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Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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wieder auf den Schaukelbaum geklettert waren, fielen herunter und machten sich nichts daraus. Die Jäger kreischten vor Freude.
    Simon sah sein Bemühen zunichte gemacht; das Lachen traf ihn schmerzlich, und er zog sich wehrlos an seinen Platz zurück.
    Endlich schwieg die Versammlung wieder. einer sprach außer der Reihe.
    »Vielleicht meint er, es ist so was wie ’n Geist.«
    Ralph hob die Muschel empor und starrte in das Dunkel. Der bleiche Strand leuchtete am hellsten. Die Kleinen waren doch sicher näher? Ja, zweifellos, die saßen zu einem Haufen zusammengekuschelt in der Mitte im Gras. ein Windstoß machte die Palmen flüstern, und das schien jetzt sehr laut, da Dunkelheit und Stille alles deutlicher hervortreten ließen. Zwei graue Stämme rieben aneinander mit bösem Quietschen, das niemand bei Tag vernommen hatte.
    Piggy nahm ihm das Muschelhorn aus den Händen. er war aufgebracht.
    »Ich glaub nicht an Geister – die gibt’s nicht!«
    Jack sprang auch auf in unerklärlichem Zorn.
    »Wen interessiert denn, was du glaubst, Fatty!«
    »Ich hab noch die Muschel!«
    Man hörte, wie sie miteinander rangen, und das Muschelhorn ging hin und her.
    »Du gibst mir die Muschel zurück!«
    Ralph stürzte sich zwischen sie und bekam einen Stoß vor die Brust. er entwand jemandem das Muschelhorn und hockte sich außer Atem nieder. »Es wird viel zuviel von Geistern geredet. Wir hätten das bis morgen früh lassen sollen.«
    Eine gepreßte, unbekannte Stimme fiel ein.
    »Das ist das wilde Tier vielleicht – ein Geist.«
    Die Versammlung wurde wie vom Wind geschüttelt.
    »Alles redet außer der Reihe«, sagte Ralph, »wir können ja auch keine richtige Versammlung abhalten, wenn niemand die Bestimmungen einhält!« er hielt wieder inne. Der sorgsam ausgedachte Plan für die Versammlung war gescheitert.
    »Was soll ich da jetzt sagen? es war verkehrt, die Versammlung so spät einzuberufen. Wir stimmen ab, wegen der Geister, und dann alles in die Hütten, wir sind müd. Nein – bist du das, Jack? – Augenblick noch. Also: ich glaub nicht an Geister, das will ich noch gesagt haben. Ich nehm’s wenigstens nicht an. Aber es ist besser, man denkt nicht dran, jetzt, im Dunkeln. Aber wir haben ja sehen wollen, woran wir sind.«
    Er hob die Muschel einen Augenblick hoch.
    »Also gut. es geht um die Geister; ob’s welche gibt oder nicht –« er dachte kurz nach, um die Frage zu formulieren. »Wer glaubt, daß es Geister gibt?« Lange Zeit war Stille und nichts schien sich zu rühren.
    Dann starrte Ralph in das Dunkel und sah die Hände. Seine Stimme klang ausdruckslos.
    »Aha –«
    Die Welt, jene verständliche, geordnete Welt entglitt ihm. Früher war alles –; und jetzt – und das Schiff war fort. Die Muschel wurde ihm entrissen und Piggy schrie gellend: »Ich hab nicht für Geister gestimmt!«
    Er wirbelte umher.
    »Merkt euch das!«
    Sie hörten ihn aufstampfen.
    »Was sind wir eigentlich? Menschen? Oder Tiere? Oder Wilde? Was sollen die großen Leute vielleicht von uns denken! Hauen ab – jagen Schweine – lassen das Feuer ausgehen – und jetzt das hier!«
    Ein Schatten trat ihm wütend entgegen.
    »Halt die Klappe, du, fauler Fettwanst!«
    Ein kurzes ringen, und die Muschel hüpfte schimmernd auf und nieder. Ralph sprang hoch.
    »Jack! Jack! Du hast doch die Muschel nicht! Laß ihn reden!« Jacks Gesicht schwamm ihm entgegen. »Und du hältst auch’s Maul! Wer bist du eigentlich?
    Sitzt da rum und kommandiert bloß! Kann nicht jagen, kann nicht singen –!«
    »Ich bin Anführer! Ihr habt mich gewählt!«
    »Was hat die Wahl denn damit zu tun? Gibt da blöde Befehle –«
    »Piggy hat die Muschel!«
    »Ja, ja, – nimm du nur deinen Piggy in Schutz –«
    »Jack!« Jack äffte ihn höhnisch nach. »Jack! Jack!«
    »Die Bestimmungen!« rief Ralph, »du verletzt die Bestimmungen!«
    »Und wenn schon!«
    Ralph bot seine ganze Überzeugungskraft auf.
    »Weil die Bestimmungen das einzige sind, was wir haben!« Aber Jack schrie zurück.
    »Ich pfeif auf die Bestimmungen! Wir sind stark – wir jagen! Wenn’s ein wildes Tier gibt, dann bringen wir’s zur Strecke! Wir umzingeln es und dann gib ihm! gib ihm!«
    Er stieß einen wilden Kriegsruf aus und sprang auf den bleichen Sand hinunter. Aufgeregtes Lärmen erfüllte sogleich die Plattform, Gekrabbel, Geschrei, Gelächter. Die Versammlung löste sich auf und zog in unzusammenhängendem Durcheinander aufs Geratewohl zwischen Palmen und Wasser den Strand entlang und

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