Herr der Finsternis
niemals Wert darauf gelegt, die strengen Schulungen und die Manöver des Kampfes auf dem Land einzuüben, die von uns verlangen, wie ein einziges Tier mit vielen Köpfen, die alle gleich denken, zu marschieren, denn dies ist nicht die englische Art. Wir sind zu unabhängig. Und da wir um diese Schwäche oder Nachlässigkeit in uns wissen, haben wir seit König Williams Zeit dafür Sorge getragen, daß kein Feind je wieder unsere Ufer erreichen kann, und kein Feind hat sie jemals erreicht, und ich schätze, daß wir durch Gottes Gunst und die Kraft unserer kühnen Seefahrer auf ewig davor geschützt sein werden, daß je wieder ein Feind England heimsucht.
In meiner Familie heißt es, es habe einen Großvater meines Vaters gegeben, der in den Kriegen zwischen Lancaster und York gut gekämpft habe, doch außer diesem waren wir alle Männer der See gewesen, wie es einer Familie der Küste von Essex auch zukommt.
So war es neu und überaus unangenehm für mich, mich in einer portugiesischen Rüstung wiederzufinden, mit einem leuchtenden, polierten Helm, unter dem mein Kopf schwitzte, und in einer großen, behindernden Brustplatte und all diesen anderen törichten, schweren Dingen, und dann in einem trottenden Gleichschritt über eine schier grenzenlose Einöde marschieren zu müssen. Bei Gott, wie abstoßend war dies für mich! Doch hatte ich in dieser Angelegenheit keine Wahl. Ich konnte nicht sagen: »Meine Vereinbarung mit euch Portugiesen besagt, daß ich als Lotse für euch arbeite!« Ich hatte überhaupt keine Rechte unter diesen Leuten. Ich lebte allein von ihrer Geduld. Ich war ein Kriegsgefangener, der zu jeder Zeit von jedem Befehlshaber in den Kerker geworfen werden konnte. Als ich also den Befehl bekam, zu marschieren, marschierte ich und murrte nicht darüber.
Und oh!, das schmerzlich trostlose Land, in das wir marschierten! Hier wuchsen keine üppigen, feuchten Urwälder, hier erhoben sich keine schweren, fauligen Dämpfe von Teichen und Sümpfen. Dies war ein trockenes Land in der Trockenzeit, ein Ort, an dem man leicht glauben konnte, der letzte Regen sei zu Zeiten König Arthurs gefallen und davor vielleicht zu denen von Julius Caesar. Der Boden war ausgedörrt und gelbbraun, aufgebrochen wie alter Kleister, den die Sonne gespalten hatte, und er war völlig öde. Ausgebleichte Schädel und Knochen von Tieren lagen wie Mahnmale der Sterblichkeit auf dem Boden verstreut. Auf dieser versengten Ebene gediehen schrecklich verkrümmte Dornenbüsche und andere niedrige Vegetation, die den Alpträumen irgendeiner verwirrten Gottheit entsprungen sein konnte. Es war ein leeres Land, bis auf einige Stellen hier und dort, wo die Erde weniger grausam war und sich ein paar Eingeborenendörfer an ein bescheidenes Leben klammerten: kuppelförmige Hütten aus schwächlichen Ästen und Blättern, die in Kreisen von sieben oder neun angeordnet waren und von hageren Mohren mit traurigen Augen bewohnt wurden, die ihr eigenes Stammesgebiet mit verstreuten Knochen und Abfall und zerbrochenen Flaschenkürbissen und anderem Unrat beschmutzten und erschlaffte Runken Trockenfleisch in die blattlosen Äste der Bäume hängten.
Nur einmal bot sich während dieses schrecklichen, elenden Marsches ein Anblick der Schönheit und Freude, und zwar, als wir eine Zone üppiger Weiden betraten, die von den Tieren abgegrast werden, die hier die Zevveras genannt werden und wundersam anzuschauen sind. Dieses Tier ähnelt einem Pferd, doch Mähne, Schwanz und Körper sind von schwarzen und weißen Streifen überzogen, die höchst gefällig und wie aufgemalt wirken. Diese Zevveras sind alle wild und leben in großen Herden; sie gestatten es, daß ein Mensch in Schußweite an sie herankommt und drei oder vier abschießen kann, bevor sie davonlaufen. Wenn sie laufen, dann in gewaltiger Herde, und diesen Anblick könnte nicht einmal der stupideste Tölpel jemals vergessen, denn sie verwirren das Auge mit der Bewegung ihrer schwarzen und weißen Streifen und scheinen über die Bewegung des Tieres selbst eine eigene, innere Bewegung zu haben.
Wir überraschten diese Zevveras und schossen ein paar mit unseren Musketen ab, und die anderen flohen und schufen so den wundersamen Anblick eines Flusses von Streifen, der vor uns zurückwich. Niemand hat je eins dieser gestreiften Pferde soweit gezähmt, daß er auf ihm reiten konnte, und ich glaube, dies wird auch keinem jemals gelingen. Denn ihnen ist eine heftige Unabhängigkeit des Geistes eigen, die
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