Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
den Gebrauch von Feuerwaffen kennen, bei denen es sich um die schrecklichsten Waffen handelt, die die Welt jemals gekannt hat.
    Doch an diesem Tage genügte es Kafuche Kambara und seinen Männern, Pfeile und Keulen und Dolche einzusetzen. Wie eine funkelnde schwarze Flut ergossen sie sich auf uns hinab, machten ihre abscheuliche Musik, schrien ihre Kriegsrufe und verursachten fürwahr ein Blutbad unter uns. Sie kamen in Wellen, wobei die erste Gruppe kämpfte, bis sie müde war, um dann von den Trommeln und Querpfeifen und Glocken zurückgerufen und durch frische Krieger ersetzt zu werden, die ihren Platz einnahmen.
    Unsere schwarzen Hilfstruppen gerieten sofort in Panik, obwohl der tapfere Tandala und seine Sobas versuchten, sie in eine Kampfstellung zu zwingen. Es war sinnlos, denn die Überraschung ist verderbenbringend für sie, und ganze Legionen von ihnen flohen, trampelten andere nieder und zerstörten jede Ordnung.
    Inmitten all dieses Getümmels bildeten die Portugiesen eine feste Gruppe, Rücken an Rücken, Schulter an Schulter, und versuchten, mit ihren Musketen eine Öffnung in die Reihen der Angreifer zu schießen. Und fürwahr richtete ihr Feuer großen Schaden an. Doch mit einer Muskete zu kämpfen, ist in solch einem Handgemenge ein langsames Geschäft, wenn man sie wieder laden und schießen und neu laden und so weiter muß: In einer anständigen Formation, in der die Verteidiger vernünftige Stellungen bezogen haben, kann die Muskete nicht überwunden werden, doch wir wurden unvorbereitet angegriffen und starben zu Dutzenden. Sie fielen über uns her, stießen mit ihren Lanzen zu und schlitzten uns mit ihren Dolchen auf, und wenn wir einen niederschossen, standen uns zwei neue gegenüber, und die ganze Zeit über flogen ihre tödlichen Pfeile über uns hinweg und dezimierten unsere Reihen überaus bedrohlich.
    Dieses Töten war neu für mich, zumindest aus solch einer geringen Nähe, so daß ich das Gesicht meines Opfers sah und seinen Schweiß roch, wenn ich es niedermachte. Fürwahr, als ich bei dem Kampf gegen die Spanische Armada an Bord der Margaret and John Dienst leistete, nahm ich an einem Krieg teil, der wahrhaftig kein Kinderspiel war und in dem ebenfalls zahlreiche Menschen starben. Zu jener Zeit lud ich schwere Kugeln in die Kanonen, sprang zurück und beobachtete, wie sie in die Flanken spanischer Schiffe prallten, die augenblicklich in Flammen aufgingen und zertrümmert wurden: Dies ist sicherlich Krieg. Es sind damals viele Spanier umgekommen, und ich hatte meinen Anteil daran, sie zur Hölle zu schicken. Doch es besteht ein Unterschied darin – oh, ein sehr großer Unterschied! –, unter den Kanonieren eines Schiffes zu weilen und Feuerkugeln auf gesichtslose Feinde zu schießen, die hunderte von Ellen entfernt an Bord eines anderen Schiffes sind, oder die Hand auszustrecken und einem Mann das Leben zu nehmen, der direkt vor einem steht. Der erste liegt tot in der Ferne, der andere stirbt in unmittelbarer Nähe. So war der Kampf an jenem Tag eine Feuertaufe für mich.
    In der Gesellschaft von etwa zwei Dutzend Portugiesen erkämpfte ich mir den Weg durch einen Haufen heulender, mit Klingeln läutender Mohrenkrieger zu einer niedrigen Erhebung östlich der Hauptschlachtlinie. Auf der Spitze dieses hellen Sandvorsprungs wuchsen große, stachlige, blattlose Pflanzen, deren Äste hellgrün und fleischig und mit überaus schrecklichen schwarzen Dornen bewehrt waren. Wir zwängten uns zwischen die Reihen dieser eng aneinanderstehenden kleinen Bäume, wobei ihre Dornen mich überaus grausam schnitten, so daß an dreißig Stellen Blutfäden meine Haut hinabliefen. Doch sobald wir erst einmal hinter ihnen waren, bildeten diese kräftig bewehrten Pflanzen eine sichere Palisade, die uns vor dem Ansturm der Feinde schützte. Wir legten oder knieten uns nieder, zielten sorgfältig mit den Musketen und schossen einen nach dem anderen nieder, und unter unserem Vorsprung häuften sich die gefallenen Feinde immer höher auf.
    Und während wir sie so niedermachten, wagten wir uns auch hinaus, immer nur ein paar von uns gleichzeitig, um jene anderen Portugiesen ausfindig zu machen und in Sicherheit zu bringen, die in unserer Nähe waren. Wenn wir welche sahen, zwängten wir uns aus diesem üblen Dickicht, winkten mit den Armen und riefen ihnen in portugiesischer Sprache zu, bis sie uns über das Tosen der Schlacht vernahmen, und wenn sie verwundet waren, liefen wir zu ihnen, um sie zu holen, während

Weitere Kostenlose Bücher