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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Paläoanthropologie.«
    »John Gilliam, Medizin. Das ist meine Frau Elizabeth …« Brendas Vater stutzte. »Kommen Sie etwa zum Umzug unserer Tochter?«
    Wickersham sah sich um, wies auf Charlotte und erklärte: »Diese junge Dame dort hat mich hergelockt. Sie hat behauptet, es gäbe hier alte Sachen auszugraben.«
    Dr. Gilliam schmunzelte. »Da ist was dran. Ich bin gespannt, zu welchen Schlussfolgerungen Sie kommen.«
    Danach schüttelte Wickersham die Hände der anderen. »Sie sind diejenige, welche?«, meinte er, als er zu Brenda gelangte. »Freut mich.«
    »Ich fasse es nicht«, kiekste Brenda. »Charlie hat ihren Prof angehauen?«
    »Ehrlich gesagt habe ich mich aufgedrängt«, korrigierte Wickersham. »Aus völlig eigensüchtigen Motiven.«
    »Sie helfen aus eigensüchtigen Motiven? Das müssen Sie mir erklären.«
    »Ich stehe in der Schuld. Ich muss noch bei mindestens zwölf Umzügen helfen, um diese Schuld auszugleichen – und es scheint mir ratsam, das zu erledigen, ehe ich zu alt dafür bin.« Er hob den Kopf. »Ich hoffe, es gibt ordentlich was zu schleppen. Studentische Umzüge kann man ja oft nur halb zählen.«
    »Keine Sorge«, ging Ian dazwischen. »Wir können gleich mit einem richtig heftigen Teil anfangen.«
    »Großartig«, rief Wickersham. »Was denn? Ein Klavier?«
    Brenda konnte nur noch hilflos kichern.
    »Ein Schrank, den unser Großvater gebaut hat«, erläuterte Ian. »Quasi unzerlegbar. Gerade mal, dass man die Türen aushängen kann. Es ist mir schleierhaft, wie das Ding jemals in den ersten Stock gelangt ist.«
    »Vielleicht hat man das Haus darum herum gebaut?«, schlug Wickersham vor.
    »Würde ich auch annehmen, wenn ich mich nicht erinnern könnte, wie wir eingezogen sind.«
    »Ein geometrisches Rätsel?« Wickersham zog seine Handschuhe an. »Faszinierend. Also, legen wir los!«
    Das war der Startschuss. Die beiden Männer wuchteten das gute Stück Stufe um Stufe die Treppe herunter, und als es endlich im Lastwagen stand, gaben sie einander High Five und wirkten, als seien sie unterwegs Freunde fürs Leben geworden. Charlotte, Gwen und Brenda trugen derweil Kartons mit Kleidung, Säcke mit Bettzeug, Dinge wie eine Stehlampe, Brendas Gitarreund allerlei Küchengerätschaften zum Wagen. Dort stand Juanita, die alles entgegennahm und möglichst platzsparend auf- und ineinander stapelte.
    Und noch einen Lesesessel. Und noch dieses. Und noch jenes. Es nahm kein Ende, die Reservoire des Hauses schienen unerschöpflich. »Das kommt davon, dass ich keinem Sonderangebot widerstehen kann«, räumte Brenda zerknirscht ein.
    Aber irgendwann war schließlich doch alles verstaut und verzurrt. Wickersham bat Brenda, bei ihm mitzufahren, um ihm den Weg zu zeigen. Charlotte, die den Weg auch kannte, würde Gwen und Juanita mitnehmen; Ian fuhr alleine. Brenda umarmte ihre Eltern und küsste sie ab, als sei es ein Abschied fürs Leben, dann brach der Konvoi auf.
    Das Haus, für das Brenda sich nach langem Suchen entschieden hatte, wirkte auf den ersten Blick unauffällig: ein blaues Holzhaus in einer ruhigen Straße, inmitten eines großen Gartens voller alter Obstbäume. Doch innen war es ein wahres Schmuckstück, mit luftigen, harmonisch geschnittenen Zimmern, deren Ausstattung noch alte Handwerkskunst verriet. Und an manchen Tagen roch man von hier aus den Atlantik.
    Im Obergeschoss wohnte eine Frau, die etwa zehn Jahre älter als Brenda und von Beruf Programmiererin war. Sie hatte einen zeitlich befristeten Job in Boston und würde in zwei Jahren nach Chicago zurückkehren. Brenda konnte sich überlegen, ob sie dann das ganze Haus mietete.
    Ian war schon da. Er hatte einen Schlüssel, sodass er, Charlotte, Gwen und Juanita anfangen konnten, Sachen hineinzutragen. Wickersham und Brenda kamen erheblich später; sie lachten aus vollem Hals, als sie ausstiegen. Die beiden schienen sich unterwegs blendend unterhalten zu haben.
    Charlotte fühlte eine absurde Eifersucht in sich aufsteigen. Wickersham hatte sich zuerst für sie interessiert! Wie kam er dazu, sich so gut mit ihrer besten Freundin zu amüsieren?
    Sie musste einen Moment die Augen schließen. Was, zum Kuckuck, war eigentlich los mit ihr? Wurde sie jetzt irre?
    Nachdem er es die ganze Woche vor sich hergeschoben hatte – immer mit der schönen Ausrede, Rasmussen habe ja gesagt, er brauche es nicht zu tun –, fing Hiroshi am Samstag natürlich doch an, aufzuräumen und sauber zu machen. Und während er zum blechernen Klang der Musik

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