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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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wirklich versucht.
    Ich zog mein Handy aus der Tasche. Im Lkw hatte es einmal geklingelt, aber ich hatte es sofort ausgeschaltet. Doch vielleicht war es klug, Holger eine beruhigende SMS zu schicken, bevor er eine Großfahndung einleitete. So was wie: »Dumm gelaufen. Bin auf der Toilette in Wetterau entführt worden. Nun auf dem Weg in türkisches Bordell.«
    Laura meldete sich sofort. »Du? Ich denke, ihr seid auf dem Weg in euer Ferienparadies!«
    »Ich bin auf dem Weg nach Hamburg!«
    »Du bist was?«
    »Um sechzehn Uhr einundvierzig komme ich am Dammtor an. Was ist? Kann ich bei dir bleiben?«
    »Na klar! Aber warum? Was ist passiert?« Lauras Stimme bebte vor Neugier. Logo, so was war noch nie vorgekommen. Ihre Notrufe hatten während der letzten Jahre zur Tagesordnung gehört, aber dass es mich erwischte, war eine knattergeile Sensation.
    »Laura, ich kann dir das jetzt nicht erzählen. Warte einfach auf mich, okay?«
    »Ich hole dich ab!«
    »Spar dir die Mühe. Ich nehme ein Taxi.«
    »Dann muss ich ja noch länger warten!«
    »Na und? Glaub ja nicht, dass ich dir das alles auf dem Bahnsteig erzähle! Diese Geschichte ist viel zu gut, um sie zwischen Tür und Angel zu verschwenden!«
    Laura kicherte. »Mann, ist das geil !«
    »Megageil, ja«, sagte ich trocken. Da hatte ich jahrelang am Rand der Achterbahn gestanden, immer bereit, Laura aufzufangen, wenn der Wagen mal wieder aus der Kurve kippte, und nun, da ich mich in tiefster Not befand, zog sie sich daran hoch! Eine wahre Freundin, fürwahr! »Laura, hör zu, falls Holger bei dir anruft, du hast nichts von mir gehört, klar?!«
    »Ja ... klar. Aber sag mal ...«
    Ich drückte sie weg und tippte eine Nachricht an Holger. Schließlich legte ich keinen Wert darauf, am Ende noch als Vermisstenmeldung durch den Rundfunk zu geistern. »Mach deinen Scheißurlaub alleine«, schrieb ich. »Bin verschollen. Suche zwecklos. Melde mich. Lena.« Damit war, wenn vielleicht auch nicht für Holger, so doch für jeden halbwegs intelligenten Polizisten klar, dass es sich hier um ganz normale Beziehungskacke und nicht um ein Verbrechen handelte.
    * * *
    Als ich endlich bei Laura ankam, wollte ich sofort unter die Dusche. Den Schmutz und Frust des Tages von mir abschrubben. Ich bearbeitete meine Haut mit dem Luffa-Schwamm, bis sie rot und rein war, schäumte mein Haar ein, hielt mein Gesicht in den prasselnden, heißen Strahl und verspürte plötzlich ein prickelndes Hochgefühl, Lust auf ganz viel Leben.
    »So, das reicht!«, erklärte Laura energisch und schwang ein riesiges Badetuch. »Komm raus!«
    Ich sah es ja ein. Ich brauste mich noch schnell eiskalt ab und wickelte mich in das weiche, üppige Handtuch. Laura saß auf dem Toilettendeckel, hielt mir ein Glas Prosecco entgegen. »Auf dich, Lenchen.«
    Ich nahm das Glas und ließ mich auf dem Badewannenrand nieder. Warm, glühend und unverschämt heiter. Meine Güte, wenn ich gewusst hätte, welchen Kick es mir geben würde, Holger wahrlich und wahrhaftig zu verlassen, hätte ich es schon vor Monaten getan! »Auf uns!«, sagte ich, von Single zu Single.
    Wir stießen an und lachten uns zu. Da waren wir wieder, wir zwei, Laura und Lenchen, unverdrossene Kämpferinnen für das Wahre, Gute, Weibliche. Ich hatte ganz vergessen, wie wunderbar sie war, diese Alle-Männer-sind-Schweine-Stimmung. Dadurch war die Welt zwar nicht gleich uneingeschränkt schön, aber so herrlich einfach. Und irgendwie waren wir dann doch die Größten.
    »Also, los, jetzt erzähl schon!«, quengelte Laura. Sie platzte fast vor Neugier.
    Also erzählte ich. Als ich ihr schilderte, wie ich geduckt mit meinem Gepäck über den Parkplatz gejachtert war und den Lkw gestürmt hatte, hielt sie sich die Seiten vor Lachen. »Und wenn Holger dich gesehen hätte? Stell dir vor, der hätte doch glatt eine Straßensperre organisiert, um den Brummi aufzuhalten!«, japste sie.
    »Ja, das wär Scheiße gewesen«, gab ich zu. »Aber der war so sauer, ich wusste, dass er sich nicht nach mir umdrehen würde.«
    »Und wie er dann vor der Toilette herumgelungert haben muss!« Laura wischte sich die Lachtränen von den Wangen.
    Ja, die Vorstellung hatte was. Obwohl – irgendwie tat Holger mir auch Leid. Er hatte es bestimmt nicht witzig gefunden. Doch ich musste nur an die Plastikplanen und Staubpinsel in seinem Kofferraum denken, um mein Mitleid ganz schnell wieder in den Griff zu kriegen.
    »Jedenfalls finde ich, dass du das goldrichtig gemacht hast!« Laura holte

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