Herr der Daemmerung
mehr bin.«
»Und du bist nicht böse«, stellte Claire entschieden fest.
Jez sah sie verblüfft an. »Was bringt dich dazu, das zu sagen?«
»Ich habe gehört, wovon ihr gesprochen habt, dass ihr die Welt retten wollt und so. Ich habe es nicht ganz verstanden, aber es hörte sich so an, als wärst du auf der richtigen Seite. Und ...« Claire zögerte, dann zuckte sie die Achseln. »Und ich kenne dich , okay? Ich meine, du bist arrogant und eigensinnig, und du erklärst niemals irgendjemandem irgendetwas, aber du bist nicht böse. Du bist es einfach nicht - im Innern. Das merke ich.«
Jez lachte. Es war ein echtes Lachen. Sie konnte es nicht unterdrücken.
Ausgerechnet Claire. Sie hatte dieses Mädchen falsch eingeschätzt, diese Cousine, die zwar in ihrem Alter war, aber ansonsten nichts mit ihr gemeinsam hatte. Ihre Cousine hatte ganz unerwartete Tiefen.
»Hm, danke«, sagte Jez. »Ich werde versuchen, nicht allzu böse zu sein - in diesen Tagen.« Dann wurde sie ernst. »Hör mal, Claire, wenn du wirklich so denkst, und wenn du wirklich die Dinge glaubst, die du gehört hast...«
»Was das Ende der Welt betrifft? Das glaube ich nicht. Ich meine, ich habe es gehört, und ich glaube dass du es glaubst - und zuerst habe ich es sogar auch irgendwie geglaubt, aber ...«
»Überspring den Rest und glaub es einfach, Claire Es ist zufällig die Wahrheit. Und ich versuche, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Es geht um eine Wilde Macht, richtig?« Claire wirkte jetzt beinahe aufgeregt. »Aber was ist eine ...«
»Das brauchst du nicht zu wissen. Der Punkt ist, dass du mir helfen kannst, wenn du willst.«
»Ja? Wirklich?«
»Du kannst mir helfen, indem du in die Schule zurückfährst und vergisst, dass dies je geschehen ist. Du kannst mir helfen, indem du mein Geheimnis bewahrst und niemals ein Wort davon zu irgendjemandem sagst. Und übrigens wirst du damit gleichzeitig deine Familie beschützen.«
Claire wandte den Blick ab und malte mit den Kiefern. »Diese Sachen, die du tust, sind ziemlich gefährlich.« Es war keine Frage.
»Sehr gefährlich.« Jez trat einen Schritt zurück. »Und im Augenblick bin ich schon viel zu spät dran. Also, haben wir einen Deal? Wirst du mir helfen oder nicht? Kann ich dir vertrauen?«
»Sonst wirst du mich töten, richtig?« Claire sah sie sarkastisch an.
Jez verdrehte die Augen. »Führe mich nicht in Versuchung ... Im Ernst, hilfst du mir?«
»Nein.«
Jez erstarrte und schaute auf das kleinere Mädchen hinab. »Was?«
»Jez - werd nicht gleich wütend, aber ich glaube nicht, dass ich es kann. Nicht auf diese Weise.« Claire sah fest zu ihr auf, ihr kleines Gesicht ernst und überraschend entschlossen. »Ich meine, wie kann ich einfach weggehen, nachdem ich all das gehört habe? Wenn alles, was du sagst, wahr ist, wie kann ich es vergessen ?«
»Du kannst es, weil du es tun musst. Wir alle tun, was wir tun müssen.« Jez sah sich auf dem Bahnsteig um. Jeden Augenblick würde ein weiterer Zug einfahren. Sie hatte einfach keine Zeit, um einen Menschen davon zu überzeugen, sich aus Angelegenheiten herauszuhalten, die ihn umbringen würden. Um es Claire richtig zu erklären, würde sie Tage brauchen.
Also konnte sie nur um etwas bitten, von dem sie nie für möglich gehalten hätte, dass Claire es ihr geben würde.
»Claire ... Auf keinen Fall kann ich dich überzeugen oder dich dazu zwingen , zu tun, was ich will. Aber ich bitte dich ...« Sie stieß den Atem aus und fuhr fort: »Ich bitte dich um dein Vertrauen. Ich bitte dich, wegzugehen und zumindest zu versuchen , das alles zu vergessen. Und zu glauben, dass ich mein Bestes gebe, um das Richtige zu tun.«
Claire sah sie noch einen Moment lang fest an. Dann füllten sich ihre dunklen Augen plötzlich mit Tränen. Sie wandte sich ab, und Claires Kehle bewegte sich, als sie schluckte. Dann nickte sie langsam.
»Okay«, flüsterte sie. »Ich meine - für den Augenblick ist es okay. Ich meine ... ich schätze ... ich kann später mit dir darüber reden.«
Jez stieß den Atem aus. »Das ist richtig.«
Claire verharrte noch etwas, dann straffte sie die Schultern und drehte sich um. Aber genauso plötzlich drehte sie sich ein zweites Mal um, und sie wirkte angespannt und beinahe explosiv. »Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.«
Jez schaute die Bahngleise entlang. Kein Zug. »Okay.«
»Es ist ... es ist ... dass es mir leid tut. Es tut mir leid, dass ich dich verpetzt und versucht habe, Mom gegen dich aufzubringen
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