Herr der Krähen
der unsichtbaren Person redete.
„Zurück auf deinen Stuhl“, befahl die Stimme.
Vom Licht umhüllt tat Tajirika, was ihm gesagt wurde.
„Beantworte alle meine Fragen, selbst die geringste. Warum bist du wirklich zum Hexendoktor gegangen?“
„Zu dem Wahrsager, meinen Sie? Ich habe Njoya gesagt, dass ich ihn aufgesucht habe, weil ich krank war.“
„Wie hast du dich gefühlt, nachdem er dich geheilt hatte?“
„Völlig mit mir im Reinen. Glücklich.“
„Du hast dich also von der Person, die dich geheilt hat, in Hochstimmung versetzt gefühlt?“
„Wären Sie traurig, nachdem man Sie geheilt hat?“
„Ich stelle hier die Fragen, verstanden?“
„Ja.“
„Und jetzt, Tajirika, nachdem du geheilt worden bist und dich so gut, so voller Frieden, so glücklich gefühlt hast, warst du da nicht wenigstens ein bisschen neugierig herauszufinden, wer ein derartiges Wunder bewirkt hat? Nicht einmal neugierig genug, wenigstens seinen Namen zu erfahren?“
Tajirika fühlte sich in die Ecke gedrängt. Er hatte, wie er glaubte, aus guten Gründen gelogen, was den Namen des Mannes betraf, der ihn geheilt hatte. Jetzt aber fing er an, die Klugheit dieser Entscheidung in Frage zu stellen. Es schien, als wüsste der unsichtbare Kahiga etwas über den Wahrsager. Hatte vielleicht seine Frau unter der Androhung von Folter etwas über das Geld erzählt? Egal. Tajirika war fest entschlossen, bei seiner Geschichte zu bleiben.
„Ich habe seinen Namen einfach wieder vergessen. Jeder vergisst mal etwas.“
Mit dem Schlag hatte er nicht gerechnet, und als er ihn traf – ein voller und kräftiger Schlag mitten ins Gesicht –, sah er tausend Sterne in der Dunkelheit. Instinktiv wollte er, als die Benommenheit schwand, aufstehen und kämpfen, aber wie kämpft man im Dunkeln gegen jemanden, den man nicht sieht? Er spürte Tränen der Wut und Verbitterung über sein Gesicht laufen.
„Warum haben Sie mich geschlagen? Ich habe mich nicht geweigert, Ihre Fragen zu beantworten!“
„Ich hab dir gesagt, dass ich Peter Kahiga heiße und nicht Elijah Njoya. Pack endlich aus. Ich bin nicht hier, um Wortspielereien zu betreiben.“
„Ich habe nichts zu verbergen.“
„Und du willst immer noch behaupten, dich nicht an den Namen deines Hexendoktors zu erinnern?“
„Ich kann es nicht. Vergesslichkeit ist kein Verbrechen.“
„Ich will ein paar Freunde holen, die deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen werden.“
Kahiga hatte kaum ausgesprochen, da spürte Tajirika schon jemanden hinter sich. Noch bevor er sich umdrehen konnte, packten ihn zwei Männer an den Schultern und im Nacken und drückten ihn gegen die Stuhllehne. Ein dritter drehte Tajirika die Hand auf den Rücken, während ihm ein vierter mit einer Nadel unter den Nagel des Zeigerfingers stach. Tajirika wehrte sich, aber es nützte nichts.
„Ich bitte Sie, hören Sie auf. Ich werde versuchen, mich zu erinnern. Was wollen Sie wissen?“, fragte er die Männer im Finstern.
„Wie oft soll ich mich noch wiederholen?“, fragte die Stimme aus dem Dunkel. „Wir wollen alles über diesen Hexendoktor – oder wie immer du ihn nennst – wissen. Und ich meine alles, jedes Wort, das er gesagt hat, wie oft ihr euch getroffen habt, selbst, was er anhatte.“
„Dann sagen Sie Ihren Männern, sie sollen ihre Hände von mir lassen“, sagte er.
„Welchen Männern?“, fragte Kahiga. „Niemand tut dir etwas. Hast du Halluzinationen?“
Tajirika konnte die Hände plötzlich wieder frei bewegen. Schnell drehte er sich um, sah aber niemanden. Bin ich etwa verrückt geworden? Oder treiben die Typen Geisterspiele mit mir?
„Wo sind die Männer, die gerade hier waren?“, fragte Tajirika.
„Dorthin zurück, woher sie gekommen sind. Aber sie werden bestimmt zurückkommen, wenn du nicht aufhörst, Fragen zu stellen. Und jetzt wieder zu diesem Hexendoktor …“
„Ich bin ihm nur einmal begegnet. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was er anhatte, glaube aber, nun ja, dass ich nur sein Gesicht gesehen habe.“
„Und sein Name?“
Sie mussten auf dem Laufenden sein, das spürte er. Es hatte keinen Sinn, weiterhin zu behaupten, dass er sich nicht mehr erinnern könne.
„Herr der Krähen. So ist sein Name.“
„Und warum hast du das nicht früher gesagt?“
„Das ist das Alter. Wenn man älter wird, lässt das Gedächtnis langsam nach.“
„Willst du mir noch etwas über diesen Herrn der Krähen sagen? Von deiner Heilung mal abgesehen, worüber habt ihr zwei
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