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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Wespe lächelte Prosper an. »Nein, das tust du wirklich nicht. Er ist gar nicht so dumm, dieser Schnüffler.« Schon wieder klingelte das Telefon. »Du meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass der seltsame Kerl so viel Kundschaft hat.« Entnervt griff Wespe zum Hörer. »Pronto!«, sagte sie mit verstellter Stimme. »Büro Victor Getz. Was kann ich für Sie tun?« Riccio presste sich die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten, aber Prosper lauschte mit besorgtem Gesicht. »Wie war der Name?« Wespe gab Prosper ein Zeichen. »Hartlieb?«
Prosper zuckte zusammen, als hätte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. Wespe drückte auf einen Knopf am Telefon, und Esthers Stimme schallte durch Victors Büro. Sie sprach nicht sehr schnell, aber ihr Italienisch war gut: »… versuche seit Tagen, Herrn Getz zu erreichen. Er hat mir doch gesagt, er wäre den Jungen auf der Spur. Er hat sogar angekündigt, mir ein Foto der beiden zu schicken, das er auf dem Markusplatz gemacht hat…«
Wespe warf Prosper einen erschrockenen Blick zu. »Davon weiß ich nichts«, stammelte sie. »Das, ähm, das könnte auch ein Irrtum gewesen sein. Gestern hat er nämlich eine neue Spur verfolgt. Ganz neu. Herr Getz glaubt jetzt, dass die Jungen nicht mehr hier sind, nicht mehr in Venedig, mein ich. Hallo?« Vom anderen Ende der Leitung kam nur Schweigen. Die drei Kinder in Victors Büro wagten sich kaum zu rühren. »Das ist ja sehr interessant!«, sagte Esther mit scharfer Stimme. »Aber ich würde diese Auskunft gerne von Herrn Getz persönlich bekommen. Holen Sie ihn bitte umgehend an den Apparat.«
»Er, er…«, Wespe geriet ins Stottern, vor Aufregung vergaß sie, ihre Stimme zu verstellen, »… er ist nicht da. Ich bin nur seine Sekretärin. Er ist gerade wegen eines anderen Auftrags unterwegs.«
»Wer sind Sie?« Jetzt klang Esthers Stimme gereizt. »Meines Wissens hat Herr Getz überhaupt keine Sekretärin.«
»Natürlich hat er eine Sekretärin!« Wespe klang ehrlich entrüstet. »Was denken Sie denn, verdammt noch mal? Herr Getz wird Ihnen das Gleiche erzählen wie ich, aber er ist im Moment unterwegs. Versuchen Sie es in einer Woche noch mal.«
»Jetzt hören Sie mir mal zu, wer immer Sie sind…« Esthers Stimme wurde noch schneidender. »Ich habe Herrn Getz die Nachricht auch schon auf den Anrufbeantworter gesprochen, aber es schadet nichts, wenn Sie es ihm noch einmal zusätzlich ausrichten. Mein Mann hat in zwei Tagen wieder geschäftlich in Venedig zu tun, und ich erwarte Herrn Getz am Dienstag im Sandwirth. Und zwar um Punkt drei Uhr. Schönen Tag noch.« Dann klickte es in der Leitung. Mit bedrücktem Gesicht legte Wespe auf. »Ich glaub, das hab ich nicht so gut gemacht«, murmelte sie. »Wir müssen weg«, sagte Prosper und brachte die Ordner, die er durchgesehen hatte, zurück an ihren Platz. Wespe warf ihm einen besorgten Blick zu. Dann lief sie zu Victors Regal und schob sich schnell noch ein paar Bücher unter den Pullover. »Mann, wäre es nicht toll, wenn jemand Nettes so wild hinter einem her wäre?« Riccio schob gedankenversunken die Zunge in seine Zahnlücke. »Irgendein netter, stinkreicher Onkel oder Opa, so wie in den Geschichten, die Wespe immer vorliest.«
»Esther ist reich«, sagte Prosper.
»Wirklich?« Riccio stopfte Victors Bärte in seinen Rucksack. Die falsche Nase steckte er auch ein. »Na, vielleicht fragst du sie dann mal, ob sie mich statt Bo nimmt? Viel größer bin ich ja nicht, und ans Nettsein stell ich keine großen Ansprüche. Solange sie mich nicht allzu oft verhaut…«
»So was tut sie nicht«, murmelte Prosper und durchsuchte noch einmal die Schubladen. »Was für ein Foto hat sie gemeint? Verdammt, ich wusste doch, dass der Kerl Bo beim Taubenfüttern fotografiert hat. Riccio, nimm die Kamera mit, vielleicht ist der Film noch drin.« Riccio hängte sich die Kamera um den Hals und stellte sich noch einmal vor Victors Spiegel. »Guten Tag, Signora Esther!«, sagte er und lächelte mit zusammengekniffenen Lippen, damit man seine Zahnlücke nicht sah. »Wollen Sie meine neue Mutter sein? Ich habe gehört, Sie schlagen nicht und Geld sollen Sie auch haben.«
»Vergiss es, Igelchen!«, sagte Wespe und schaute ihm über die Schulter. »Prospers Tante will einen hübschen kleinen Teddybären und keinen Igel mit schlechten Zähnen. Los, lasst uns hier verschwinden. Den Schildkrötenmann nehmen wir am besten auch erst mal mit, sonst müssen wir jeden Tag herkommen, solange der Schnüffler unser

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