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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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Kühlschranktür auf und schenkte mir platschend ein Riesenglas Wein ein. »Was bildest du dir eigentlich ein? Willst du hier Schicksalsgöttin spielen, oder was?« Ich schnappte mir das Glas, trank einen großen Schluck und sauste ins Wohnzimmer. Ich ließ mich in einen Sessel fallen und zerrte an meinem Rollkragen. Mir war heiß vor Wut.
    Laura stand in der Tür und sah mich schweigend an. Was auch sonst? Was konnte die noch sagen? Es gab keine Entschuldigung! »Kannst du mir mal verraten, was das sollte?«
    »Lena, er liebt dich! Er liebt dich wirklich! Wir haben uns ein paar Mal getroffen, und er hat von nichts anderem geredet.«
    »Wie? Du hast dich mit Steffen getroffen und mir nichts davon erzählt? Schon mal was von Loyalität gehört?!«
    »Aber ich hab's doch nur getan, weil er so verzweifelt war. Und weil er nett ist!«, sagte sie trotzig. »Netter als Holger.«
    »Aber ich bin deine Freundin!«
    »Mann, Lena, nun bleib mal cool! Ich habe dich doch nicht mit ihm betrogen!«
    »Ach nein? Und was hast du ihm denn so alles erzählt? Dass Holger ein Blödmann ist und ich mit dem Professor schlafe?«
    »Spinnst du? – Ich habe ihm erzählt, dass du selber wissen musst, was du tust, und er es akzeptieren muss, wenn du ihn nicht mehr sehen willst. Aber er hat mir einfach nicht geglaubt. Darum habe ich mich schließlich auf dieses Spielchen heute Abend eingelassen.«
    »Das glaube ich dir nicht! Du hast es getan, weil du denkst, dass ich mich von Holger trennen soll. Du denkst, dass ich mit Steffen besser dran wäre.«
    Laura schwieg.
    »Stimmt's? Na, komm, gib's schon zu, so ist es doch!«
    Laura nickte. »Wenn ich ganz ehrlich bin – ja.«
    Ich nahm einen Schluck Wein.
    »Lenchen?« Lauras Stimme war sanft, so lieb, dass sie mich berührte. Plötzlich spürte ich mich wieder. Ganz innen drin.
    Alle Wut verpuffte, meine Schutzwälle bröckelten.
    Als Laura sich auf die Sessellehne setzte und mich in die Arme nahm, konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich stürzte, im freien Fall, hatte nichts mehr als Tränen. Ich weinte, und Laura hielt mich fest.
    Sie hielt mich ganz fest, bis nur noch die warmen, klebrigen Tränen abgrundtiefer Traurigkeit blieben. Ich schniefte noch ein paar Mal, wischte mir Tränen und Rotz mit dem Handrücken ab und sah Laura aus verquollenen Augen an. »Das war ein echter Zusammenbruch, oder?« Ich brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande.
    »Das kann man so sagen, ja.« Laura erhob sich von der Sessellehne und ließ sich auf das Sofa fallen. »So, und nun erzähl!«
    »Wo soll ich denn anfangen?«, fragte ich hilflos. »Es ist doch alles Scheiße. Mit Holger bin ich unglücklich, und was ich da mit dem Professor angefangen habe, ist wirklich das Letzte. Wir können eigentlich gar nichts miteinander anfangen, es geht nur um Sex. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich den Mann eigentlich mag. Wir reden ja gar nicht miteinander.«
    »Und das tut dir weh.«
    »Ja. ... Ich ... Es ... Weißt du, Steffen hat mich vorhin gefragt, warum ich eine so miese Meinung von mir habe. Wer mir das angetan habe. Da bin ich voll ausgetickt. Weil ... Laura, ich tue mir das selber an!«
    Sie nickte. Nicht sonderlich überrascht. »Und warum?«, fragte sie behutsam. »Warum gehst du so schlecht mit dir um?«
    Ich nippte an meinem Wein und starrte auf die Glasplatte des Tisches, in der sich die Lichter spiegelten. »Ich weiß nicht. Zuerst war es so aufregend mit dem Professor. Ich fühlte mich so ... so lebendig. Es war einfach ... Ich hab so was noch nie erlebt.«
    Laura sah mich abwartend an.
    »Als Steffen vorhin sagte, dass er mit mir zusammen sein will, wurde mir plötzlich klar, wie ... wie unwürdig das alles ist. Wenn ich Holger mit Steffen betrogen hätte, dann könnte ich das ja noch irgendwie verstehen, aber so ...«
    »Kann es sein, dass du dir den Professor ausgesucht hast, weil er nicht wirklich eine Gefahr ist? Ich meine, seinetwegen würdest du dich ja wohl nie von Holger trennen, oder?«
    »Natürlich nicht! Mit dem wäre ich ja noch viel schlimmer dran! Noch einsamer als mit Holger.« Mein Leben war wirklich ein einziger Trümmerhaufen.
    »Seit wann fühlst du dich so einsam mit Holger? Das war doch nicht immer so.«
    Nein, das war keineswegs immer so gewesen. Im Gegenteil, am Anfang hatte ich mich unendlich geborgen bei ihm gefühlt. Er war so selbstsicher gewesen, ich so unsicher; er war bestimmt, ich zögerte; er war ruhig, ich zappelig. Und als er mich zum ersten Mal mit nach

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