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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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angespannt. »Oder machst du mir noch ein Geburtstagsgeschenk?«
    »Welches?«, fragte ich vorsichtig.
    »Schenk mir noch ein paar Stunden. Lass uns nach Hannover fahren, durchs Sprengel-Museum bummeln und dort Mittag essen. Ich lade dich ein.«
    Ich nickte, ohne nachzudenken. Ich liebte das Sprengel-Museum. Und Steffen ein paar Stunden schenken – warum nicht? Nachdem ich diese Nacht in seinen Armen unbeschadet überstanden hatte, konnte er nun wohl keine großen Verheerungen mehr anrichten.
    »Gern«, sagte ich und freute mich, als ich die grünen Pünktchen wieder tanzen sah.
    Ich schälte mich aus dem Schlafsack, schlüpfte in meine Jeans, zog meinen dicken Rollkragenpullover über und schulterte meine Tasche. »Ich geh mal in die Raststätte und mache mich ein bisschen frisch«, verkündete ich und zog die Wagentür auf. Sprang in matschige Eisnässe und marschierte los. In der Raststätte erstand ich eine Zahnbürste und Zahnpasta, Deo und eine Waschlotion und machte mich zu den Toilettenräumen auf. Nach einer Viertelstunde fühlte ich mich wesentlich frischer und hübscher. Und stark genug, das einzige in der Raststätte noch existierende Münztelefon zu füttern.
    Holger nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Apotheke Spenger.« Seine Stimme klang gepresst.
    »Hi, ich bin's! Ich bin ...«
    »Lena! Endlich! Warum hast du dich nicht eher gemeldet? Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht! Wo hast du die ganze Nacht gesteckt?«
    »Na, was glaubst du denn? Auf dem Rastplatz natürlich! Holger, du wusstest doch, dass da kein Durchkommen mehr war.«
    »Ja, ja, ich hab's in den Nachrichten gesehen. Und wo bist du jetzt? Zu Hause? Warum hast du dich nicht längst von unterwegs gemeldet? – Ich war schon ganz krank vor Sorge!«
    Na, was sollte ich erst sagen? Ich hätte mir in der letzten Nacht eine Lungenentzündung holen können! »Ich bin in Hannover. Ich will noch ins Städtische Museum und ein paar alte Küchengerätschaften abmalen. Und dann mache ich gleich noch ein paar Besorgungen, wenn ich schon hier bin.«
    »Na gut«, sagte Holger besänftigt. »Nur, denk dran, heute Abend kommen meine Eltern und Kerstin vorbei. Das können wir auf keinen Fall absagen, wir haben sie seit Weihnachten nicht mehr gesehen! Und wir müssen ihnen etwas Anständiges zu essen vorsetzen.«
    Wir ? Seit wann waren wir für das Essen zuständig? »Ja, ja, ich bringe was aus der Markthalle mit, kein Problem.«
    »Aber nicht wieder diesen Fischsalat, den mochte mein Vater gar nicht. Und ich habe ihn auch nicht besonders gut vertragen.«
    Nein, nein, ich wusste schon: keinen Fisch, keinen exotischen Käse, keine Antipasti mit Knoblauch, keine Experimente. Am besten butterzarte Schnitzel, Kartoffeln und grüne Böhnchen. Vorher Tomatensuppe, hinterher Eis. Warum gingen wir nicht einfach in den Ratskeller?
    Als ich zurückkam, hatte Steffen die Schlafsäcke weggeräumt und das Bett wieder zur Sitzecke umgebaut. Auf dem Tisch lagen seine Bücher, daneben standen unsere leeren Kaffeebecher.
    »Möchtest du noch etwas essen, oder wollen wir gleich fahren?«, fragte Steffen.
    »Lass uns gleich fahren. Wenn wir nachher Mittag essen, reicht mir das.«
    Er nickte. »Ist es dir recht, wenn ich vorfahre? Diese alte Karre ist nicht so schnell, und sonst haust du mir am Ende noch ab!« Er zwinkerte mir zu und lächelte schief.
    »Ich hau dir nicht ab«, erwiderte ich. Und zwinkerte nicht.
    Im Museum besuchten wir als Erstes James Turrell, tasteten uns kichernd durch seinen pechschwarzen Gang, der im Zickzack ins Nichts zu führen schien. »Gesehener Gedanke« hatte Turrell sein Objekt genannt. »Was siehst du, schöne Helena?«, fragte Steffen leise, als wir am Ende des Ganges angelangt waren.
    »Nichts. Und du?«
    Er räusperte sich. »Ich weiß nicht. Ein Wunschbild? Ein Trugbild?«
    Eine Weile standen wir ganz still. Ich weiß nicht, ob ich Steffens Gedanken sah oder meine eigenen. Auf jeden Fall waren sie sehr bunt. Schön und erschreckend.
    Irgendwann legte Steffen seine Hand auf meine und führte mich den schwarzen Weg zurück. Diesmal kicherten wir nicht.
    Ein wenig benommen trat ich in den schwach beleuchteten Vorraum. Steffen schien es nicht anders zu gehen, seine Bewegungen waren gedämpft.
    Wortlos zog er mich in den anderen Raum. »Langsame Auflösung« hieß er, und ich war mir gar nicht sicher, ob ich mich dem aussetzen wollte. Was würde sich hier auflösen? Ich? Oder die verwirrenden, betörenden Bilder in meinem Kopf? Beides wollte

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