Herr der Krähen
diese Person niemand anderes ist als Vinjinia, die Frau Tajirikas, des Vorsitzenden von Marching to Heaven und, wie jeder weiß, ein Kumpel von unserem Freund hier“, sagte er und nickte in Machokalis Richtung, mehr Bedauern als Zorn über diesen Verrat und diese Undankbarkeit bekundend.
„Die Frau des Vorsitzenden von Marching to Heaven?“, fragte Big Ben Mambo, bislang ein treuer Verbündeter Machokalis, und machte sich bereit, die Seiten zu wechseln.
„Ja, genau die“, antwortete Sikiokuu und setzte sich, wobei er ein weiteres Mal bedauernd den Kopf senkte und die schreckliche Wahrheit bestätigte.
Stille breitete sich im Raum aus. Machokali spürte, wie sie ihm unter die Haut kroch. Sein erster Gedanke war, sich zu Boden zu werfen und um Gnade zu bitten, aber er wusste genau, dass er damit in die Falle laufen würde, die Sikiokuu ihm gestellt hatte. Sein zweiter Gedanke war, aufzuspringen und Tajirika öffentlich anzuprangern, seine Verhaftung und unverzügliche Hinrichtung zu verlangen. Aber er erkannte das Problem. Machokali verfluchte sich selbst für seine Nachlässigkeit. Tajirika hatte versucht, ihn zu erreichen, hatte unzählige Nachrichten in seinem Büro und bei seinem Fahrer hinterlassen, aber beschäftigt wie er war, die Abreise der Delegation der Global Bank hinauszuzögern, hatte er sie alle als Höflichkeitsanrufe abgetan. Hätte er zurückgerufen, wüsste er jetzt Bescheid und wäre nicht seinem Feind ausgeliefert.
Er erhob sich, ohne zu wissen, was er tun oder sagen sollte. Als ihm der Herrscher eisig mitteilte, er solle sich nicht die Mühe machen aufzustehen und könne, was er vorzutragen habe, auch im Sitzen sagen, wusste Machokali, dass er in großen Schwierigkeiten steckte. Doch er wollte nicht aufgeben wie ein verwundetes Tier, ohne sich zu verteidigen.
„Unser Heiliger Vater, der …“
„Lass die Einleitung weg und komm zur Sache“, fuhr ihn der Herrscher an.
„Jeder, der Frieden und Stabilität dieser Nation bedroht, sollte beseitigt werden, auch wenn es sich um die Frau einer bedeutenden Persönlichkeit Aburĩrias handelt. Ich weiß genau, dass Tajirika bei der großen Einweihungszeremonie war, und erinnere mich, wie er mir sagte, er habe seine Frau zu Hause gelassen. Beantwortet mir Folgendes: War Vinjinia bei der Feierlichkeit oder nicht? Hat sie zugegeben, Mitglied der Bewegung zu sein oder nicht? Oder geht es nur darum, dass sie und ihr Mann diese verrückte Nyawĩra angestellt haben? Jeder kann versehentlich einen Dieb oder gar einen Mörder einstellen; Verbrecher laufen nicht durch die Gegend und prahlen mit ihren Verbrechen. Doch selbst wenn sich herausstellen sollte, dass sie bei der Kundgebung war oder zur Bewegung gehört, folgt daraus nicht, dass Tajirika etwas damit zu tun hat. Eine Frau kann sich sehr gut gegen ihren Mann stellen, denn wie die Waswahili sagen: Es gibt keinen Mann, der ein Held ist für seine Frau.“
Mit dem Swahili-Sprichwort und seiner Bemerkung über die Treulosigkeit von Frauen hatte Machokali beim Herrscher, der sich an die widerspenstige Rachael erinnert fühlte, unwissentlich einen Pluspunkt gesammelt.
„Ich verstehe nicht, warum Machokali seine Freunde so vehement verteidigt“, warf Sikiokuu ein, der diese Veränderung spürte und verblüfft war, von seinem Widersacher eine derart mutige Verteidigung von Tajirika und Vinjinia zu vernehmen. „Ich habe nicht behauptet, dass Vinjinia tatsächlich Mitglied der Bewegung ist oder bei der Feierlichkeit war. Wir haben sie verhaftet, weil wir glauben, dass sie über wichtige Informationen verfügt, die zur Überführung der Verbrecher führen können. Sie hat auch nicht bestritten, während Tajirikas Abwesenheit eng mit Nyawĩra zusammengearbeitet zu haben.“
Machokali spürte, wie sich sogar die anderen Minister über Sikiokuu zu ärgern begannen und witterte seinen Vorteil.
„Man hat uns berichtet, dass Vinjinia noch immer bei den Ermittlungen hilft. Das verstehe ich nicht. Wie lange befindet sie sich schon in Gewahrsam?“, fragte er mit geheucheltem Interesse.
„Oh, überhaupt nicht lange, seit einer Woche“, gab Sikiokuu rasch zur Antwort.
„Und was hat sie in diesen sieben Tagen ausgespuckt, das zu Nyawĩras Verhaftung führen könnte?“
„Hier ist nicht der geeignete Ort, um das bekannt zu geben“, sagte Sikiokuu verärgert darüber, Machokalis Fragen beantworten zu müssen. „Ich habe hier lediglich ein paar Einzelheiten offengelegt, um zu zeigen, wie viel wir, die
Weitere Kostenlose Bücher