Kostennote.
    James blätterte die Studie durch. Abstammungslisten, Stammbäume, Namensverzeichnisse. Im Grunde dasselbe wie bei allen Expertisen bisher – Vorfahren, die Fassbinder gewesen waren, Totengräber, Landwirte, Seeleute oder Schuhmacher. Weiter nichts. Kein Duke, kein Earl, kein Viscount – nicht einmal ein popeliger Baronet, nicht ein einziger!
    Er zog eine Schublade seiner Kommode auf, stopfte die Papiere verärgert hinein. Man hatte ihm den Londoner Spezialisten als den besten seines Fachgebiets empfohlen, aber offenbar taugte er auch nicht mehr als all die anderen bisher.
    Er zog sich an und ging hinab in die Küche. Madeleine war da, schien auf ihn gewartet zu haben. Was er frühstücken wolle, fragte sie.
    »Mach mir Schinken mit Rührei und ein Käsesandwich.«James angelte sich die Zeitung vom Samstag aus der Ablage; er hatte gestern keine Zeit gehabt, die Sportberichte zu

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