Herr der Finsternis
hinabführen und seine Soldaten nach Muchima und dem größeren Presidio weiter den Fluß hinauf bei Masanganu bringen.
Nun, ich verspürte keine große Sehnsucht, mich in die Nähe von Masanganu zu begeben, wo ich mir jenes schreckliche Fieber zugezogen hatte, das mich den größeren Teil eines Jahres um den Verstand und auf das Krankenlager gebracht und mich beinahe sogar das Leben gekostet hatte. Doch ich erinnerte mich an Pinto Cabrals Worte, daß der, der solch ein Fieber einmal überlebt hatte, es kein zweites Mal bekommt, wenn er einen kräftigen Körper hat. So erschien mir eine zweite Reise nach Masanganu wegen der schrecklichen Hitze eher beschwerlich als übermäßig gefährlich. Und dennoch, ich haßte diesen Ort und wäre lieber woanders hingeschickt worden, selbst zu dieser Salzminenstadt Ndemba. Doch sie konnte man nicht über das Wasser erreichen, und Don Jeronymo wollte mich als Lotse und nicht als Soldat einsetzen.
Auch dachte ich erneut über Don Joãos Versprechen nach, mich nach England zurückkehren zu lassen, nachdem ich ihm hier einige Monate als Seemann gedient hatte. Dieses Versprechen war schon zwei Jahre alt, oder beinahe zwei Jahre, und ich sah kein Anzeichen, daß es erfüllt werden würde. Denn es war während des Zwistes zwischen Don João und den d’Almeidas in der Schwebe geblieben und durch Don Joãos Tod sicherlich aufgehoben worden: Don Jeronymo würde in Kriegszeiten kaum einen nützlichen Lotsen freilassen. Dies verbitterte mich sehr.
Ich wagte nicht, das Thema Don Jeronymo gegenüber zur Sprache zu bringen, denn ich kannte seine Unbeherrschtheit und die Zweifelhaftigkeit meiner Lage. Ich hatte nun keine andere Wahl, als meinen portugiesischen Herren bei allem zu dienen, was sie von mir verlangten, während ich bei einem Wechsel meines Geschicks auf Gottes Gunst warten mußte.
So reiste ich erneut nach Masanganu, mit einer flachbäuchigen Fregatte, die mir eher wie eins dieser häßlichen Schiffe vorkam, das die Holländer Schute nennen. Wir beluden es mit Portugiesen, die überaus verdrossen und bestürzt wirkten, denn sie waren sich gewiß, in den Tod aufzubrechen, wenn nicht unter den Speeren und Pfeilen der Eingeborenen, dann unter den Seuchen und der Schwarzen Ruhr von Masanganu; und wir fuhren den Fluß hinauf, vorbei an den trägen, üblen Coccodrillos, die an diesem und jenem Ufer schnaubten, vorbei an den dichten grünen Wällen der Vegetation, die Gott weiß welche fürchterlichen Geheimnisse und Schrecken verbargen, vorbei an den Orten, wo die Hippopotami gähnten und die langbeinigen Wasservögel wie Überbringer eines schlechten Omens stakten.
In den Bereich der schweren, üblen, stinkenden nassen Hitze fuhren wir, und die Männer erkrankten in der Tat. Doch dies ging mich nichts an, und ich lieferte sie tot oder lebendig in Masanganu oder in dem wiederaufgebauten Fort bei Muchima ab und fuhr zurück, um neue zu holen, und machte die Reise erneut. Das bemerkenswerteste Ereignis, an das ich mich bei dieser beschwerlichen und schrecklichen Pendelfahrt erinnere, fand statt, als ich zum ersten Mal eine der Riesenschlangen dieses Landes erblickte, an deren Existenz ich nicht glauben würde, hätte ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen.
Dieses Ungetüm erblickte ich bei Masanganu, als wir unsere Fracht von Soldaten entluden. Die Schwarzen dieses Ortes veranstalteten plötzlich ein lautes Geschrei, fuchtelten mit den Armen und veranstalteten in ihrer Furcht eine Art Tanz, und dann sahen wir, wie sie durch die niedrigen Büsche neben einem Fußweg gekrochen kam, den wir oft benutzten. Die Schlange hatte ohne jede Übertreibung eine Länge von fünfundzwanzig Fuß, und ich versichere Euch, ihr Kopf war so groß wie der eines Kalbs, und als sie sich von einer Seite zur anderen durch die Büsche schlängelte, hatte es den Anschein, als näherten sich uns zwanzig Mann. Als wir sie erblickten, zogen wir uns erschrocken vor ihr zurück, aus Furcht, sie könne uns mit einem plötzlichen Satz verschlingen oder uns mit ihrem gewaltigen gelben Schwanz erschlagen; doch dann griffen einige zu ihren Musketen und schossen Kugeln in sie hinein, die ihren Vormarsch aufhielten.
Ihr Sterben währte jedoch fürchterlich lange, und immer wieder schlug sie sowohl mit ihrem großen Kopf wie auch mit dem anderen Ende hämmernd auf den Boden ein. Ich glaube, sie wußte gar nicht, daß sie tödlich verwundet war, sondern dachte nur, von ein paar Stechfliegen oder Bienen angegriffen worden
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