Herr Bofrost, der Apotheker und ich
Leben!«
»Auf dein neues Leben! Ohne diesen Kerl!« Wir ließen unsere Gläser aneinander klirren, tranken.
»Genau! Überhaupt ohne Kerle!«, bekräftigte Laura grimmig. »Die machen bloß Stress.«
»Und man braucht sie gar nicht. Ohne sie ist man eigentlich viel besser dran.«
»Viel besser! Denk nur, wie viel Zeit ich jetzt haben werde!«
»Eben. Und wie viel Spaß.«
»Sex wird sowieso überschätzt.«
»Total.«
»Zu was anderem taugen sie eh nicht.«
»Im Gegenteil. Man hat nur mehr Probleme.«
»Und mehr Kummer.«
»Stimmt! So wie heute hast du, glaube ich, noch nie geheult.«
»Und du hattest neulich diesen Breakdown. So was kann nicht gesund sein.«
»Doch! Die Heulerei ist gesund – die Ursachen sind krank.«
Laura wischte sich mit der Fingerspitze Knoblauchcreme aus dem Mundwinkel und hob wieder ihr Weinglas. »Auf das gesunde Leben!«
Ich trank ihr zu. »Ohne Zusammenbrüche.«
Sie nickte. »In zufriedenem Gleichmaß.«
»Und«, ich lehnte mich entspannt zurück, »in deiner hübschen, ungeschlachteten Wohnung! Du warst Klasse vorhin, weißt du das?«
»Ich war wütend! Eigentlich war ich ja schon gestern mit ihm fertig, als er einfach so aus dem Hotel abgehauen war. Aber sein Auftritt heute hat mir den Rest gegeben. Obwohl das eigentlich nicht mehr nötig war. Meine Entscheidung ist gefallen, als du mir die Haare gewaschen hast.«
»Als ich dir die Haare gewaschen habe? Wie das denn?« Meine Güte, wenn ich Menschen zur Vernunft bringen könnte, indem ich ihnen die Haare wusch, würde ich in Zukunft als Friseuse durch die Krisenherde dieser Welt tingeln!
»Ach, ich war so entspannt, und meine ganze blöde Wut ging weg, sodass ich endlich richtig nachdenken konnte. Dabei ist dann bloß genau das herausgekommen, was ich eigentlich schon lange wusste. Dass Lukas ein wichtigtuerisches, kleines Arschloch ist und sich alles so hindreht, wie er es sehen will. Und du hast natürlich Recht, seine Frau ist sympathisch. Sie könnte wirklich unsere Freundin sein.«
Ich nickte. Laura wirkte sehr munter, aber ein bisschen Angst hatte ich doch um sie. Was, wenn sie einen Rückfall kriegte? »Weißt du was? Ich bleibe ein paar Tage hier, willst du?«
Lauras Gabel hielt auf halbem Wege zum Mund inne, und die Spaghetti rutschten langsam auf den Teller zurück. »Ob ich will? – Aber hallo! Nur – was willst du den ganzen Tag hier machen? Ich muss doch arbeiten.«
»Ich auch. Das kann ich doch hier machen. Ich kaufe mir neue Stifte und Papier, das Zeug wird ja nicht schlecht. Kann ich deinen Küchentisch benutzen?«
»Von mir aus die ganze Küche! Lass nur ein Plätzchen um die Kaffeemaschine frei, das reicht. Essen können wir hier.«
»Und dann verabreden wir uns mal mit Max. Ich möchte, dass du ihn endlich kennen lernst. Er ist so nett.«
Laura verzog das Gesicht. »Muss das sein? Ich meine ... er mag ja nett sein, aber er ist ein Kerl.«
»Laura, du sollst ihn nicht heiraten, bloß kennen lernen! Schließlich ist er zurzeit der zweitwichtigste Mann in meinem Leben.«
»Ach?«, fragte sie gedehnt. »Nur der zweitwichtigste?«
Es musste ihr schon wieder ziemlich gut gehen, wenn sie so gemein werden konnte. Was glaubte sie eigentlich? Dass ich mich in meinen schlaflosen Nächten nach Max verzehrte? Hatte die eine Ahnung!
»Laura, ich arbeite mit ihm«, erklärte ich geduldig. »Das macht ihn wichtig!«
»Ich arbeite auch mit diversen Männern, die ich dir deswegen noch lange nicht vorstelle.«
»Das ist etwas anderes. Ich möchte, dass du ihn kennen lernst. Einfach so.«
Laura warf mir einen spöttischen Blick zu, verzichtete aber auf jeden weiteren Kommentar. Was ich als gnädige Zustimmung auslegte.
* * *
Max zu überzeugen war ähnlich mühsam. »Lena, lass uns allein essen gehen, das ist doch viel netter. Ich habe so viel, worüber ich mit dir reden will, da langweilt sich deine Freundin bloß. Was meinst du, wollen wir uns morgen Mittag in unserer Pizzeria treffen? Um eins?«
»Da kann ich nicht«, log ich. »Ich habe um halb eins einen Termin beim Augenarzt, und danach bin ich praktisch blind!«
»O Gott, ehrlich? Hast du Probleme mit deinen Augen?« Max klang beunruhigt.
Geschah ihm recht! »Nun, ich will sie jedenfalls mal checken lassen«, sagte ich düster. Vielleicht wurde er ja weich, wenn er um mein Augenlicht fürchtete.
»Und abends? Kannst du da?«, fragte er.
»Ja, das wird wohl gehen. Aber ich bringe Laura mit! Ich kann sie im Moment unmöglich allein lassen,
Weitere Kostenlose Bücher