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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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blickte er zu Prosper und Scipio hinunter. Dann, als wäre ihm wieder eingefallen, wer verantwortlich war für dieses Unglück, stürzte er auf Barbarossa zu, der immer noch ungläubig seine Finger anstarrte.
»Du dreimal verfluchter Schuft!«, schrie Renzo und gab Barbarossa einen Stoß vor die Brust, dass er rückwärts gegen das Seepferd stolperte. »Du schleichst dich auf meine Insel, du vergiftest meine Hunde, du bedrohst meine Schwester, und nun hast du auch noch zerstört, worauf ich mein halbes Leben verwandt habe!« »Es hat nicht angehalten!«, zeterte Barbarossa und hielt sich schützend die Arme über den Kopf, aber Renzo schlug blind vor Wut auf ihn ein, bis Prosper auf das Podest sprang und ihn zurückzerrte, mit einer Hand. Sein anderer Arm schmerzte immer noch von dem Zusammenprall mit dem Flügel. Renzo ließ widerstandslos die Fäuste sinken und starrte den verstümmelten Löwen an. Auch Scipio stand da wie versteinert. Zögernd, als fürchte er sich vor dem, was er dort finden würde, ging er zu dem Busch, in den der Flügel geschleudert worden war, und zerrte ihn zwischen den Zweigen hervor.
»Wir werden einen neuen Flügel schnitzen lassen, Renzo!«, sagte er und strich über das zersplitterte Holz. Renzo trat auf den Löwen zu und presste das Gesicht gegen die hölzerne Mähne. »Nein«, sagte er. »Was glaubt ihr, warum ich so lange nach dem zweiten Flügel gesucht habe? Es heißt, der Conte Vallaresso hat mehr als dreißig Flügel schnitzen lassen, nachdem die Diebe den Löwenflügel verloren hatten. Aber ohne die echten Flügel ist es nur ein Karussell.«
»Unsinn, die anderen Figuren sind doch noch da!«, rief Barbarossa. »Was sollen die langen Gesichter?« Barfuß stand er da, Schuhe und Socken waren ihm bei seinem wilden Ritt von den Füßen geflogen, und die Ärmel seines Mantels schleiften auf dem Boden. Barbarossa war kleiner als Bo.
Als keiner ihm antwortete, zerrte er sich den Mantel von den Schultern, stieg aus den viel zu groß gewordenen Hosen und stolperte auf den Wassermann zu. Und als er auf den nicht hinaufkam, versuchte er es mit dem Seepferd. Aber die Figuren waren plötzlich riesig, zu hoch für einen kleinen, dicken Jungen, der immer schon etwas ungeschickt gewesen war. »Spar dir die Mühe, Barbarossa«, sagte Prosper und hockte sich auf den Rand des Podests. »Du hast doch gehört, was Renzo gesagt hat. Es wird nicht mehr funktionieren.«
»Unsinn!«, schrie Barbarossa ihn an. »Stoßt es sofort noch mal an! Dottor Massimo!« Er lief zum Rand der Plattform zurück und trat fröstelnd von einem nackten Fuß auf den anderen. »Bitte, dottore! Machen Sie diesem unerhörten Kinderstreich ein Ende! Sehen Sie mich an. Ich bin ein bedeutender Mann, jeder in der Stadt kennt mich. Menschen aus aller Welt verkehren in meinem Laden! Soll ich denen etwa in dieser lächerlichen Gestalt entgegentreten?«
Scipio betrachtete immer noch den zersplitterten Flügel. »Ach, lass mich in Frieden, Barbarossa«, sagte er, ohne den Kopf zu heben. »Du verstehst gar nichts. Was hattest du hier überhaupt zu suchen? Du hast alles kaputtgemacht.«
»Aber dottore! «, zeterte Barbarossa.
»Ich bin nicht Dottor Massimo!«, fuhr Scipio ihn an. »Ich bin der Herr der Diebe.« Müde legte er den zerstörten Flügel auf das Podest des Karussells. »Und erwachsen bin ich jetzt auch. Aber irgendwie hast du mir die Freude daran verdorben. Verdammt noch mal, ich muss nachdenken.«
Barbarossa starrte Scipio an, als hätte er sich als der Teufel höchstpersönlich vorgestellt.
»Der Herr der Diebe?«, flüsterte er. »Der Herr der Diebe ist der ehrenwerte Dottor Massimo? Wenn das keine Überraschung ist.« Drohend senkte er die Stimme, was bei einem Fünfjährigen nicht sonderlich wirkungsvoll klingt. »Lasst es fahren!«, sagte er und ballte die kleinen Fäuste. »Sofort! Oder ich erzähle der Polizei, wer ihr seid.« Da lachte Scipio.
»O ja, tu das!«, sagte er. »Erzähl ihnen, dass Dottor Massimo der Herr der Diebe ist. Nur schade, dass du jetzt so ein kleiner Knirps bist und sie dir nicht glauben werden.«
Das verschlug Barbarossa die Sprache. Hilflos vor Wut stand er da, die Fäuste immer noch geballt, und starrte auf seine nackten, kalten Zehen.
»Du dreister Kerl wagst es, hier auch noch jemanden zu erpressen?«, fragte Renzo hinter ihm. »Ich werde jetzt nach meinen Hunden sehen. Und wenn du ihnen ebensolchen Schaden zugefügt hast wie meinem Karussell, dann wirst du dir wünschen, die Isola Segreta

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