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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ich sehr bewundere.
    Ich hatte auf dieser Reise ein anderes, höchst unerwartetes Vergnügen, und zwar die Gesellschaft meines sanften Freundes Laurenco Barbosa, des Steuereinschätzers. Gewiß war er kein Soldat. Doch als ich von jener letzten Reise von Masanganu mit der Schute eintraf, hielt er sich bereits dort auf, um eine Art Verzeichnis oder Auflistung der portugiesischen Siedlungen im Landesinneren zu erstellen; und als die Generale Alvares Rebello und d’Almeida darum ersuchten, Truppen auszuheben, um Kafuche Kambara zu unterwerfen, entschloß sich Barbosa, sie zu begleiten, statt in Masanganu zu verweilen. Ich glaube, er wünschte einfach, ein wenig von der Aufregung und Heftigkeit des Krieges zu kosten, nachdem er seine gesamten Tage damit verbracht hatte, die Grenzen des Reiches entlangzureisen und Verzeichnisse und Register zu erstellen und Einträge in sein Hauptbuch zu machen.
    Bis zum zweiten Tag unserer Reise wußte ich nicht einmal, daß er uns begleitete. Doch dann sah ich in der Kolonne vor mir einen auffälligen älteren Mann mit einer eleganten purpurnen Feder an seinem Hut, den er anstelle eines Metallhelms trug, und obwohl ich kaum glauben wollte, daß er es sei, lief ich voraus und erkannte ihn. Und wir hatten ein fröhliches Wiedersehen, wobei wir beide überrascht waren, den anderen an solch einem unwahrscheinlichen Ort vorzufinden.
    Wir teilten Wein miteinander, den er in einem Korb mitgenommen hatte, und sprachen darüber, was uns in den zehn Monaten, seit wir uns zum letzten Mal gesehen hatten, widerfahren war. Barbosa war durch das gesamte Landesinnere gereist und in solchen Provinzen wie Malemba und Bondo und Bangala und Matamba gewesen, die kaum ein Portugiese jemals betrat, und ich staunte über seinen Eifer, Reisen zu solch entlegenen Orten zu unternehmen. Er erzählte mir viele Geschichten von diesen Ländern: etwa von der großen Provinz Cango, die vierzehn Tagesreisen von der Stadt Loango entfernt liegt, voller Berge und felsigen Geländes ist, und voller Wälder, und in denen es große Kupfervorräte gibt. Die Elephantos gedeihen an diesem Ort prächtig, und es gibt so viele, daß die Lagerhäuser mit ihren Zähnen, die dort gesammelt werden, um auf den Markt nach Loango gebracht zu werden, geradezu überquellen. Und ich hörte von ihm von gewissen monströsen Affen des Landesinneren, dem großen namens Pongo und dem kleineren namens Engeco { * } , die wie wilde, haarige Menschen aussehen, aber nicht sprechen können und nicht mehr Verstand als ein Tier haben.
    Als er mir dieses und vieles andere erzählte, das mich über die Worte hinaus erstaunte, berichtete ich von meiner Reise nach São Tomé und daß ich mir eine Sklavin aus Matamba erworben hatte, die eine Christin war und zu meiner Bettgefährtin geworden war, und so weiter. Dann erkundigte sich Barbosa, welche Nachrichten ich aus São Paulo de Luanda erhalten habe, denn er war seit vielen Monaten nicht mehr in der Hauptstadt der Provinz gewesen. Besonders verlangte er zu wissen, ob Don João de Mendoça aus Portugal zurückgekehrt, und, falls ja, was zwischen ihm und Don Jeronymo d’Almeida vorgefallen sei.
    Daraufhin war ich sehr niedergeschlagen, denn wegen des Schmerzes, den diese Sache mir bereitete, war ich noch nicht dazu gekommen, ihm davon zu berichten. »Nay«, sagte ich ernst, »ich glaube, Don João wird niemals zurückkehren, denn Don Jeronymo hat einen Plan gegen ihn geschmiedet, der ihn zu Tode bringen soll.«
    »Wie kommst du darauf, dies zu sagen?«
    »Ich hörte es von einem meiner Seeleute«, erklärte ich und wiederholte, was Mendes Oliveira mir berichtet hatte.
    Darauf bekreuzigte sich Barbosa mehrere Male und wirkte sehr bewegt, wobei sich in seinen Augen Tränen zeigten.
    »Don João war die einzige Hoffnung dieses Landes«, sagte er, »klug und mit Geschick regiert zu werden.«
    »Aye.« Dieser Meinung war ich auch.
    »Doch kann es wirklich sein? Er ist so klug, sich gegen solch einen Angriff sicherlich gewappnet zu haben!«
    »Ich bete darum«, erwiderte ich. »Ich weiß nur, was man mir erzählt hat, und als ich zuletzt von São Paulo de Luanda aufbrach, gab es noch kein Wort über eine Rückkehr Don Joãos.«
    »Doch auch keins über seinen Tod?«
    »Nay, darüber auch nicht.«
    »Dann gibt es noch Hoffnung für ihn«, sagte Barbosa. Doch diese Hoffnung erschien mir gering.
    Nachdem ich diesen Mann an meiner Seite hatte, war die Last unseres Marsches viel geringer für mich. Innerhalb von ein

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