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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Zauberer wissen, dass sie ebenfalls in eine solche Finsternis gestoßen worden war?
    „Der Herr der Krähen weiß, was er weiß“, sprach die Stimme als Antwort auf ihre unausgesprochenen Gedanken, was sie noch mehr überraschte und beeindruckte.
    „Sie haben sich geweigert, seine Verhaftung zu bestätigen“, sagte Vinjinia. „Genauer gesagt, sie haben sie geleugnet.“
    „Sie werden also nicht zugeben, ihn gefangen zu halten, nicht einmal, wenn ich meinen Spiegel einsetze, um ihn zu finden.“
    „Ja, aber es würde mir das Herz erleichtern, wenn ich es wüsste.“
    „Oder noch mehr belasten.“
    „Ich weiß nicht, was schlimmer ist.“
    „Und du hast selbst gesehen, wie sie ihn fortgebracht haben?“
    „Ja.“
    „Du willst also nicht wissen, ob sie ihn haben. Du willst, dass sie zugeben, ihn zu haben.“
    „Sie haben meine Gedanken gelesen“, antwortete Vinjinia.
    Was würde Vinjinia tun, wenn sie meine wahre Identität herausfände?, fragte sich Nyawĩra. Würde Vinjinia sie unverzüglich bei genau den Kräften anzeigen, die ihr eigenes Leben so elend gemacht hatten? Hatte Vinjinia ihren Häschern während der Inhaftierung irgendetwas über Nyawĩra erzählt? Waren es neben Tajirikas Entführung nicht auch die Fragen, die sie sich selbst stellte und auf die sie keine Antwort wusste, die ihr so zusetzten? Sie erkannte sich in Vinjinia wieder. Nach ihrem Autounfall hatte auch sie angefangen, Fragen zu stellen, die sie sich vor dem traumatischen Erlebnis nie gestellt hatte. Nyawĩra empfand ein starkes Mitgefühl mit dieser Frau, und ihre eigene politische Haltung zum machthabenden Regime verstärkte dieses Band. So sehr sie all die Tajirikas verabscheute, stand sie doch dafür ein, dass er dieselben Rechte hatte wie jeder andere Aburĩrier. Wie aber konnte sie Vinjinia helfen? Sie wünschte, Kamĩtĩ wäre da, um mit ihm zu überlegen, wie die Regierung zu einer öffentlichen Erklärung gebracht werden könnte, dass sie Tajirika festhielt. Aber Kamĩtĩ war noch nicht aus Kĩambugi zurück.
    Ihre Gedanken schweiften ab. Sie dachte an den Unterschied zwischen Vinjinias öffentlicher Treue zu ihrem Mann und ihrer öffentlichen Verstoßung durch ihren Vater, und Nyawĩra spürte Traurigkeit aufsteigen. Kaniũrũ hatte die Bindung zu ihrem Vater zerstört. Die Erinnerung an die Worte Kaniũrũs in den Medien machte den Schmerz und die Bitterkeit in ihr wieder lebendig. Kaniũrũ glaubte, seinen Erfolg auf der Zerstörung anderer Menschen aufbauen zu können. Während sie über die Arroganz und den armseligen Geist dieses Mannes nachdachte, reifte in ihr langsam eine Idee.
    „Hör mir genau zu“, sagte sie zu Vinjinia. „Am Freitag wird im Schrein der Tag des Wegs begangen. Ich möchte, dass du wiederkommst, gekleidet als normale Arbeiterin. Und zu Fuß wie die meisten Kunden. Bring traditionelle Frauenkleidung mit: zwölf Lederröcke mit Schürzen und zwölf Oberteile in rotem Ocker.“

13
    Am folgenden Freitagabend kam Vinjinia wieder zum Schrein, nahm mitten unter den anderen Wegsuchenden Platz und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war.
    „Hier ist das Bündel mit den Kleidern“, sagte sie zum Herrn der Krähen.
    „Bist du bereit, das Schicksal deines Mannes zu erfahren?“
    „Ja.“
    „Auch wenn das bedeutet, denen gegenübertreten zu müssen, die ihn entführt haben?“
    „Wenn ich könnte, würde ich sie wissen lassen, dass ich nicht zum Schweigen zu bringen bin!“
    „Alles, was du suchst, befindet sich in Kaniũrũs Büro.“
    „Wie bitte! Der Stellvertreter meines Mannes? Ein Entführer?“
    „Ja, genau der.“
    „Wer hat ihn dazu ermächtigt?“
    „Du weißt, er ist der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Schlangenwahn. Und denk daran, Kaniũrũ handelt nicht allein, genauso wie dein Mann. Hinter seinen Aktionen stecken andere, Mächtigere.“
    „Wie kann ich meinen Mann freibekommen?“
    „Ich habe nichts über seine Befreiung gesagt. Aber wenn du tust, was ich sage, dann wirst du sie zumindest zwingen können zuzugeben, was sie mit ihm gemacht haben.“
    „Was soll ich tun?“
    „Mein Spiegel sagt, dass ein Termin festgelegt wurde, an dem Minister Sikiokuu das Büro Kaniũrũs in Santamaria offiziell eröffnen wird. Geh also nach Hause, finde das Datum und die genaue Uhrzeit der Zeremonie heraus. An diesem festgesetzten Tag kleidest du dich so, wie du dich normalerweise für einen solchen Anlass zurechtmachen würdest. Sei dort, wenn die Zeremonie beginnt. Lege

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