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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mir; sollten sie doch lügen und schwindeln und betrügen, sich einander mit Glocke und Bibel und Kerze exkommunizieren und ihrem eigenen Vorteil zuliebe fieberhaft Ränke schmieden. Dies war nicht meine Art. Ich hatte mir in ihrem dunklen, stürmischen Afrika eine kleine Insel des Trostes geschnitzt. Ich ging einem Beruf nach; ich erfreute mich guter Gesundheit; und nun hatte ich auch meine Matamba. Es war daher meine Absicht, ruhig und bedächtig zu leben, bis ich irgendwie meine Flucht und meine Rückkehr nach England bewerkstelligen konnte, was das eine große Krebsgeschwür in der Süße meines Lebens war: so fern der Heimat zu sein.
    Da waren noch die Schulden, die ich mir aufgebürdet hatte, indem ich Matamba aus der Sklaverei gekauft hatte. Doch diese waren fürwahr schnell zu begleichen, indem wir mit den Küstenstädten Handel trieben. Denn laut Befehl von Don João de Mendoça – einem Befehl, den Don Jeronymo bestätigt und bekräftigt hatte – war ich bei jeder Unternehmung, die wir hinsichtlich solch eines Handels betrieben, ein gleichwertiger Partner der Portugiesen meiner Mannschaft. Und als wir auf unserem Weg nach Süden wieder in Loango anlegten, begrüßten die Leute uns dort herzlich und berichteten uns, auf einer großen Jagd seien zahlreiche Elephantos getötet worden, so daß sie uns viele Waren anzubieten hatten, aus denen wir mächtigen Gewinn schlagen konnten.
    Der Elephanto, so sollte ich erklären, ist das ehrfurchtgebietendste aller afrikanischer Tiere, der gleiche Koloß, der die Heere des großen Hannibal begleitete, als er Rom erobern wollte. Er wandert überall im Lande Kongo und in Loango herum, und zu einem geringeren Ausmaß auch in Angola, wo die Einheimischen nicht so beharrlich Jagd auf ihn machen. Es sind gewaltige Tiere, wie Häuser, die umherstreifen. Ich habe den Abdruck ihrer Füße im Staub gesehen, im einfachen Durchmesser vier Spannen { * } breit, und ihre Ohren sind wie große graue, faltige Mäntel, in denen ein Mann sich verbergen könnte. In Loango erzählte man mir, die Elephantos würden einhundertundfünfzig Jahre alt und bis zur Mitte ihres Lebens ständig wachsen. Ich habe etliche ihrer Stoßzähne gesehen und gewogen, und ihr Gewicht erreichte mitunter zweihundert Pfund das Stück und mehr. Diese gewaltigen Zähne sind in den zivilisierten Ländern natürlich wegen des Elfenbeins geschätzt, das aus ihnen geschnitten und poliert wird.
    Doch in Afrika haben ihre Schwänze den höchsten Wert, und aus diesen schuf ich mir viel später das Vermögen, das ich für eine gewisse Zeit zusammentrug. Sie benutzen diese Schwänze, um die Fliegen zu vertreiben, die sie belästigen, und auf ihren Schwänzen haben sie gewisse Haare oder Borsten von einer schwarzen Farbe, die so groß wie Binsen oder Besengerben werden. Je älter sie sind, desto schöner und stärker werden die Haare, und sie bringen einen guten Preis: für fünfzig Haare bekommt man tausend Reis, was sechs von unseren Schillingen entspricht. Die Schwarzen dieser Königreiche flechten diese Schwanzhaare sehr kunstfertig und tragen sie um den Hals und die schwärzesten und glänzendsten auch um ihre Hüften, wobei sie sie überaus stolz zur Schau stellen.
    Bei der Jagd auf Elephantos gibt es mehrere Methoden. Man fängt sie, indem man dort, wo sie normalerweise weiden, tiefe Gräben zieht, die unten sehr schmal und oben breit sind, so daß das Tier sich nicht helfen und herausspringen kann, wenn es einmal hineingefallen ist. Diese Gräben bedeckt man mit Erdschollen und Gras und Zweigen, und wenn das Tier darüber hinweggeht, fällt es in das Loch. Doch es gibt noch eine andere Methode für mutige Jäger, bei der es sehr auf deren Schnelligkeit beim Laufen ankommt: Man legt sich, ganz mit dem Dung und Urin der Elephantos eingerieben, damit dieser den menschlichen Geruch nicht wahrnimmt, auf Lauer. Wenn das Tier dann über einen steilen, schmalen Pfad schreitet, folgt man ihm und schneidet ihm mit einem sehr scharfen Messer den Schwanz ab, das arme Tier ist auf solchen Pfaden nicht imstande, sich schnell umzudrehen, um sich zu rächen, und kann den Feind auch nicht mit dem Rüssel erreichen, und der Jäger flieht. Der Elephanto ist ein schnelles Tier, weil er große Schritte macht, doch beim Umdrehen verliert er viel Zeit, und so kann der Jäger sicher mit seiner Beute entkommen.
    Auf dem Marktplatz von Loango tauschten wir diese Haare gegen unsere Glasperlen und anderen wertlosen Tand, den wir in São Tomé

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