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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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einfach hinter mir, okay?«, knurrte sie Claire leise zu.
    Bei diesen Worten grinste der Vampir. Er wusste, dass Jez verletzbar war. Sie würde die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit darauf richten müssen, Claire zu beschützen.
    Und dann, gerade als er angreifen wollte, hörte Jez Schritte. Schnelle Schritte mit einer seltsamen kleinen Verzögerung, als humpele jemand ...
    Sie warf einen Blick in Richtung Treppe. Hugh stand oben. Er war außer Atem und blutete aus Schnittwunden im Gesicht. Aber sobald er sie und den Vampir sah, wedelte er mit den Armen und brüllte.
    »Hey! Hässlicher Untoter! Dein Freund hat mich verfehlt! Willst du es mal versuchen?«
    Hugh?, dachte Jez ungläubig. Er kämpft?
    »Komm schon, hey; ich bin hier; ich bin leichte Beute.« Hugh hüpfte auf den Vampir zu, der ihn aus den Augenwinkeln beobachtete und versuchte, diese neue Gefahr einzuschätzen, ohne seine Aufmerksamkeit von Jez abzuwenden.
    »Willst du ein paar Runden boxen?« Hugh nahm Kampfhaltung ein und drosch in die Luft. »Hm? Willst du um den Titel kämpfen?« Die ganze Zeit, während er sprach, tänzelte er näher an den Vampir heran und umkreiste ihn, um hinter ihn zu gelangen.
    Wunderbar, dachte Jez. Es würde ihr vollkommen genügen, wenn der Vampir nur für eine Sekunde unaufmerksam wurde - nur um ein einziges Mal hinter sich zu blicken um ihm ins Gesicht zu treten.
    Aber so funktionierte es nicht. Etwas ging schief.
    Der Vampir versuchte tatsächlich, sich umzuschauen. Jez sah ihre Chance und holte zum Tritt aus, zu einem hohen Tritt, der ihm den Kopf zurückriss. Aber statt rückwärts zu fallen, schaffte der Vampir es irgendwie, direkt auf sie zuzutaumeln. Sie hätte mühelos entkommen können - wäre da nicht Claire gewesen.
    Claire hatte sich brav hinter ihr gehalten - selbst wenn das bedeutete, direkt neben den Schienen zu stehen, auf den gelben Metallquadraten, die den Rand des Bahnsteigs markierten. Als der Vampir jetzt vorwärts stolperte und Jez zur Seite trat, hörte sie Claire aufkeuchen und spürte, dass ihre Cousine wild nach ihr griff.
    Sie wusste sofort, was geschehen war. Claire hatte versucht, in die falsche Richtung auszuweichen und schwankte am Rand des Bahnsteigs. Mehr noch, sie riss Jez mit sich.
    Ein fernes Grollen wie Donner erklang.
    Jez wusste, wie sie sich selbst hätte retten können - indem sie Claire loswurde. Sie hätte Claires Körper als Sprungbrett benutzen können, um auf dem Bahnsteig zu bleiben. Auf diese Weise wäre nur eine von ihnen gestorben.
    Stattdessen versuchte Jez, sich zu drehen und Claire von sich wegzustoßen, in Sicherheit. Aber es funktionierte nicht. Sie verloren beide das Gleichgewicht. Jez hatte das seltsame, überraschte Gefühl, das sich einstellt, wenn man in vollem Bewusstsein stürzt - wo ist der Boden? Und dann schlug sie auf.
    Es war ein heftiger Sturz, weil sie sich mit Claire verheddert hatte. Jez konnte nur versuchen, Claire von der mittleren Schiene fernzuhalten. Der Aufprall raubte ihnen beiden den Atem, und Jez sah Sterne.
    Sie konnte Hugh ihren Namen schreien hören.
    Der ferne Donner war zu einem brüllenden, sirrenden Geräusch geworden, das von den Schienen unter Jez transportiert wurde. Hier unten konnte sie ein Rattern spüren, das von oben nicht zu hören war. Es war ein Geräusch, das ihren Kopf ausfüllte und ihren Körper erzittern ließ.
    In diesem Moment wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass sie sterben würden.
    Sie beide. Zerquetscht unter dem Zug. Der weiße Drache würde direkt über sie hinwegdonnern und es nicht einmal bemerken.
    Sie hatten keine Chance. Claire klammerte sich verzweifelt an sie und bohrte Jez die Finger so fest in die Arme, dass Blut floss, während sie gleichzeitig Luft holte, um zu schreien. Selbst wenn Jez ein vollständiger Vampir gewesen wäre, hätte sie Claire den guten Meter bis zum Bahnsteig nicht schnell genug hochheben können.
    Es gab nichts, was sie retten konnte. Keine Hoffnung. Es war vorüber.
    All das blitzte in der einen Sekunde durch Jez’ Kopf, die sie brauchte, um aufzublicken und den Zug auf sie zurasen zu sehen. Seine glatte weiße Nase war nur zehn Meter entfernt; der Zug bremste, aber nicht annähernd schnell genug; und das war’s, der tatsächliche Augenblick ihres Todes; die letzten Gedanken, die sie jemals denken würde, und das Letzte, was sie jemals sehen würde, war weiß, weiß, weiß ...
    Blau.
    Es geschah alles gleichzeitig und füllte ihr Gesichtsfeld aus. In der einen Sekunde konnte sie

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