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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Podest.
»Das werden Sie bereuen!«, hörten sie Morosinas helle Stimme rufen. »Sie haben kein Recht, hier herumzuschnüffeln. Wenn der Conte erfährt…« »Ach was, der Conte!«, höhnte eine tiefe Stimme, die Prosper bekannt vorkam. »Der ist heute nicht da. Er hat es mir selbst gesagt. Nein, du bist allein hier, wer immer du bist! Was denkst du, warum Ernesto Barbarossa dieser verfluchten Insel gerade heute einen Besuch abstattet?«
Renzo fuhr zusammen. »Barbarossa!«, flüsterte er. Er wollte aufspringen, aber Scipio hielt ihn fest. Vorsichtig schoben die drei sich vor und lugten über den Rand des Podests. »Denkst du, ich bin umsonst über diese verfluchte Mauer geklettert?«, hörten sie Barbarossa schnaufen. »Ich will jetzt endlich wissen, worum sich diese ganze Geheimniskrämerei dreht. Und wenn ich es nicht gleich erfahre, dann werde ich sehr, sehr ungemütlich!«
Noch einmal knackten die Zweige, dann stapfte Barbarossa schwer atmend auf die Lichtung. Morosina zerrte er an ihrem langen Zopf hinter sich her wie an einer Hundeleine. »Zum Teufel, was ist das?«, brüllte der Rotbart, als er das Karussell sah. »Willst du mich veralbern? Ich suche etwas mit Diamanten, mit riesigen Diamanten und Perlen. Ich wusste doch gleich, dass du mich an der Nase herumführst. Aber jetzt gehen wir zwei zum Haus zurück und wehe, dort zeigst du mir nicht, was ich suche!«
»Prosper!«, flüsterte Scipio, so leise, dass Prosper ihn kaum verstand. »Sehe ich meinem Vater ähnlich? Sag schon.« Prosper zögerte. Und nickte.
»Gut. Sehr gut.« Scipio strich sich die Jacke glatt und leckte sich die Lippen wie ein Kater, der sich auf die Jagd freut. »Ihr wartet hier erst mal«, flüsterte er. »Ich glaube, jetzt wird es sehr, sehr lustig.« Geduckt schob er sich an Renzo und Prosper vorbei, sah sich noch einmal nach ihnen um – und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
Er war wirklich noch ein paar Zentimeter größer als sein Vater. Das Kinn vorgestreckt, so wie Dottor Massimo es auch gerne tat, schritt Scipio auf Barbarossa zu. Der Rotbart starrte ihm mit offenem Mund entgegen. Er hielt Morosinas Zopf immer noch in der Hand.
» Dottore… Dottor Massimo!«, stammelte er entgeistert. »Was… machen Sie denn hier?«
»Das wollte ich gerade Sie fragen, Signor Barbarossa«, antwortete Scipio. Prosper staunte, wie täuschend echt er den herablassenden Ton seines Vaters nachahmte. »Und was in Gottes Namen machen Sie denn da mit der Contessa?«
Barbarossa ließ Morosinas Zopf so erschrocken los, als hätte er sich daran verbrannt. »Contessa? Vallaresso?« »Natürlich, die Contessa ist oft bei ihrem Großvater zu Besuch. Nicht wahr, Morosina?« Scipio lächelte ihr zu. »Aber was treibt Sie auf diese Insel, Signor Barbarossa? Geschäfte?«
»Wie? Ja, ja.« Barbarossa nickte verdattert. »Geschäfte.« Er war immer noch viel zu verblüfft, um zu bemerken, dass Morosina Scipio ebenso erstaunt ansah wie er.
»Ah ja. Nun, mich hat der Conte hergebeten, damit ich dieses Karussell begutachte.« Scipio drehte Barbarossa den Rücken zu und zupfte sich am Ohrläppchen, wie es die Angewohnheit seines Vaters war. »Die Stadt will es eventuell ankaufen. Aber ich fürchte, es ist in einem bedauerlich schlechten Zustand. Sie erkennen es natürlich, nicht wahr?«
»Erkennen?« Barbarossa trat verdutzt an seine Seite – und riss die Augen auf.
»Natürlich! Einhorn, Seejungfrau, Löwe, Wassermann«, er schlug sich gegen die Stirn, als wolle er seinem trägen Verstand Beine machen, »und da ist das Seepferd. Das Karussell der Barmherzigen Schwestern! Unfassbar!« Er senkte die Stimme und blickte Scipio verschwörerisch an. »Was ist mit den Geschichten? Den Geschichten, die man sich darüber erzählt?« Scipio zuckte die Achseln. »Wollen Sie es ausprobieren?«, fragte er mit einem Lächeln, das so gar nicht nach Dottor Massimo aussah. Aber Barbarossa bemerkte auch das nicht. »Wissen Sie denn, wie man es in Bewegung setzt?«, fragte er und kletterte umständlich auf das Podest.
»Oh, ich habe zwei junge Helfer dabei«, sagte Scipio. »Sie stecken irgendwo dahinten, wollen sich wohl wieder vor der Arbeit drücken.« Er winkte Prosper und Renzo hinter dem Karussell hervor. »Nun kommt schon, ihr zwei. Signor Barbarossa möchte mit dem Karussell fahren.«
Barbarossa kniff die Augen zusammen, als er Prosper sah. »Was macht der denn hier?«, knurrte er und starrte argwöhnisch auf ihn herunter. »Den Jungen kenne ich. Er arbeitet

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