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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Jahre dauerte, bis die Flut kam. Und nach der Flut setzte die menschliche Zivilisation richtig ein. Es war die Menschenwelt, und es gibt sie nun schon seit langer Zeit. Die Nachtleute haben lediglich am Rand herumgelungert und sich versteckt. Aber ...« Er hielt inne und richtete sich auf. »Das begann ungefähr achttausend Jahre vor Christus.«
    »Oh.«
    »Ja. Die Jahrtausendwende markiert das Ende unserer zehntausend Jahre.« Er schenkte ihr sein sanftes, halb ironisches Lächeln. »Wir Menschen stehen im Begriff, unsere Herrschaft zu verlieren. Irgendetwas wird geschehen, das Blut und Dunkelheit bringt, und dann werden wir eine vollkommen neue Welt haben.«
    »Nur wenn wir es nicht verhindern«, erwiderte Jez. »Und das werden wir - weil wir es müssen.«
    Hughs Lächeln veränderte sich, wurde weicher. »Ich denke, wir können uns glücklich schätzen, dass wir Leute wie dich haben, Leute, die es versuchen «
    Dann erstarb das Lächeln vollends. Er wirkte unsicher. »Und Jez - weißt du, Alte Seelen stehen nicht wirklich über den >dummen menschlichen Dingen<. Wir sind so menschlich wie jeder andere auch, und wir … ich meine, und ich ...«
    Jez’ Herz schlug unbehaglich schnell. Die Art, wie er sie anschaute - sie hatte Hugh noch nie irgendetwas oder irgendjemanden so anschauen sehen.
    Ein weiteres Dröhnen in der Ferne, dann kam ein Zug hereingeschossen.
    Hugh blinzelte, blickte zur Bahnsteiguhr und dann auf seine Armbanduhr. Er fluchte.
    »Mist, ich müsste schon längst woanders sein. Ich bin schon viel zu spät dran.«
    Jez’ Herz tat einen seltsamen, dumpfen Schlag. Aber nicht aus Enttäuschung. Seltsamerweise war es eher Erleichterung.
    »Ich auch«, sagte sie. »Ich soll mich mit Morgead treffen, bevor alle anderen aus der Schule kommen. Ich muss den nächsten Zug nach San Francisco nehmen.«
    Er zögerte immer noch. »Jez ...«
    »Geh nur«, sagte sie und stand auf. »Ich werde dich anrufen, wenn ich irgendetwas herausfinde. Wünsch mir Glück.«
    »Sei vorsichtig«, sagte er stattdessen, und dann eilte er davon.
    Jez schaute ihm nach. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, was er wohl hatte sagen wollen.
    Dann wandte sie sich um, um wieder zu dem zentralen Teil der Bahnstation zu gehen. Sie hatte bereits ein Stück des Weges zu dem Wachhäuschen zurückgelegt, als sie auf der anderen Seite des Häuschens ein Geräusch hörte.
    Ein verstohlenes Geräusch. Nicht von der Art, wie es ein Wachposten machen würde.
    Jez zögerte nicht. Mit geschmeidigen Bewegungen und vollkommen lautlos änderte sie ihre Richtung und ging auf der anderen Seite um das Häuschen herum, um hinter den heimlichen Beobachter zu gelangen. Sobald sie dessen Rücken im Blick hatte, sprang sie los.
    Sie landete auf ihrer Beute und hielt die Person mit einem Kontrollgriff am Handgelenk fest. Aber sie wusste bereits, dass es kein Kampf auf Leben und Tod werden würde.
    »Jez - au - ich bin es!«, stotterte Claire.
    »Ich weiß, dass du es bist, Claire.«
    »Lass meinen Arm los!«
    »Ich denke nicht, Claire. Hattest du einen interessanten Morgen? Irgendwelche guten Witze gehört?«
    »Jez!« Claire wehrte sich, tat sich selbst weh, wurde dann wütend und tat sich noch mehr weh bei dem Versuch, Jez zu schlagen. Jez erlaubte ihr, sich aufzusetzen, wobei sie sie immer noch festhielt.
    Claires Gesicht war gerötet und zornig, und ihr dunkles Haar klebte ihr in Strähnen an den Wangen. Ihre Augen sprühten Funken.
    »Okay, also, es tut mir leid, dass ich gelauscht habe. Ich bin dir gefolgt, als Greg Ludlum dich hier hergefahren hat. Ich wollte wissen, was du tust. Ich hatte keine Ahnung, dass du vollkommen übergeschnappt bist!«
    »Nun, Pech für dich, dass du das nicht schon früher kapiert hast. Denn unglücklicherweise muss ich dich jetzt töten, um dich daran zu hindern, dass du redest.«
    Claires Augen weiteten sich, und sie gab einen erstickten Laut von sich. Jez begriff plötzlich, dass ihre Cousine hinter all dem Gefunkel und Geschrei schreckliche Angst hatte.
    Sie ließ Claires Arm los, und Claire sackte von ihr weg und rieb ihn sich.
    »Du - du bist wahnsinnig, oder?« Claire sah sie von der Seite an, durch klebrige Haarsträhnen hindurch. »Ich meine, all das Gerede über das Ende der Welt - es ist eine Art bizarres Spiel, das du mit deinen komischen Freunden spielst, oder? So etwas wie Dungeons and Dragons ...«
    »Was denkst du, Claire?« Jez stand auf und hielt Claire eine Hand hin, besorgt, dass irgendjemand sie bemerken

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