Herr der Krähen
er sogar für ihn mit. Wie erholsam es war, einem anderen das Denken zu überlassen, seufzte er voller Erleichterung. Erschöpft, mit gebrochener Seele und gebrochenem Geist, überwältigt von allem, was ihm widerfahren war, hatte Tajirika nicht nur das Gefühl, dass die Zusammenfassung ein wahres Bild vermittelte, sondern Sikiokuu freundlicherweise auch sämtliche Last auf sich genommen hatte, die Tajirika auf der Seele lag.
„Vielen Dank. Sie haben alles klargestellt“, sagte Tajirika.
„Kein Grund zu danken, überhaupt nicht. Ich habe nur getan, was selbstverständlich ist. Außerdem ist das eine ernste Angelegenheit, und die Sicherheit des Landes liegt in der kollektiven Verantwortung von allen, die den Herrscher und sein Werk lieben. Tajirika, ich werde dem Herrscher persönlich mitteilen, wie glücklich er sich schätzen kann, so beispielhafte Staatsbürger zu haben wie Sie. Und jetzt, Titus, hören Sie sehr genau zu. Sie haben gerade davon gesprochen, ich hätte alles klargestellt. Aber wessen Zusammenfassung ist das eigentlich? Spiegelt sie genau das wider, was Sie vor einem autorisierten Zeugen der Regierung gestehen wollten?“
„Selbstverständlich“, antwortete Tajirika. „Diese Zusammenfassung entspricht genau meinen eigenen Worten.“
„Habe ich Sie mit Androhung von Gewalt dazu überredet? Oder durch irgendeine andere Form von Nötigung oder Verführung, wie Alkohol zum Beispiel?“
„Oh, nein, auch wenn ich jetzt zu einem Drink nicht Nein sagen würde.“
„Einen Moment noch, Titus. Erst das Geschäft, dann das Vergnügen. Ich möchte, dass Sie sich an alles aus dieser Zusammenfassung erinnern können. Sie werden zwei Geständnisse ablegen. Das erste wird sich mit der Frage des Schlangebildens und Machokalis Verbindung zu ihrem Entstehen und der Entwicklung befassen. Wenn ich Sie wäre, würde ich den ganzen Kram über den Herrn der Krähen, der in Ihrem Büro aufgetaucht ist und Arbeit suchte, weglassen, weil es keinen Beweis für eine Verbindung zwischen dem Herrn der Krähen und Machokali gibt. Was Sie aber deutlich hervorheben sollten, ist Machokalis Beharren darauf, so zu tun, als wären Sie krank, um eine Ausbreitung der Warteschlangen zu ermöglichen. Dieses erste Geständnis wird an den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zum Schlangenwahn gehen. Das zweite Geständnis wird sich mit der Verbindung zwischen Machokalis Ambitionen und Ihrer Krankheit befassen und davon sprechen, wie Ihre Krankheit in Wirklichkeit seine Gier nach dem höchsten Amt im Land verkörperte, was sich durch seine Anweisungen belegen lässt, einen eigenen Geheimdienst zu gründen. Dieses Geständnis wird als ,streng geheim‘ eingestuft werden, als ,Staatsgeheimnis‘, das nur für die Augen des Herrschers bestimmt sein wird – und für meine natürlich auch.“
Tajirika war höchst zufrieden, sein Geständnis als „streng geheimes Staatsgeheimnis“ bewertet zu sehen. Sein Gesicht strahlte und seine Augen leuchteten.
„Eines noch. Ich werde nicht dabei sein, wenn Sie diese Geständnisse niederschreiben. Ich möchte nicht, dass Sie einmal sagen, ich hätte Sie dazu genötigt. Aber sobald Sie diese Geständnisse abgelegt und unterschrieben haben, dürfen Sie gehen. Und ich versichere Ihnen, wenn Ihre Geständnisse unserer Zusammenfassung entsprechen, wird Ihnen der Herrscher den Dienst, den Sie dem Staat geleistet haben, niemals vergessen. Ihre Zukunft ist gesichert, Mr. Tajirika. Der Herrscher könnte Sie sogar für einen Ministerposten in Betracht ziehen. Vielleicht nicht gerade für einen Kabinettsposten, aber eventuell als Staatssekretär …“
„Ich, Minister? Das ist ein guter Scherz, aber trotzdem herzlichen Dank“, sagte Tajirika mit einem Hauch von Rührung in der Stimme.
„Keine Ursache“, erwiderte Sikiokuu. „Die Freude ist ganz meinerseits. Und was Ihre Geständnisse angeht, so stehen Ihnen meine Männer Kahiga und Njoya zur vollen Verfügung. Sie können ihnen trauen. Sie sind berufsmäßige Redakteure und Zeugen.“
19
Einige Stunden später wurden Tajirikas außerordentliche Eingeständnisse in einen Tresor in Sikiokuus Büro eingeschlossen. Sikiokuu streichelte seine Ohrläppchen, betrachtete den Safe und genoss seinen Sieg über seinen Erzfeind. Da drin hatte er jetzt mehr als genug Schmutz gegen Machokali.
Tajirika wurde zu ihm gebracht, und Sikiokuu führte ihn wieder ins Hinterzimmer. Er goss Scotch in zwei Gläser.
„Titus. Einen Toast. Auf Ihre Gesundheit.
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