Herr der Krähen
sehen also, selbst Sie, Mr. Minister …“
„Mr. Tajirika, ich hatte wirklich geglaubt, dass Sie Ihr Hilfsangebot ernst meinen, aber ich stelle fest, dass Sie immer noch Ihre Spielchen treiben“, sagte Sikiokuu eisig.
„Es tut mir leid, Mr. Minister, ich habe Ihren Namen nur als Beispiel angeführt. Ich wollte damit sagen, Machokali ist der Einzige mit einer höheren Stellung als der meinen, mit dem ich gesellschaftlich verkehre, und dass es möglich ist …“
„… dass Sie ihn ‚wenn‘ sagen hörten“, vervollständigte Sikiokuu.
„Ja“, gab Tajirika zu. „Oder, dass es möglich ist …“
„… dass Sie von seinem Wusch nach einem höheren Posten gehört haben, seinem Wunsch, sagen wir, Präsident zu werden?“
„Nicht direkt. Aber da er Politiker ist, ist es nicht ausgeschlossen sich vorzustellen, dass er einmal oder öfter gesagt haben könnte, dass, wenn dieses einträte, jenes geschehen könnte, oder dass, wenn er derjenige wäre, welcher …“
„… das höchste Amt im Lande innehätte?“
„Ja. Irgend etwas in der Art. Aber hat nicht jeder Politiker solche Träume?“
„Mr. Tajirika, ist Ihnen bewusst, dass das, was Sie da sagen, sehr schwerwiegt? Dass es gegen das Gesetz verstößt, sich zu wünschen oder davon zu träumen, Präsident zu werden, solange der Herrscher lebt? Dass das eigentlich Hochverrat ist?“
„Ja. So könnte man sagen.“
„Stellen wir noch mal ganz klar fest: Haben Sie je solche Gedanken, Wünsche oder Träume gehabt?“
„Ich, der Herrscher von Aburĩria? Oh, nein, nein! Auch einen Sitz im Parlament oder einen Ministerposten will ich nicht. Mein eines und einziges Interesse im Leben ist, Geld zu machen. Schenken Sie mir ein florierendes Unternehmen und Sie werden einen sehr zufriedenen Menschen vor sich sehen.“
„Das glaube ich Ihnen“, sagte Sikiokuu, als gratulierte er ihm zu seinem mangelnden politischen Ehrgeiz. „Sie lieben den Reichtum, und die Tatsache, von Ihrem Weiß-Wahn erst geheilt worden zu sein, nachdem Sie erfahren hatten, dass Ihr Schicksal als Weißer das eines Armen wäre, beweist das zur Genüge.“
„Stimmt genau. Das Klingeln von Münzen in der Tasche ist die schönste Musik. Und was politische Ämter angeht, überlasse ich das gern euch Ministern …“
„Wissen Sie, Tajirika, wir sollten uns nicht wie zwei Bullen umkreisen, die sich scheuen, gegeneinander zu kämpfen. Ich bin der einzige Bulle in diesem Kral. Also hören Sie auf auszuweichen. Kommen Sie auf den Punkt. Sie wollten sagen, Machokali hätte immer etwas gesagt wie …?“
„Wenn er mehr Macht hätte. Wie alle Politiker, ja. Haben wir nicht gerade davon gesprochen?“
„Sie meinen, wovon Sie gesprochen haben!“
„Er könnte so einen Wunsch nach einem höheren Amt zum Ausdruck gebracht haben, wie alle Politiker.“
„Aber wir reden hier nicht über alle Politiker, oder?“
„Sie haben recht. Wir sprechen im Singular, nicht im Plural.“
„Jetzt drücken Sie sich richtig gut aus. Sie stimmen mir doch zu, dass zwei Leute nicht gleichzeitig ein und dieselbe Position haben können?“
„Sie sagen es.“
„Wenn also ein Politiker ein Auge auf die Stellung wirft, die ein anderer innehat, kann er damit doch nur sagen wollen: Ich wünschte, der Amtsinhaber würde vom Erdboden verschluckt! Ich wünschte, er würde verschwinden oder zum Verschwinden gebracht!“
„Sie sagen es.“
„Nicht ich sage das, sondern Sie sagen das, Mr. Tajirika, und was Sie da sagen, ist von äußerster Wichtigkeit für die Sicherheit unseres Staates und das Wohlergehen dieser Nation. Wären Sie bereit niederzuschreiben, was Sie gerade gesagt haben, oder es vor dem Untersuchungsausschuss zu wiederholen?“
„Ja“, antwortete Tajirika etwas unsicher darüber, was genau er zu wiederholen bereit sein sollte.
„Also fassen wir jetzt zusammen und einigen uns auf das, was Sie mir freiwillig und ohne von irgendjemandem irgendwie genötigt worden zu sein, gesagt haben. Und wenn Sie dann im Beisein von Kahiga und Njoya Ihr Geständnis niederschreiben, werden Sie nicht von dieser Zusammenfassung abweichen. Sie haben mir Folgendes gesagt: Zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen hörten Sie, wie Machokali sein Verlangen nach dem höchsten politischen Amt im Land zum Ausdruck brachte, häufig mit dem Konditionalsatz „Wenn der Herrscher nicht wäre … etc.“. Das hat Sie schockiert und Ihnen, als Sie sich seine Empfindungen und deren Folgen vergegenwärtigten, derartige
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