Herr der Finsternis
getrieben hatte. Und oftmals drehte sie sich um und kniete, mir den Rücken zugewandt, vor mir nieder, so daß ich sie nehmen konnte, wie die Hunde es taten. Was ihr überhaupt nicht gefiel, war unsere vertraute englische Art, bei der die Frau auf dem Rücken liegt, die Beine angezogen, und der Mann zwischen ihnen. Dies empfand sie als unterdrückend, gefährlich und irgendwie unbeholfen. Diese Stellung war in der Tat bei ihrem Stamm nicht gebräuchlich, doch ich glaube, der wirkliche Grund, daß sie sie nicht ausüben wollte, lag tiefer. Denn während ihrer Zeit der Sklaverei war sie des öfteren gewaltsam von Portugiesen genommen worden – sie schändigen ohne Scham jede stattliche Sklavin, wann immer es sie überkommt –, und bei diesen Akten der Notzucht hatten sie sich normalerweise auf sie geworfen; daher verabscheute sie diese Art der Vereinigung.
Ich darf hinzufügen, daß sie auch die Portugiesen verabscheute, alles an ihnen verachtete, ihre Gesichter und ihren Geruch und die Schmutzigkeit ihrer Körper. Als sie mir von dem Sklaven-Corral aus zurief, ich solle sie vor den Sklavenjägern retten, so geschah dies wegen meines gelben Haars und englischen Gesichts, denn obwohl sie nicht die geringste Vorstellung hatte, worum es sich bei einem Engländer handelte, wußte sie auf den ersten Blick, daß ich kein Portugiese sein konnte, und entschloß sich daher, mir ihr Schicksal anzuvertrauen. Und als sie herausfand, daß ich tatsächlich anders war, daß meine Haut nicht ranzig war vor altem Schweiß und Schmutz und daß ich meinen Pfahl nicht bei der erstbesten Gelegenheit in ihren trockenen Schlitz stecken würde, zeigte sich ihre Hingabe an mich überaus rührend. Sie folgte mir auf dem Schiff so hingebungsvoll und treu wie ein junger Hund; und obwohl sie zu den Portugiesen durchaus höflich war, denn schließlich handelte es sich ja um meine Gefährten, bewahrte sie zwischen ihnen und sich selbst eine kühle Distanz, so weit dies auf diesen engen Räumlichkeiten möglich war.
So geschah es, daß ich als alleinstehender Mann nach São Tomé fuhr und als Mann mit einem Besitztum zurückkehrte, mit meiner eigenen Sklavin, die auch meine Bettgefährtin und, soweit dies zwischen Mann und Frau möglich war, mein Freund war.
Denn wir waren beide verlorene Seelen, die es fern von unserer heimatlichen Erde verschlagen hatte, zwei Wanderer, zwei Opfer der Inbesitznahme und Gefangenschaft, und wir klammerten uns aneinander. Ich hatte zuerst beabsichtigt, sie in Angola freizulassen und ihr zu erlauben, in ihr Heimatland zurückzukehren; doch als ich die Pinasse von Hafen zu Hafen führte, wurde mir schnell eingängig, daß ich nicht den Wunsch hatte, sie fortzuschicken. Und sie war auch nicht versessen darauf, mich zu verlassen, da sie auf der Heimreise in ihre angestammte Provinz sicher wieder von Sklavenjägern ergriffen, wenn nicht gar von Jaqqas verspeist oder von Löwen zerrissen oder von Coccodrillos verschlungen werden würde. Nachdem wir zu dieser Erkenntnis gelangt waren, stellten wir fest, daß wir einander im Geiste schnell näherkamen, was mich sehr erfreute.
Ich begann damit, sie in der portugiesischen Sprache zu unterweisen, und sie lehrte mich einige afrikanische Worte, so daß wir nicht mehr auf das beschwerliche Verdeutlichen mit Gesten angewiesen waren, womit wir uns bis dahin hauptsächlich verständigt hatten. Sie lernte schnell. Ich brachte ihr sogar einige englische Worte bei und erklärte ihr, daß dies meine eigene Sprache war, die Sprache meiner wahren Nation, die mit diesen Portugiesen, unter die es mich verschlagen hatte, verfeindet war. Es war weiß Gott eine Freude, wieder gute englische Silben auf meiner Zunge zu fühlen. Im Scherz hatte ich einmal bei Doña Teresa das Spiel angeregt, Englisch zu sprechen, um die Flammen der Lust aufzurühren; doch bei Matamba war es mir ernst damit, denn es erregte mich sehr, zu hören, wie meine Sprache über ihre Lippen kam.
So lagen wir zusammen, und sie sagte: »Gott segne Ihre Protestantische Majestät Königin Elisabeth«, und ich lachte und liebkoste sie und hätte sie geküßt, wenn sie es nur zugelassen hätte.
Und sie sagte: »Essex, Sussex, Somerset, York.«
»Northumberland, Suffolk, Gloucester, Kent«, sagte ich.
Und sie sprach mir auf ihre Art nach: »Northumberland, Suffolk, Gloucester, Kent.«
Es war eine freudige Zeit. Sollten sich die Portugiesen im Kampf um die Macht doch wie die Schlangen und Basilisken verhalten, sagte ich
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