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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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Kalbsschnitzeln (die waren dünn und gingen schnell) und einem Salat (bereits gewaschen, da brauchte ich nur das Dressing drüberzukippen) vollends zufrieden sein. Und vorher würde ich wirklich eine Tomatensuppe reichen, mit einem Klacks Sahne und ein paar Basilikumblättern als Deko. Ich stopfte noch schnell ein Töpfchen davon in meine prall gefüllte Einkaufstüte und hastete zu meinem Wagen zurück, den ich der Einfachheit halber auf dem Bürgersteig geparkt hatte. Verdammt, der Nachtisch! – Ach, ich hatte bestimmt noch Eis in der Truhe, und dazu würde ich auch noch irgendetwas finden. Zur Not tat es aufgewärmte Himbeermarmelade mit einem ordentlichen Schuss Obstler. Ich pflückte das Knöllchen von der Windschutzscheibe und bretterte los. Zum Glück fror es nicht mehr, und ich kam gut voran. Und dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte, war auch nicht schlecht.
    Als Holger – wie immer um kurz nach sieben – nach Hause kam, stand ich gerade unter der Dusche. Die Kartoffeln rösteten unter der Turbostufe des Grills, der Tisch war gedeckt, Schnitzel und Salat warteten auf ein paar letzte schnelle Handgriffe. Verflucht, an die Sauce zum Fleisch hatte ich auch nicht gedacht! Die Spengers standen auf Sauce, und die von Mama Spenger waren legendär, geradezu Kunstwerke. Sauce Bechamel, Sauce hollandaise, Sauce Je-ne-sais-quoi, nichts davon kam aus dem Tetrapak, und trotzdem war alles perfekt. Da konnte ich sowieso nicht mithalten. Also musste es reichen, wenn ich zwei Becher Schmand in die Pfanne haute, Oregano dazu – et voilà.
    »Du bist noch nicht fertig?« Holger stand in der Badezimmertür wie ein einziger Vorwurf
    Nette Begrüßung, wirklich! Aber nach einem langen Arbeitstag hatte Holger oft schlechte Laune. Kein Wunder, ich mochte nicht wissen, wie ich drauf gewesen wäre, wenn ich den lieben langen Tag langweilige Pillen über den Tresen geschoben hätte. Holger sah seine Tätigkeit naturgemäß etwas anders, doch mich beeindruckte die Leistung der Kioskverkäuferin neben der Grundschule, die ihre Weingummikröten, Lakritzschnecken und Speckmäuse einzeln verkaufte, mindestens ebenso sehr. Auch wenn sie sich kein Gemotze über Zuzahlungen anhören musste. Ihre Kunden wussten, dass sie bis zum letzten Cent alles aus eigener Tasche berappen mussten, und nörgelten nicht.
    Ich öffnete die Tür der Duschkabine einen Spalt. »Guten Abend, Schatz!«, sagte ich fröhlich. Meistens half es, wenn ich einfach mein sonniges Selbst war.
    »Hör mal, es ist zehn nach sieben! Kannst du mir mal sagen, wie du in zwanzig Minuten das Essen fertig haben willst?«
    Oje, heute hatten wir aber einen ganz miserablen Tag!
    »Ich habe alles im Griff«, erklärte ich, wickelte mich in ein Handtuch und stieg aus der Dusche. »Du kannst schon mal den Wein öffnen, er steht auf der Anrichte.«
    »Hab ich gesehen«, brummte Holger. »Seit wann kaufst du Barolo? Trollinger hätt's doch auch getan.«
    »War ein Sonderangebot in der Markthalle«, gab ich zurück und rubbelte mich trocken. Sonderangebote überzeugten Holger in der Regel.
    Heute nicht. »Na, trotzdem war er bestimmt noch teuer genug.« Er trollte sich grummelnd.
    Zehn Minuten später betrat ich die Küche. Mit feuchten Locken, weißer Bluse, frischen Jeans.
    »Kannst du nicht einmal einen Rock anziehen?«, fragte Holger entnervt, während er mit einer Gabel die rohen Schnitzel auf dem Holzbrett wendete, um sie argwöhnisch auf Spuren von Fett zu untersuchen. Wahrscheinlich ärgerte es ihn, dass er nicht fündig wurde.
    Ich nahm ihm die Gabel aus der Hand, legte die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf den griesgrämigen Mundwinkel. »Hallo, mein Liebling. Du hattest wohl einen ganz schlimmen Tag, was?« Ich spürte, wie er sich entspannte, und küsste den anderen Mundwinkel, der sich nun zögernd hob.
    »Entschuldige, ja, es war ein bisschen viel heute. Und deine Eskapaden sitzen mir natürlich auch noch in den Knochen.« Er drückte mich an sich, wuschelte durch mein Haar. Küsste mich liebevoll. Na, endlich! Es war jeden Abend das Gleiche: Holger brauchte einfach Zeit, um den Hebel umzulegen und von Apotheke auf trautes Heim umzuschalten. Ich löste mich aus seiner Umarmung und kramte nach der Pfanne.
    »Wie war's bei dir heute?«, fragte er nun. »Hast du gefunden, was du suchtest?«
    »Was?« Ich fuhr erschrocken herum.
    »Na, deine Küchengeräte.«
    Ach so, das. »Ja. Nein. Nicht wirklich. Vielleicht gehe ich in den nächsten Tagen nochmal

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