Herr der Krähen
hinauszuzögern, um ihnen die Ehre zuteil werden zu lassen, noch einmal von Ihnen empfangen zu werden. Aus höchstem Respekt Ihnen gegenüber kamen sie meiner Bitte nach. Schließlich mussten sie aber doch, wie sie sagten, einfach nach New York zurück.“
„Was ist mit ihrem Bericht?“
„Sie werden ihn in New York ausarbeiten und eine angemessene Empfehlung abgeben.“
„Und wie steht die Sache?“
„Nicht schlecht. Ganz und gar nicht. Sie haben Sie oder mich nach New York eingeladen, sollten wir das Bedürfnis haben, unser Anliegen noch aufzupolieren, bevor sie ihre Entscheidung treffen. Ich bat sie, das schriftlich niederzulegen, in black and white, wie die Engländer sagen.“
Langsam zog er einen Umschlag aus der Tasche und übergab ihn dem Herrscher, der seine Neugier, obwohl er versuchte, sich zu beherrschen, nicht zurückhalten konnte und den Umschlag unverzüglich aufriss. Er überflog den Brief, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht.
„Die Einladung ist allerdings etwas allgemein ausgedrückt“, bemerkte der Herrscher. „Hier steht, wenn ich in New York sein sollte … Was heißt das, Markus?“
Mit der Bemerkung des Herrschers, die Einladung sei vage und offen gehalten, sah Sikiokuu die Chance, sich in die Gunst des Herrschers zurückzuschmeicheln und den Fokus von Nyawĩra und Vinjinia abzulenken.
„Herzlichen Glückwunsch, Unser aller Erlöser“, ergriff er zuversichtlich das Wort. „Die Einladung kommt genau zur rechten Zeit, und es könnte sogar der neue amerikanische Präsident dahinterstecken. Die Global Banker sind ziemlich gerissen. Es könnte sein, dass sie die Einladung nur deshalb so vage gehalten haben, um herauszubekommen, wie ernst es Aburĩria mit dem Kredit meint. Wenn wir nur einen Minister schicken, könnte die Bank glauben, dieses Projekt stünde nicht gerade weit oben auf unserer Prioritätenliste. Wenn aber Eure Mächtige Vortrefflichkeit persönlich erscheinen, in Begleitung von einigen von uns, die es verstehen zuzuhören“, – und hier fasste er sich zur Betonung an die Ohrläppchen – „dann ließe das die Direktoren wissen, wie ernst wir es meinen und dass wir alle vereint hinter Marching to Heaven stehen.“
„Stimmt“, warf ein anderer Minister ein. „Lassen wir die Boten links liegen und wenden uns direkt und persönlich an den Mann an der Spitze des Ganzen.“
„Höchste Zeit für einen Staatsbesuch“, bekräftigte ein weiterer Minister.
„Und es wäre gut, wenn Eure Königliche Vortrefflichkeit im Fernsehen aufträte, vor allem in ‚Ein Treffen mit den Mächtigen der Welt‘ bei GNN “, warf Big Ben Mambo ein. „Alle Mächtigen des zwanzigsten und sogar des einundzwanzigsten Jahrhunderts sind dort bereits aufgetreten.“
Die Diskussion wurde zum offenen Schlagabtausch.
„Ich habe gehört, dass dort bisher nicht ein einziger Führer aus Afrika aufgetreten ist. Stimmt das?“, fragte ein anderer.
„Außer Nelson Mandela“, sagte ein weiterer.
„Seht ihr, wie diese Leute Afrika diskriminieren?“, meinte wieder ein anderer in einem Anflug von Zorn. „Vom Westen nehmen sie die Staatsmänner und aus Afrika die Knastbrüder. Das ist grenzenloser Rassismus!“
„Das heißt“, stellte ein anderer fest, „sollte der Herrscher zustimmen, in dieser Sendung aufzutreten, wäre er der erste richtige Führer aus Afrika, der zu den Mächtigen der Welt gehört.“
Die Aussicht, nach New York zu reisen und dort fürstlich bewirtet zu werden, während man Marching to Heaven vorantrieb, war Balsam auf die wunde Seele des Herrschers.
„Zeit für euch alle, mal zuzuhören“, bellte er und brachte sie augenblicklich zum Verstummen. „Man sagt: Es gibt keinen Rauch ohne Feuer. Dunkle Wolken verkünden den Sturm. Es hat mich nicht glücklich gemacht zu erfahren, dass Tajirika, mein Vorsitzender für Marching to Heaven, Leute einstellt, ohne vorher gründlich ihre Herkunft und Geschichte zu prüfen. Hast du mich verstanden, Machokali? Gleichzeitig war ich auch nicht erfreut zu hören, dass man seine Frau – wie hieß sie doch gleich? Vinjinia – verhaftet hat. Diese Geschichte darf auf keinen Fall aus diesem Raum oder womöglich sogar an die Presse gelangen, und ich erwarte die sofortige Freilassung Vinjinias. Auch die Leute von der Global Bank darf nicht das leiseste Wort über diese verpfuschte Angelegenheit erreichen. Außerdem muss Tajirika überprüft werden, aber unauffällig. Verstanden, Sikiokuu?“
„Ja, Sir. Wird Tajirika weiterhin
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