Herr der Krähen
hatte mehr Erfahrung, aber ganz bestimmt nicht die Verantwortung. Sie war nur Untergebene.“
„Degradiert? Sie wissen doch, wie Frauen sind: eifersüchtig aufeinander. Manche Frauen geben keine Ruhe, bis sie die einzige Frau in einer Männerdomäne sind. Das Einzige-Frau-Syndrom.“
„Nein, ich habe sie nicht degradiert, und es gab keine Eifersucht. Um sie glücklich zu machen und um für die Zeit meiner Abwesenheit sicherzustellen, dass sie sich loyal verhielt, hatte ich ihr den völlig bedeutungslosen Titel einer Assistentin der kommissarischen Geschäftsführerin verliehen. Aber eigentlich war sie nichts anderes als eine bessere Empfangsdame.“
„Machokali … kannten er und Nyawĩra sich?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Aber Machokali hat Sie doch in Ihrem Büro angerufen?“
„Ja.“
„Und alle Anrufe gingen über den Empfang?“
„Manchmal. Er hat mich aber auch direkt angerufen. Meistens sogar, würde ich sagen.“
„Ist Machokali jemals in Ihrem Büro gewesen?“
„Ja, aber nicht oft. Nur wenn er in diesem Viertel von Santamaria zu tun hatte. Eldares ist ja eine große Stadt. Mehrere Städte in einer, wenn Sie mich fragen.“
„Und wenn sich Machokali und Nyawĩra irgendwo in der Stadt, die, wie Sie sagen, viele Städte hat, privat getroffen hätten, dann hätten Sie das nicht erfahren, oder?“
„Das stimmt, aber irgendwie glaube ich nicht, dass sie sich jemals außerhalb meines Büros begegnet sind.“
„Wenn aber doch, dann wüssten Sie nichts darüber?“
„Stimmt.“
„Wann war Machokali das letzte Mal in Santamaria?“
Tajirika zögerte. Er war sich nicht mehr sicher, ob ihr letztes Treffen geheim gewesen war oder nicht. Aber er entschied sich für die Wahrheit, um auf Nummer sicher zu gehen. Außerdem, dachte er tief im Innern, konnte es nicht schaden, diesem Polizisten zu zeigen, dass er, Tajirika, gute Verbindungen hatte und dass Machokali sein Freund war.
„Er besuchte mich, unmittelbar bevor er und der Herrscher in die USA abgereist sind.“
„Er besuchte Sie im Büro?“
„Nein, wir trafen uns im Mars Café.“
„Er ist also nicht ins Büro gekommen, um sich von Nyawĩra zu verabschieden?“
„Ich glaube, da befand sich Nyawĩra schon auf der Flucht.“
„Aber Sie haben doch gerade eingeräumt, dass sie es nicht erfahren hätten, wenn die beiden geheime Treffen vereinbart hätten?“
„Ich glaube wirklich nicht, dass sie sich getroffen haben.“
„Was macht Sie da so sicher? Wussten Sie, wo sich Nyawĩra zu diesem Zeitpunkt versteckt hielt?“
„Nein.“
„Und Sie waren auch nicht die ganze Zeit mit dem Minister zusammen?“
„Nein.“
„Nein zu was?“
„Nein zur Unterstellung, dass ich den ganzen Tag mit dem Minister zusammen gewesen wäre. Wir trafen uns im Mars Café, und nach unserem Gespräch ging er.“
„Sie können also lediglich sagen, Sie waren nie Zeuge, dass sich die beiden getroffen haben?“
„Ja, aber das heißt nicht, dass ich glaube, sie hätten es getan“, erwiderte Tajirika nachdrücklich und witterte eine Falle.
„Sie könnten aber vor Gericht nicht beschwören, dass sie sich nie an irgendeinem anderen Tag getroffen haben?“
„Das kann ich nicht beschwören“, sagte Tajirika eilig, sichtlich erschrocken über die Erwähnung eines Gerichtsverfahrens.
„Was war der Zweck seines Besuches? Warum wollte er sich mit Ihnen treffen?“
„Er wollte sich verabschieden. Wir sind Freunde.“
„Nichts weiter?“
„Nichts weiter.“
„Kommen wir noch einmal auf Ihre Krankheit zurück. Sie sagten, man hat Sie zu einem Hexendoktor gebracht, damit er Sie heilt. Wer hat sie dorthin gebracht?“
„Vinjinia, meine Frau.“
„Woher kannte sie den Hexendoktor?“
„Die Sekretärin hat ihr von ihm erzählt.“
„Nyawĩra?“
„Ja, Nyawĩra.“
„Dann war diese Nyawĩra also, sei es in geschäftlichen oder persönlichen oder auch familiären Angelegenheiten, immer irgendwo im Hintergrund dabei? So eine Art persönliche Vertraute und Familienberaterin?“
„Bitte verschonen Sie mich mit diesem Namen. Wenn ich diese Nyawĩra, bei allem, was ich mittlerweile über sie weiß, in die Finger kriege …“
„… dann würden Sie ihr den Hals umdrehen“, beendete Elijah Njoya den Satz, als machte er sich über ihn lustig. „Ich weiß genau, was Sie jetzt im Nachhinein machen würden, und das kann ich nur loben. Doch ganz im Ernst, Mr. Tajirika. Ich möchte Ihnen sagen, dass Sie uns sehr geholfen haben und dass
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