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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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aufs Sofa fallen.
    »Soll ich abhauen?«, fragte ich flüsternd, während Laura Wasser in den Kessel laufen ließ.
    »Auf keinen Fall! Du bleibst!«
    Wir servierten den Tee. Wie zwei Geishas. Lukas hing breitbeinig auf dem einen Sofa, wir setzten uns bescheiden auf das andere. Richteten unsere Blicke erwartungsvoll auf den Herrn.
    Der rappelte sich auf, stützte die Ellbogen schwer auf die Oberschenkel, ließ drei Stücke Zucker in seine Tasse plumpsen, rührte bedächtig. Schließlich hob er den Blick und sah Laura aus wässrig blauen Augen an. Bedeutungsvoll, äußerst bedeutungsvoll. »Ich habe mich entschieden«, verkündete er. – Pause. Genau bemessen, um die Spannung auf die Spitze zu treiben. Dann: »Du hast gewonnen.«
    Laura zuckte zusammen. Als Pokerspiel hatte sie das Ganze bisher wohl nicht begriffen. Langsam zog sie eine Augenbraue in die Höhe.
    Ich hielt den Atem an.
    »Ich wohne ab jetzt bei dir«, erklärte Lukas. »Fürs Erste wird's gehen. Ich denke, wenn du diesen ganzen Klüngelkram hier wegräumst« – er deutete mit einer weit ausholenden Geste über die Glasschalen mit bunten Glassteinchen, die gläsernen Kerzenständer, die Vasen, Krüge und kleinen Skulpturen, die Laura liebevoll über das Wohnzimmer verteilt hatte und die, seit ich denken konnte, zu ihr gehörten wie ihr feuerrotes Haar – »wenn du das alles wegräumst, könnte ich mich hier sogar wohl fühlen. Zumindest vorübergehend. Weißt du, eine Weile müssten wir schon hier bleiben, bis ich finanziell klar sehe. Dann kaufen wir uns ein Loft.« Lukas nahm seine Tasse in die Hand, lehnte sich zurück und nahm schlürfend einen Schluck. Dann fiel sein Blick auf mich: »Was machst du eigentlich hier? Hast du kein Zuhause?«
    Der hatte Nerven! » Ich schon«, sagte ich.
    »Lukas, mir scheint, du gehst von falschen Voraussetzungen aus«, sagte Laura ruhig. »Du kannst hier nicht wohnen.«
    »Wieso nicht? – Ich gebe ja zu, es ist ein bisschen eng. Aber wenn du mal gründlich ausmistest, wird es schon reichen. Ich brauche nicht viel Platz.«
    »Ach nein? – Und was ist damit?« Laura deutete mit dem Daumen hinter sich in den Flur, wo seine beiden Reisetaschen standen.
    »Das ist nur der Anfang. Das Allernötigste. Du wirst mir doch wohl nicht weismachen wollen, dass du deine drei Meter Kleiderschrank wirklich brauchst?«
    Laura wollte ihm überhaupt nichts weismachen. Ihr hatte es die Sprache verschlagen.
    »Und morgen gehen wir gleich nach Dienstschluss los und bestellen Lamellen für alle Fenster. Mit diesen albernen Vorhängen kann ich nun wirklich nicht leben, das musst du einsehen.«
    Die albernen Vorhänge waren zart gemusterte Seidengewebe, exakt auf den hellgrünen Teppichboden und die um eine Nuance dunkleren Sofas abgestimmt. Was wollte er noch? Die Möbel austauschen? Den antiken Sekretär zerhacken?
    »Die Möbel lassen wir erst einmal so«, bemerkte er wie aufs Stichwort. »Das jetzt alles neu zu kaufen lohnt sich nicht. Vielleicht können wir ja ein paar Sachen in den Keller stellen. Diesen Sekretär zum Beispiel. Hängst du daran? Er ist ja ziemlich scheußlich, nicht?« Lukas stand auf und schritt, die Hände in den Hosentaschen, bedächtig durch das Zimmer. Er nahm die kleine Nachbildung der Nofretete in die Hand, drehte sie um und stellte sie kopfschüttelnd wieder an ihren Platz. »Ist eben eine typische Frauenwohnung«, meinte er und lächelte gütig auf Laura hinab.
    Die erhob sich langsam aus ihrem Sessel und baute sich vor Lukas auf. Sie reichte ihm gerade bis zum Kinn, aber ihr Blick war so stechend grün, dass Lukas zu schrumpfen schien. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, fragte sie leise, aber deutlich. »Du wirst hier nicht einziehen.«
    Lukas starrte sie an. Ungläubig beugte er sich vor, musterte sie wie ein seltenes Insekt. »Was ist denn mit dir los? Freust du dich nicht?«
    Laura lachte auf. Sie klang allerdings nicht amüsiert. »Worüber? Dass du meine ganze Wohnung umkrempeln willst? – Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein? Du fragst nicht, ob du bleiben kannst, du verkündest es einfach! Und dann diktierst du mir, was ich zu ändern habe! Und das, nachdem du mich gestern behandelt hast wie den letzten Dreck?! Und jetzt erwartest du, dass ich dich mit offenen Armen aufnehme und wenn schon kein Schaf, dann wenigstens meine Wohnungseinrichtung für dich schlachte?! – Nein, mein Lieber, du kannst dich zum Teufel scheren. Und zwar für immer! Klaro?!« Damit marschierte sie zur

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