Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
Vom Netzwerk:
für…«
»Ich arbeite jetzt für Dottor Massimo«, unterbrach Prosper ihn und stellte sich an Scipios Seite. Morosina lief zu ihrem Bruder und flüsterte ihm etwas zu. Renzo wurde blass.
»Er hat den Hunden vergiftetes Fleisch hingeworfen!«, rief er und sprang auf das Podest, aber Barbarossa schubste ihn ärgerlich wieder hinunter.
»Na und? Sie werden es überleben!«, rief er. »Sollte ich mich von diesen Höllenhunden fressen lassen? Diese Biester haben mir oft genug einen Todesschreck eingejagt!«
»Lauf und gib ihnen Brechwurz!«, sagte Renzo zu Morosina, ohne den Rotbart aus den Augen zu lassen. »Im Stall ist noch etwas.«
Morosina rannte davon. Barbarossa blickte ihr selbstzufrieden nach.
»Diese Ungeheuer haben es nicht besser verdient, glauben Sie mir, dottore «, sagte er zu Scipio. »Wissen Sie, ob es gleichgültig ist, auf welche Figur man sich setzt?«
»Nimm den Löwen, Rotbart!«, sagte Renzo und starrte Barbarossa feindselig an. »Der dürfte als Einziger dein Gewicht aushalten.«
Barbarossa warf ihm einen verächtlichen Blick zu, aber er stapfte auf den Löwen zu. Als er seinen dicken Leib hinaufhievte, ächzte das Holz, als wäre der Löwe lebendig geworden. »Fabelhaft!«, stellte Barbarossa zufrieden fest und blickte auf die Umstehenden hinab wie ein König von seinem Streitross. »Von mir aus kann die Probefahrt beginnen.«
Scipio nickte und legte Renzo und Prosper die Hände auf die Schultern. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Verschafft Signor Barbarossa den Ritt, den er verdient hat.«
»Aber erst einmal nur eine Runde!« Barbarossa rutschte aufgeregt noch etwas nach vorn und klammerte sich mit seinen beringten Fingern an die Stange. »Man kann ja nie wissen. Vielleicht ist doch etwas an den Geschichten dran, und ich will mich ja nicht«, verächtlich wies er auf Renzo, »in einen Knirps wie den da verwandeln. Aber ein paar Jährchen«, er lachte und strich sich über den kahlen Kopf, »wer wäre die nicht gern los, nicht wahr, Dottore?« Scipio beantwortete das mit einem Lächeln. »Renzo, Prosper, einen besonders kräftigen Stoß für Signor Barbarossa!«, befahl er.
Prosper und Renzo traten auf das Karussell zu. Renzo legte die Hand dem Wassermann auf den Rücken, Prosper stemmte die Arme gegen das Einhorn. »Festhalten, Rotbart!«, rief Renzo. »Das wird der Ritt deines Lebens!«
Das Karussell setzte sich mit einem so heftigen Ruck in Bewegung, dass das Einhorn dem Löwen in den Nacken zu springen schien. Erschrocken klammerte Barbarossa sich an die Stange. »Hoppla, nicht so heftig!«, rief er, aber das Karussell drehte sich schneller und schneller, »Halt!«, brüllte Barbarossa. »Halt! Mir wird übel!« Aber die Figuren wirbelten weiter im Kreis herum, noch eine Runde und noch eine.
»Verfluchtes Teufelsding!«, schrie Barbarossa, und Prosper schien es, als klänge seine Stimme schon heller.
»Spring ab, Rotbart!«, rief Renzo. »Spring ab, wenn du dich traust!«
Aber Barbarossa sprang nicht. Er schrie, er schimpfte, er rüttelte an der Stange, trat gegen den Löwen, als könnte er so die rasende Fahrt bremsen. Und plötzlich passierte es.
Auf der verzweifelten Suche nach Halt stemmte Barbarossa die Füße gegen die Flügel des Löwen. Scipio, Renzo, Prosper, alle drei hörten, wie das alte Holz brach. Fürchterlich klang das Spleißen, fast, als ginge etwas Lebendiges entzwei.
»Nein!«, hörte Prosper Renzo schreien, aber da war schon nichts mehr zu retten.
Der Flügel schleuderte durch die Luft, prallte dem Wassermann gegen die grüne Brust und landete polternd auf dem hölzernen Podest. Von dort schlitterte er hinunter, traf Prosper so heftig am Arm, dass er aufschrie, und verschwand in den Büschen. Schlingernd drehte das Karussell eine letzte Runde, dann kamen die Figuren ächzend zum Stehen. Und regten sich nicht mehr. »Madonna!«, hörte Prosper eine Stimme jammern. »Was war das? Was für ein dreimal verfluchter Höllenritt!« Vom Rücken des geflügelten Löwen rutschte mit schlotternden Beinen ein Junge. Stöhnend taumelte er zum Rand des Holzpodests, stolperte über seine Hosenbeine – und starrte erstaunt auf seine Finger: kurze dicke Finger, mit rosigen Fingernägeln.

 
     »Er hat es zerbrochen!«, rief Renzo. Er sprang auf das Podest, stieß den geschrumpften Barbarossa so unsanft zur Seite, dass er fast hinfiel, und beugte sich über den Löwen. Idas Flügel saß immer noch fest an seinem Platz, aber von dem rechten war nur noch ein Stumpf übrig. Verzweifelt

Weitere Kostenlose Bücher