Herr der Finsternis
sagte ich. »Es hat keine Macht über mich.«
»Weißt du das wirklich?«
»Ich bin mein eigener Herr und leide nicht unter Hexenkraft.«
»Dann wirf es fort«, sagte sie erneut.
»Doch ich finde es hübsch. Seine Oberfläche ist glatt und gut geschnitzt. Und der Freund, der es mir gegeben hat, ist tot – das glaube ich zumindest –, und das ist alles, was ich von ihr noch habe.«
»Von ihr?« sagte Matamba, und es lag ein sehr fraulicher Ton in ihrer Stimme, der mich zugleich amüsierte wie erzürnte.
»Doña Teresa da Costa war ihr Name«, sagte ich. »Eine sehr gute und edle Christin von hoher Geburt, die…«
»Wenn sie dir dies gab, ist sie keine Christin. Sie ist eine Hexe!«
»Komm, Matamba, du bist zu barsch!«
»Ich kenne Hexenkunst. Ich kenne Mokissos. Dies ist gefährlich.«
»Eine harmlose kleine Schnitzfigur.«
»Ein Idol«, sagte sie.
Und nun hob sich mein Zorn, denn ich wußte, daß sie recht hatte und ich unrecht, was einen immer erzürnt, wenn man entschlossen ist, nicht nachzugeben; und bei meinem Glauben, ich wollte mich nicht von diesem Geschenk Teresas trennen, und wenn sechs Erzbischöfe darauf bestanden hätten. Sie versuchte, es mir abzunehmen, und ich hielt es in der Hand und stieß sie zurück, und zwar nicht sanft, so daß sie auf die Bettkante fiel. Und als sie zu mir aufblickte, wobei sich ihre Brüste in der Erregung heftig hoben und senkten, trat ein neuer Blick in ihre Augen, der besagte, daß sie daran erinnert wurde, daß ich noch immer ihr Herr war, und ein Mann, wenngleich ich auch sanfter erschien als alle anderen Männer, die sie gekannt hatte.
»Ich wollte dir nicht wehtun«, sagte ich. »Doch du mußt es verstehen: Die Figur gehört mir, und sie ist mir kostbar, und ich werde sie nicht vernichten, und ich will nicht, daß du sie fortwirfst.«
»Dann wird sie dir Schaden zufügen. Das will ich nicht.«
»Laß mich zufrieden, Matamba. Ich bitte dich, laß mich zufrieden.«
»Wenn du sie behalten willst, dann behalte sie. Du bist der Herr. Doch es steckt Mokisso darin. Es ist nicht christlich. Es kann dir Schaden zufügen.«
»Dieses Risiko werde ich eingehen«, sagte ich und brachte die Sache damit zum Abschluß. Und einige Tage lang trug ich das Schnitzwerk ständig bei mir, so daß sie es nicht in die Hände bekommen konnte; doch dann sah ich, daß sie meinen Wunsch respektierte, und ich legte es an seinen Platz in der Hütte zurück. Wann immer sie es sah, bekreuzigte sie sich viele Male, doch sie brachte nicht mehr die Sprache darauf.
Einige Tage nach meiner Heimkehr schickte Don Jeronymo d’Almeida nach mir, um mir eine neue Aufgabe anzubieten. Zu ihm ging ich nur widerwillig, wußte ich doch, daß er hinterhältig den Tod dieser meiner beiden Freunde geplant hatte; ich wollte nicht, daß es zu irgendeiner Herzlichkeit zwischen mir und solch einem Judas kam, doch ich mußte meine Skrupel zurückstellen, denn er war der Gouverneur und ich seiner Gnade ausgeliefert. Ich konnte ihm wegen Don João und Doña Teresa so viele Vorwürfe machen wie ich wollte, und am Ende würde er mich doch nur auspeitschen lassen oder mich in den Kerker stecken und vergessen, und was hätte dies mir genutzt, oder was hätte es Don João und Doña Teresa genutzt?
Don Jeronymo begrüßte mich brüsk auf seine übliche harte, heftige Art. Er beabsichtigte nun, sagte er, seinen Feldzug in die unruhige Provinz Kisama zu beginnen, die die portugiesische Herrschaft bereits völlig abgeschüttelt hatte. Diese Provinz hatte ihre Grenze am Südufer des Flusses Kwanza und verlief von dort aus südlich in Richtung Benguela, wo es einen wichtigen Anlegeplatz gab, wo portugiesische Schiffe, die das Kap der Guten Hoffnung umrunden wollten, ihre Vorräte auffrischten.
Es war überaus gefährlich, dieser Provinz zu gestatten, in der Rebellion zu verbleiben, und sobald die Männer aus São Tomé eintrafen, wollte Don Jeronymo eine große Streitmacht in dieses Land führen. Er beabsichtigte, mit dem Schiff den Kwanza bis zum ehemaligen Presidio Muchima hinaufzufahren, es wieder aufzubauen und dann in südliche Richtung über Land zu einem Ort namens Ndemba zu marschieren, wo es reiche Salzminen gab. Bei Ndemba wollte er ein neues Presidio gründen und es mit einhundert Mann bestücken: Dies würde sein Stützpunkt für die Rückeroberung der Provinz Kisama sein.
Meine Rolle bestand darin, der Lotse des Fährschiffs zu sein. Ich sollte die Truppentransportschiffe den Kwanza hinauf- und
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