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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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er immer so, dass man das Gefühl hatte, er meine es auch so. Außerdem sah er verdammt gut aus. Und er war stark, eine Verkörperung animalischer männlicher Energie. Und so weiter. Charlotte schloss die Augen, überließ sich seinen Küssen. Sie spürte seine Erregung. Klar, sie war ohnehin davon ausgegangen, dass er heute mit ihr schlafen wollen würde, aber das fühlte sich an, als habe er das Restaurant völlig vergessen und wolle sie sofort . Was nicht das erste Mal gewesen wäre.
    Doch in dem Moment ließ er sie wieder los, zauberte von irgendwoher eine Klarsichtbox mit einem wunderbaren Orchideengesteck herbei und reichte es ihr mit den Worten: »Für die schönste Frau der Welt.«
    Nicht originell, wie gesagt, aber es wirkte trotzdem. Ihre Finger zitterten beinahe, als sie das Gesteck an ihrem Kleid befestigte. Ein schwerer, betörender Duft ging davon aus; Charlotte kam sich im ersten Moment wie eine jener Insektenköniginnen vor, die die Männchen mit Pheromonen anlocken, um sie nach dem Geschlechtsakt zu verspeisen.
    »Ist heute eigentlich irgendein besonderer Tag?«, musste sie fragen. Normalerweise vergaß sie keine Jahrestage, Geburtstage und dergleichen.
    James sah ihr hingebungsvoll in die Augen. »Jeder Tag mit dir ist ein besonderer Tag«, erklärte er mit irritierender Ernsthaftigkeit. »Und wir gehen heute ins Altair .«
    Charlotte blinzelte. Das sagte ihr irgendetwas. »Altair?«
    »Cuisine française!« , rief James.
    Wie immer, wenn er sich an Französisch verging, erschauderte sie. »Und wieso auf einmal?«
    »Probeessen. Mutter meint, wir könnten unsere Verlobung dort feiern.«
    »Ah.« Das war wieder einer dieser Momente, in denen sie das Gefühl hatte, irgendetwas Wichtiges nicht mitbekommen zu haben. Seine Mutter? Was hatte das zu bedeuten? Das klang,als seien da schon Vorbereitungen im Gange, von denen sie gar nichts wusste – und dabei hatten sie sich noch nicht einmal Gedanken über ein Datum gemacht. Er hatte nur gefragt, willst du? Und sie hatte gesagt, Ja, und sich den Ring anstecken lassen – mit einem Diamanten darin, den ein Arbeiter in Südafrika gefunden hatte, der den Arzt für seine kranke Tochter nicht bezahlen konnte. Sie trug ihn nicht, worüber James enttäuscht war, aber irgendwie war sie noch nicht so weit, ihm von ihrer merkwürdigen Gabe zu erzählen.
    Sie brachen auf. Als sich Charlotte auf das weiche, warme Leder des Beifahrersitzes setzte, machte James ein anzüglich klingendes Kompliment, das im satten Klang der zufallenden Wagentüren unterging. Irgendwas von wegen, dass er das Leder beneide oder so.
    Charlotte konnte nur schief lächeln. Seltsam – die Vorstellung, heute Abend mit James ins Bett zu gehen, erregte sie nicht wie sonst. Am meisten hätte ihr die Aussicht gefallen, nach dem Essen einfach nach Hause fahren, ins Bett fallen und schlafen zu können. Tatsächlich fühlte sie sich, als würde sie auf der Stelle einschlafen, wenn sie heute die Augen länger als zehn Sekunden schloss.
    Die Nacht war schlicht zu kurz gewesen.
    James fuhr, wie er Sex machte: zielstrebig, zügig, kraftvoll. Das und die solide wirkende Konstruktion des Fahrzeugs ließen Charlotte sich an seiner Seite sicher fühlen. Das Einzige, was sie an dem Jaguar stets aufs Neue irritierte, war, dass man die Welt ringsumher zwar sah, aber nichts von ihr hörte. Der Motor summte, doch man hörte sich auch mitten im dichtesten Verkehr noch selber atmen. Wenn sie hinaussah, hatte sie immer das Gefühl, von aller Welt abgeschnitten zu sein. Als seien die Häuser, die anderen Autos und die Fußgänger da draußen nur Projektionen.
    »Übrigens hat Mutter schon einen Termin mit einer Miss Jeffries ausgemacht«, erzählte James. »Die ist im Altair für alles Organisatorische zuständig. Mit der sollten wir reden, was sie unsfür Vorschläge macht, wie das abläuft und so weiter. Nächsten Donnerstag um neun Uhr dreißig. Ich hab gesagt, dass du am Donnerstagvormittag immer frei hast – stimmt doch, oder?«
    Charlotte zog eine Schnute. »Diesen Donnerstag habe ich einen Friseurtermin.«
    James sagte nichts.
    »Kein Problem«, fuhr sie seufzend fort. »Den kann ich absagen.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ehrlich gesagt verstehe ich sowieso nicht, wieso du auch nur einen Zoll von deinen Haaren abschneiden lassen willst. Mir gefallen sie genau so, wie sie sind.«
    »Derart lange Haare muss man in Form halten. Ohne Friseur sähe ich aus wie ein Wischmopp. Das würde dir garantiert nicht

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