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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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an Lauras Stelle.
    Die Schöne lächelte unglücklich. »Er war anscheinend nicht sehr diskret. Die Frau dieses Kollegen erzählte, dass er vor ein paar Monaten auf einer Geburtstagsfeier zu viel getrunken hatte. Und da hat er anscheinend ein bisschen herumgeprotzt. Und seitdem wussten es eben alle.«
    »Ich nicht«, wisperte Laura und legte die Stirn auf ihre angezogenen Knie. Es schien, als wollte sie sich verkriechen, um nie wieder hervorzukommen. »Mir ist das alles so peinlich«, sagte sie kaum hörbar.
    Die Lady nickte. »Ich weiß«, sagte sie sanft. »Es tut mir Leid, wirklich. Ich hätte uns allen diesen dramatischen Auftritt gestern ersparen sollen.« Sie drückte ihre Zigarette aus, beugte sich zu Laura hinüber und berührte kurz ihren Arm. »Ich bin Ihnen nicht böse, ehrlich nicht. Sie sind höchstens der Auslöser, wenn überhaupt. Die Probleme liegen allein zwischen Lukas und mir, und das seit langem. Wissen Sie«, sie zündete sich noch eine Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch in Richtung des geöffneten Fensters, »ich habe zwei Nächte nicht geschlafen ...«
    Meine Güte! So wollte ich nach zwei durchwachten Nächten auch mal aussehen! Wie machte die das?
    »... und in der letzten Nacht habe ich sehr ehrlich nachgedacht. Darum bin ich jetzt hier. Ich nehme zurück, was ich gestern gesagt habe. Und das werde ich auch Lukas sagen, wenn er wieder auftaucht.«
    Ich fragte, was Laura nicht zu fragen wagte: »Wieso? Ist er nicht längst nach Hause gekommen?«
    Seine Frau schüttelte den Kopf. »Nein.« Mehr nicht. Kein Kommentar. Vielleicht war das auch besser so. Wahrscheinlich wäre er eher bissig ausgefallen – was mich übrigens nicht gestört hätte.
    »Nun gut«, sagte die Schöne plötzlich sehr energisch. Sie drückte ihre Zigarette aus und stand auf. Nachdenklich blickte sie auf Laura hinab, die noch immer auf ihrem Stuhl kauerte und nicht aufsah. »Ich wollte Ihnen das sagen, bevor Lukas wieder auftaucht. So haben Sie noch etwas Zeit zum Nachdenken. Nutzen Sie sie«, schloss sie sibyllinisch.
    »Danke«, murmelte Laura und rührte sich noch immer nicht.
    Ich begleitete die Lady hinaus. Als sie schon im Hausflur stand, drehte sie sich noch einmal um. »Es klingt vielleicht verrückt, aber ich mag Ihre Freundin. Passen Sie auf sie auf.«, sagte sie ernst.
    Ich nickte ebenso ernst. Hatte keine Ahnung, was sie meinte. Wollte sie uns etwa vor ihrem eigenen Mann, dem Ehebrecher, warnen? Warum? Eher müsste sie doch klammheimliche Freude empfinden, ihrer Rivalin nun das untaugliche Modell andrehen zu können.
    Nachdem ich die Tür hinter unserem sonderbaren Gast geschlossen hatte, ging ich zurück in die Küche. Laura hockte unverändert auf ihrem Stuhl. »Kannst du mir erklären, was das sollte? Ist sie gekommen, weil sie dachte, ich küsse ihr die Füße aus Dankbarkeit? – So eine Ziege!«
    »Laura, sie ist keine Ziege«, sagte ich. »Sie ist nett. Wenn wir sie zufällig irgendwo kennen gelernt hätten, hätten wir uns wahrscheinlich mit ihr angefreundet.«
    »Mit der?« Laura schnaubte. »Mit dieser aufgetakelten Schnepfe?«
    »Sie war nicht aufgetakelt. Sie war ganz normal. Nur weil wir hier rumsitzen wie zwei abgewrackte Pennerinnen, die weder Kamm noch Seife kennen, kannst du doch nicht sauer sein auf diese ...«
    »Pissnelke«, schlug Laura vor.
    »... auf diese Susanne Franke. Du wirst ja wohl nicht erwarten, dass sie ungewaschen im Nachthemd hierher kommt.«
    »Warum kommt sie überhaupt hierher?« Laura funkelte mich böse an.
    »Tja, das ist eine gute Frage. Vielleicht wollte sie sich wirklich einfach nur entschuldigen. Obwohl ... ich weiß nicht. Ich glaube, da war noch etwas.«
    »Was?«
    »Bevor sie ging, hat sie gesagt, sie mag dich. Und ich solle auf dich aufpassen.«
    »Eingebildete Zicke! Was maßt die sich an?!«, fauchte Laura.
    »Vielleicht hat sie es wirklich lieb gemeint. Sieh mal, sie hat jahrelang mit Lukas gelebt, und sie kennt ihn sicher besser als du«, sagte ich vorsichtig. »Es soll so etwas geben wie weibliche Solidarität. Jedenfalls in Büchern. Warum nicht auch mal im wirklichen Leben?«
    Laura sah mich über den Rand ihres Glases mit geweiteten Augen an. »Und wenn das Ganze ein Trick war? Vielleicht wollte sie mich nur ausspionieren, damit sie Lukas jetzt erzählen kann, dass ich wie ein Junkie lebe!«
    »Laura, nun dreh mal nicht ab! Dass sie uns so erwischen würde, konnte sie doch nicht ahnen! Das ist doch ausgemachter Blödsinn, was du dir da

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