Herr der Daemmerung
interessieren würde, dachte Jez verblüfft. Erst recht nicht dich. Aber das konnte sie nicht sagen. »Hör mal, ich wollte niemanden verletzen. Und ich kann nicht darüber reden, warum ich gegangen bin. Aber jetzt bin ich zurück ...«
»Du kannst nicht einfach zurückkommen!«
Jez geriet langsam aus dem Konzept. Nichts entwickelte sich so, wie sie es erwartet hatte; die Dinge, die sie sich zurechtgelegt hatte, würden nicht gesagt werden. »Ich weiß, ich kann nicht einfach zurückkommen ...«
»Weil es so nicht funktioniert!« Morgead ging jetzt auf und ab und schüttelte sich das Haar erneut aus den Augen, während er sich umdrehte, um sie anzufunkeln. »Mit Blut herein, mit Blut hinaus. Da du offensichtlich nicht tot bist, hast du uns im Stich gelassen. Es ist dir nicht erlaubt, das zu tun! Und du kannst nicht erwarten, dass du einfach zurückkommen und wieder meine Stellvertreterin werden kannst ...«
»Das erwarte ich auch nicht!«, brüllte Jez. Sie musste ihn zum Schweigen bringen. »Ich habe nicht die Absicht, deine Stellvertreterin zu werden!«, rief sie, als er endlich einmal innehielt. »Ich bin gekommen, um dich als Anführer herauszufordern.«
Morgead klappte der Unterkiefer herunter.
Jez stieß den Atem aus. Das war nicht gerade die Art, auf die sie es geplant hatte zu sagen. Aber jetzt, als sie sah, wie schockiert er war, hatte sie das Gefühl, die Dinge besser unter Kontrolle zu haben. Sie lehnte sich lässig an die Wand, lächelte ihn an und fügte glatt hinzu: »Vergiss nicht, als ich gegangen bin, war ich die Anführerin.«
»Du musst ... Witze ... machen.« Morgead starrte sie an. »Du erwartest, dass du als Anführerin wieder hier hereinspazieren kannst?«
»Wenn ich dich besiegen kann. Und ich denke, ich kann es. Ich habe es schon einmal getan.«
Er starrte sie noch einen Moment an und schien der Sprache nicht mächtig zu sein. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte.
Es war ein beängstigendes Geräusch.
Als er sie wieder ansah, waren seine Augen glänzend und hart. »Ja, das hast du. Aber ich bin seitdem besser geworden.«
Zwei Worte waren ihre Antwort. »Ich auch.«
Und damit veränderte sich alles. Morgead verlagerte seine Position - nur geringfügig, aber er hatte jetzt Kampfhaltung eingenommen. Jez spürte, wie ihr das Adrenalin durch den Körper schoss. Die Herausforderung war ausgesprochen und angenommen worden; es gab nichts mehr zu sagen. Sie standen einander gegenüber, bereit zu kämpfen.
Und damit konnte sie umgehen. Sie war im Kampf viel besser als mit Worten. Sie kannte Morgead in dieser Stimmung; sein Stolz und seine Fähigkeiten waren infrage gestellt worden, und er war jetzt absolut entschlossen zu gewinnen. Dies war eine sehr vertraute Situation.
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, streckte er die Hand aus und nahm sich einen Kampfstock vom Regal hinter ihm.
Japanische Eiche, bemerkte Jez. Schwer, gut gereift, widerstandsfähig. Eine gute Wahl.
Das im Feuer gehärtete Ende war sehr spitz.
Das würde er jedoch zunächst noch nicht benutzen. Zuerst würde er es darauf anlegen, sie zu entwaffnen. Die einfachste Möglichkeit bestand darin, das Handgelenk ihrer dominanten Hand zu brechen. Danach würde er auf kritische Punkte und Nervenzentren zielen. Für ihn war das kein Spiel.
Eine winzige Veränderung in Morgeads Haltung warnte sie, und dann waren sie beide in Bewegung.
Es schwang seinen Stock in einem perfekten Bogen und zielte auf ihr rechtes Handgelenk. Jez blockierte den Angriff mühelos mit ihrem eigenen Stock und spürte die Schockwelle, als Holz auf Holz krachte. Sie veränderte sofort ihren Griff und versuchte es mit einer Falle, aber er ließ seinen Stock zurückschnellen und sah sie wieder an, als hätte er sich überhaupt nicht bewegt.
Er lächelte.
Er hat recht. Er ist besser geworden. Ein kleines Frösteln durchlief Jez, und zum ersten Mal bezweifelte sie ihre Fähigkeit, ihn zu besiegen.
Weil ich es tun muss, ohne ihn zu töten, dachte sie. Sie war sich ganz und gar nicht sicher, dass es auch ihm wichtig war, sie nicht zu töten.
»Du bist so berechenbar, Morgead«, sagte sie. »Ich könnte im Schlaf gegen dich kämpfen.« Sie machte eine Finte in Richtung seines Handgelenks und versuchte dann, ihm die Beine wegzuschlagen.
Er blockierte den Angriff und stellte ihr nun seinerseits eine Falle. »Ach ja? Und du schlägst zu wie eine Vierjährige. Du könntest mich nicht besiegen, selbst wenn ich nur hier stehen und es dir erlauben
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