Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
zu sein, wenn sie überhaupt etwas dachte. Doch schließlich wich das Leben aus ihr, und die Eingeborenen, die nun überaus kühn vorwärts stürmten, schlugen ihr den Kopf ab, woraufhin sie sich erneut zusammenzog und ein paar Minuten lang bewegte.
    Das Fleisch dieser Schlangen wird von den Mohren mit großem Genuß verspeist, und es gilt unter ihnen als Delikatesse. Sie boten uns einen Anteil an, doch niemand griff zu. Später sah ich die Knochen der Schlange, die erstaunlich zierlich und schön waren; die Eingeborenen hatten sie anscheinend auf einem halben Morgen der Stadt verstreut.
    Ein Portugiese, der Erfahrung mit diesen Ungetümen hatte, erzählte uns die Geschichte eines kleineren, aber immer noch gewaltigen Exemplars, das in den frühen Tagen der Stadtgründung in der Nähe von São Paulo de Luanda gesichtet worden war. Ein Soldat hatte es mit einem mächtigen Schlag seines Säbels in zwei Teile gespalten, sagte er, doch selbst dies hatte es nicht getötet, und beide Hälften krochen in das dichte Unterholz davon. Als kurz darauf zwei andere Männer vorbeikamen, kroch die Hälfte mit dem Kopf wieder hervor, fiel über sie her und verschlang sie fast zur Gänze.
    Der gleiche Portugiese erzählte mir, daß die Jaqqas diesen Schlangen einen ihrer Gefangenen vorwarfen, wenn sie einmal einen lebendig gefangennahmen, und dann bei einem einzigen Festmahl sowohl die Schlange als auch den Menschen verspeisten. Auch dies habe ich nie beobachtet.
    Ich tat meinen Dienst in Masanganu, und der Ort erschien mir wie immer fürchterlich heiß und unbehaglich, doch ich erkrankte an keinem seiner Fieber. So verbrachte ich die späten Monate des Jahres des Herrn 1593 und den Frühling des Jahres 1594.
    Mittlerweile trafen bei uns Berichte ein, daß Don Jeronymo mit Hilfe der Soldaten aus São Tomé eine große Säuberungsaktion in Kisama durchgeführt und fast alle der rebellischen Sobas unterworfen hatte. Das Werk war vollbracht, und ich sehnte mich nach dem Ende meiner Pendelfahrten auf dem Fluß, der Rückkehr nach São Paulo de Luanda und den Armen meiner süßen Matamba. Es wäre eine große Freude, sagte ich mir, wieder die Meeresbrise der Küste zu atmen, denn selbst ein schrecklicher Ort wie São Paulo de Luanda erscheint einem wie ein fröhlicher Ausflugsort, wenn man ihn mit einem solchen Vorposten des Höllenreichs wie Masanganu vergleicht.
    Doch dann kamen Boten mit sehr niederschlagenden Nachrichten. Nachdem Don Jeronymo die Befriedung vollendet und sein neues Presidio in Ndemba gegründet hatte, war er nach Osten aufgebrochen, um die Silberminen von Kambambe zu suchen. Viele kühne Narren waren bei der Suche nach diesen Minen umgekommen, die, nach allem, was ich weiß, nur ein Mythos sind, und auf dem Weg zu ihnen war Don Jeronymo von einem Wechselfieber ergriffen worden, und man hatte ihn, ernsthaft erkrankt, nach São Paulo de Luanda zurückgebracht. Nach diesem übereilten Rückzug hatte der Gouverneur den Befehl über seine Soldaten in die Hände von Balthasar d’Almeida und Pedro Alvares Rebello gelegt, zwei Männern, deren Urteil von ihren portugiesischen Gefährten nicht besonders gepriesen wurde; und da diese beiden, so vermute ich, schnellen Ruhm zu gewinnen suchten, indem sie von sich aus auf einen Feldzug gingen, beabsichtigten sie, sich auf der Suche nach einem gewissen wilden Eingeborenenhäuptling, Kafuche Kambara mit Namen, Hals über Kopf in ein überaus ödes und unwirtliches Gebiet zu begeben.
    Dieser entschlossene Rebell zog irgendwo südlich von Masanganu herum; und in der Hoffnung, ihn zu ergreifen, boten sie beinahe die gesamte Garnison aus dieser Stadt auf und ließen dort nur eine kleine Streitmacht zurück.
    Bei dem hastigen Sammeln der Soldaten blieb niemand, der bei Gesundheit war, von der Einberufung verschont. Und zu meiner Überraschung und Bestürzung stellte ich fest, daß ich an diesem überstürzten Feldzug teilnehmen sollte. Dort auf der Liste stand auch mein Name:
    Andrew Battell, Piloto.
    In den Künsten des Soldatentums war ich nie sehr bewandert gewesen. Da wir auf einer Insel leben, ist dies keine große englische Tradition. Wenn Feinde an unsere Strände gekommen sind, haben wir sie tapfer, aber, wie ich eingestehe, mit wenig Erfolg bekämpft, was der Grund dafür ist, daß uns Caesars Römer unterwerfen konnten und die Angeln und Sachsen, die später kamen, und Williams Normannen.
    Wir sind ein tapferes Volk – das tapferste auf der Welt, glaube ich –, doch wir haben

Weitere Kostenlose Bücher