Herr der Daemmerung
Es ließ ihn umwerfend gut aussehen, und es bedeutete, dass er die Situation absolut im Griff hatte.
»Du kannst jetzt jederzeit aufgeben«, sagte er. »Denn ich werde gewinnen, und wir wissen es beide.«
Kapitel Acht
Ich darf diesen Kampf nicht verlieren.
Plötzlich war das der einzige Gedanke in Jez’ Kopf. Sie konnte sich weder Schmerz noch Angst leisten - und keine Dummheiten. Es hing zu viel davon ab.
Und da Morgead ihr im Moment die Telepathie voraus hatte und ihr an Kraft überlegen war, würde sie sich eine clevere Lösung einfallen lassen müssen, um ihn doch noch zu besiegen.
Sie brauchte nur einen Augenblick, und ihr Plan stand fest. Dann führte Jez ihn aus und konzentrierte sich mit ihrem ganzen Wesen darauf, Morgead zu überlisten.
Sie wich nicht länger zurück, sondern machte einen Schritt zur Seite und brachte sich bewusst in eine Position, in der sie seine Angriffe nur unbeholfen parieren konnte. Dann öffnete sie ihm ihre Deckung und hielt ihren Stock absichtlich ungünstig - die Spitze ihm zugewandt, aber zu tief gesenkt.
Siehst du - es ist mein Ellbogen, dachte sie. Sie wusste, dass er sie nicht hören konnte, hoffte jedoch inständig, dass er den Köder schluckte. Mein Ellbogen tut so weh; ich bin abgelenkt; der Stock ist nicht länger eine Verlängerung meines Körpers. Meine rechte Seite ist ungeschützt.
Sie verstand sich ebenso gut auf dieses Spiel wie jede Vogelmutter, die so tut, als habe sie einen gebrochenen Flügel, um einen Räuber von ihrem Nest wegzulocken. Und sie konnte den Triumph in Morgeads Augen aufblitzen sehen.
Das ist es; verschwende keine Zeit mehr damit, mich zu verletzen ... Hol zum Todesstoß aus.
Er tat es. Er versuchte nicht länger, sie in eine Ecke zu drängen. Sein attraktives Gesicht war vollkommen konzentriert, seine Augen schmal, als er einen letzten entschlossenen Hieb vorbereitete, einen Treffer, der den Kampf beenden würde.
Aber als er seinen Kampfstock hob, um seinen Plan auszuführen, zog Jez ihren eigenen Stock zurück, als habe sie Angst, seinen Angriff zu parieren, Angst vor dem Aufprall, der ihren Körper erschüttern würde. Dies war der entscheidende Augenblick. Wenn er jetzt begriff, wenn er verstand, warum sie ihren Stock in diese Position brachte, würde er die Bewegung niemals machen, die er machen sollte. Er würde sich weiter damit beschäftigen, sie zu entwaffnen.
Ich bin zu verletzt, um richtig zu parieren; mein Arm ist zu schwach, um ihn zu heben, dachte sie und ließ die Schultern hängen und taumelte müde. Es war nicht schwer, sich zu verstellen. Die Schmerzen waren durchaus real, und wenn sie sich gestattet hätte, sie zu fühlen, hätte sie das sehr gut kampfunfähig machen können.
Morgead fiel darauf herein.
Er führte den Schlag aus, auf den sie gehofft hatte: gerade nach unten. In der gleichen Sekunde ließ Jez ihren führenden Fuß zurückgleiten und zog sich so aus seiner Reichweite. Sein Stock zischte ihr an der Nase vorbei - und verfehlte knapp sein Ziel. Und dann, bevor Morgead den Stock erneut heben konnte und während er ungeschützt war, stieß Jez zu. Sie legte ihre ganze Körperkraft hinein und rammte ihm den Stock zwischen seinen Armen hindurch in die Taille.
In einem explosiven Keuchen entwich die Luft seinen Lungen, und er krümmte sich.
Jez zögerte nicht. Sie musste ihm sofort den Rest geben, denn in einer Sekunde würde er sich vollkommen erholt haben. Als er sich zusammengekrümmt hatte, schlug sie ihm ihren Stock in die Kniekehlen. Wieder legte sie ihr ganzes Gewicht in den Schlag und setzte nach, um ihn auf den Rücken zu werfen.
Morgead landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Noch bevor er sich bewegen konnte, trat Jez kurz und hart zu, traf ihn am Handgelenk und schlug ihm dabei den Stock weg. Der Stock flog über den Boden, Eiche auf Eiche.
Dann hielt sie ihm das spitze Ende ihres eigenen Stocks an die Kehle.
»Ergib dich oder stirb«, sagte sie atemlos und lächelte.
Morgead blickte funkelnd zu ihr auf.
Er war noch mehr außer Atem als sie, aber in diesen grünen Augen lag nichts, das an Kapitulation erinnerte. Er war wütend.
»Du hast mich überlistet!«
»Alles ist fair.«
Er sah sie nur hasserfüllt unter dem wirren Haar an, das ihm über die Stirn fiel. Die langen Beine und Arme ausgestreckt, lag er auf dem Boden. Die Spitze des Schlangenholzstocks schmiegte sich behaglich in die bleiche Kuhle an seiner Kehle. Er war ihr vollkommen ausgeliefert - so jedenfalls
Weitere Kostenlose Bücher