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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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Hameln nahm und seiner Familie vorstellte, fand ich das alles so schön. Die beschauliche Kleinstadt, die Familie – Nestwärme. »Ich weiß nicht. Holger ist irgendwie anders geworden. Immer so gestresst. Vielleicht, weil er nun die Apotheke hat und so viel Verantwortung und so viele Schulden. Manchmal denke ich, er hat einfach Angst davor, dass alles den Bach runtergehen könnte, wenn er zu locker ist.«
    Laura blickte nachdenklich vor sich hin. »Sprecht ihr nie darüber?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab's ein paar Mal versucht, aber dann blockt er ab und sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Er habe das alles im Griff. – Das glaube ich ihm auch, nur das ist ja nicht das Problem.«
    »Aber vielleicht wird ja alles wieder besser, wenn der Laden erst richtig läuft«, meinte Laura.
    »Ach, der Laden läuft doch! Ich glaube, er läuft sogar besser, als Holger zugibt.«
    »Jetzt mal ehrlich, Lena, hast du je darüber nachgedacht, dich von Holger zu trennen?«
    »Ich will mich nicht von ihm trennen! Er ist doch alles, was ich habe!«
    »Quatsch! Du hast deine Arbeit. Und Katharina und Nina. Und mich. Und Ching Li. Auf die musst du sogar verzichten, weil Holger sie nicht will.«
    »Nicht, weil er sie nicht will. Weil er allergisch ist.«
    »Oder eifersüchtig?«
    »Laura, das ist doch nun wirklich albern! Das sagst du nur, weil du Holger nicht magst!«
    »Nein, das sage ich, weil ich es glaube.«
    Ich brütete schweigend vor mich hin. Vielleicht hatte Laura sogar Recht.
    »Und was willst du nun mit dem Professor machen?«, fragte sie behutsam.
    »Ich mache Schluss mit ihm. Als Erstes. Morgen rufe ich ihn an und sage es ihm.«
    Laura sah auf die Uhr. Es war kurz vor elf »Kannst du ihn nicht jetzt noch anrufen?«
    »Nein. Das mache ich morgen. Ehrlich.«
    »Von hier aus. Ich will es hören«, beharrte Laura.
    Ich kicherte. Ich fühlte mich ein bisschen besser.
    »Beim Frühstück, okay?« Laura gab nicht auf.
    »Okay.«
    * * *

Wir frühstückten spät. Ich wollte gerade mein Ei köpfen, als Laura mir das Telefon hinhielt. »Los. Ruf ihn an. Jetzt.«
    Seufzend nahm ich ihr den Apparat aus der Hand. Wenn ich es erst hinter mich gebracht hatte, würde das Ei viel besser schmecken.
    Er meldete sich sofort.
    Verdammt. Am liebsten hätte ich sofort wieder aufgelegt. Nicht, weil ich so an ihm hing, sondern weil ich es so schwierig fand, es ihm zu sagen. Aber Laura sah mich eindringlich an.
    »Hallo, ich bin's«, begann ich munter. Und stockte schon.
    »Lena!« Er klang höchst erfreut. »Was ist? Bist du schon zurück? Hast du Zeit?«
    »Gerd, ich ... ich rufe an, weil ...« Ich fasste mir ein Herz. »Gerd, ich will dich nicht mehr treffen. Es ist aus.«
    Ich musste so lange auf eine Antwort warten, dass ich schon dachte, die Verbindung sei abgerissen.
    »Aha. Und warum?«, fragte er schließlich.
    »Ich will diese Beziehung nicht mehr«, sagte ich tapfer. »Es ... es war nicht richtig.«
    »Du willst also wieder heim in den kuscheligen Schoß der Familie! Ich hatte dich für etwas unkonventioneller gehalten, meine Liebe.«
    Glaubte er, mit ihm ins Bett zu gehen sei eine revolutionäre Tat? »Da hast du dich wohl in mir getäuscht«, sagte ich zickig.
    »So, meinst du? Kann es nicht sein, dass du dich in dir täuschst? Dass du dich selbst viel mehr betrügst als deinen Mann?«
    So ein Ekel! »Was soll das denn jetzt?« Meine Stimme kippte. »Kleine Abschiedslektion, oder was?«
    »Kleiner Tipp«, sagte der Professor milde. »Mach's gut, Lenchen.« Und damit legte er auf. Einfach so.
    Ich drückte wütend auf das rote Knöpfchen. Plötzlich sehnte ich mich in die Zeit zurück, als man einen Hörer noch mit Schmackes auf die Gabel pfeffern konnte.
    »So ein Arschloch«, sagte ich.
    »Na ja«, meinte Laura, die das Gespräch über Lautsprecher mitgehört hatte, »aber dumm ist der nicht, oder?«
    »Bitte?!« Nun überschlug sich meine Stimme.
    »Na, ich mein ja nur!« Laura sah erschrocken auf. »Ist ja auch egal. Jedenfalls bist du ihn jetzt los.«
    Ja. Jetzt war ich ihn los. Und wunderte mich, warum ich mich kein bisschen besser fühlte. Doch darüber würde ich später nachdenken. Wenn überhaupt. »Genau!«, sagte ich munter und hieb mein Messer in das Frühstücksei. Und bevor Laura auf den Gedanken kommen konnte, mein Leben noch weiter in Ordnung zu bringen, fragte ich: »Wie läuft's bei dir eigentlich?«
    Laura starrte betreten in ihre Kaffeetasse. »Bei mir? – Super! Lukas und ich fahren am übernächsten

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