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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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habe auch längst etwas Neues für dich ...«
    Und er erzählte mir von seiner neuen Buchidee. Diesmal ging es um Kinder von heute. Laute, freche, kleine Underdogs, die gegen Ungerechtigkeit und Benachteiligung kämpfen. Ein erfrischender Kontrast zu der heilen Märchenwelt des Katzenbuchs, in die ich nun schon so lange abgetaucht war. Und nachdem ich endlose Quadratmeter perfekten Katzenfells gestrichelt hatte, fand ich zerrissene Rapperhosen, verwegene Baseballkappen und zornige Kindergesichter ziemlich reizvoll.
    Während ich dem Mainzelmännchen so zuhörte, fragte ich mich, wie ich nur darauf gekommen war, ihn Mainzelmännchen zu nennen. Diese Geringschätzung hatte er eigentlich nicht verdient. Aber irgendwie klang es so nett.
    * * *
    Abends bestand Laura darauf, ins ›Casa Mia‹ zu gehen. Dass Großstadtleben sich vorwiegend in Restaurants abspielte, war mir ja noch schwach in Erinnerung, und normalerweise war es mir auch eine willkommene Abwechslung zum heimischen Vorort-Herd, aber konnte es nicht einmal eine einfache Weinstube sein? Mit nicht mehr zu essen auf dem Tisch als einem Tellerchen Oliven?
    »Laura, echt, ich bin pappsatt! Muss das sein?«
    Laura sah mich mit großen Hungeraugen an. »Lena – bitte! Ich hab seit Tagen nichts Anständiges gegessen.«
    Das war doch gelogen! Aber natürlich gab ich nach.
    Als wir an unserem Lieblingstisch saßen, ließ ich mir ausnahmsweise die Karte bringen und studierte sie ausgiebig. Essen ohne Hunger – da tat ja jede Kalorie weh!
    »Ich muss mal Pipi«, sagte Laura.
    Ich sah kaum auf, als sie ging. Salat? Oder Meeresfrüchte, die waren immer okay. Oder doch Seeteufel mit Blattspinat? »Ich nehme die Minestrone«, verkündete ich, ohne den Blick von der Karte zu heben, als Laura sich wieder setzte. »Und du?«
    Sie antwortete nicht. Ich sah irritiert auf und fiel fast vom Stuhl. Mir gegenüber saß – Steffen. Ich starrte ihn entgeistert an. »Was ... Was machst du denn hier?«
    Er grinste übermütig. »Kleine Intrige«, erklärte er.
    Ich legte die Karte beiseite, fummelte nach meiner Handtasche.
    Er beobachtete mich. »Was ist? Haust du jetzt ab?«
    »Quatsch. Du hast keine Zigaretten dabei, oder?«
    »Aber klar.« Er zog eine ungeöffnete Schachtel Marlboro aus der Brusttasche seiner Lederjacke und nickte dem Kellner zu, der uns zwei Kir royal servierte. Ich hatte sie nicht bestellt.
    »Und was soll das Ganze?« Ich klang echt zickig.
    »Helena.« Steffen beugte sich vor und ergriff meine Hand.
    Ich zog sie weg, verschränkte die Arme.
    »Helena. Schöne Helena. Ich musste dich einfach wiedersehen. Ich habe Laura so lange bequatscht, bis sie sich darauf eingelassen hat. Sei nicht böse auf sie, sie hat es höchst widerwillig getan.«
    So ein Blödsinn! Laura konnte stur wie ein Maulesel sein. Nie im Leben hätte Steffen sie zu etwas überreden können, was sie nicht gut fand. Na, der würde ich was erzählen!
    Nachher. Jetzt nahm ich mir erst einmal Steffen vor. »Und was versprichst du dir davon? Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht mehr sehen will. War das nicht klar genug?«
    »Doch. Leider. Aber ich muss einfach wissen, ob das wirklich dein letztes Wort war. Als wir uns das letzte Mal sahen, hast du gesagt, es gebe unzählige Möglichkeiten im Leben. Ich sehe das anders. Ich bin immer noch überzeugt, dass es für mich nur diese eine gibt.« Er sah mich sehr ernst an. Ein brauner Blick voller grüner Pünktchen, der mir richtig wehtat.
    »Steffen, ich ...« Ich zögerte. Unsere Blicke verhakten sich.
    »Steffen, du täuschst dich. Ich bin ...« Ein Stück Scheiße. Ich vögele mir mit dem Professor den Verstand aus dem Leib. »Ich bin es nicht wert, ehrlich. Ich würde dich nur enttäuschen. Ich ... Ich bin nicht so toll, wie du denkst.«
    »Helena, was ist los?« Wieder griff er über den Tisch nach meiner Hand. »Warum hast du so eine schlechte Meinung von dir? Wer tut dir das an?«
    Ich machte mich los, warf meine Zigarette in den Aschenbecher und sprang auf. Hastig zerrte ich meine Jacke von der Stuhllehne. »Niemand tut mir was an! Und du hör auf, dich in mein Leben einzumischen, ja?!« Ich stürzte zur Tür hinaus. Im Lauf rammte ich eine junge Frau, die empört hinter mir her rief Ich rannte die Straße entlang, klingelte Sturm an Lauras Wohnung.
    »Du gemeine, hinterfotzige Ziege!«, brüllte ich, als ich an ihr vorbei in den Flur stürmte. »Wie konntest du mir das antun? Das war ja wohl wirklich das Allerletzte!« Ich riss die

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