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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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zeigen, die sich auf dem Weg ins Stadtzentrum befand. Sie bestätigten, dass es sich um den Teufel persönlich handelte, weil sie ihn an der Tasche erkannten, die er bei sich trug. Doch dann sagten sie sehr bestimmt, nicht einen Schritt weiter in des Teufels Richtung gehen zu wollen. Sie eilten zurück zu ihrem Müllwagen, bevor Satan seine Meinung änderte und wiederkehrte, um sie zu holen.
    Wie Bischof Tireless Kanogori in der All Saints Cathedral trugen die Soldaten Christi ihre Kreuze und Bibeln vor sich her und folgten der Gestalt in sicherer Entfernung. Sie durften nicht so töricht sein, sich so weit vorzuwagen, wie nicht einmal die Engel es gewagt hatten. Sie durften nicht vergessen, dass Satan ein hochrangiger Engel gewesen war, bevor er wegen einer geplanten Rebellion gegen Gott aus dem Himmel verstoßen wurde. Ein Wesen, dem es beinahe gelungen war, eine Palastrevolte gegen Gott anzuzetteln, durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber sie ließen nicht von ihm ab, denn da Jesus mit ihnen war, war ihnen vorherbestimmt, den Teufel zu bändigen. Einer meinte, Satan wäre es doch nur gelungen, so viele Engel zu verführen, sich seinem Putsch anzuschließen, weil Jesus Christus damals noch nicht geboren war.
    Was als Nächstes geschah, bestätigte nur ihre Befürchtungen hinsichtlich der teuflischen Tricks der Gestalt vor ihnen. Noch heute schwören die Soldaten Christi, ihn nie aus den Augen gelassen zu haben, doch können sie noch immer nicht erklären, wie es der Gestalt gelang, direkt vor ihren Augen zu verschwinden. Sie wissen nur, dass ihnen so viele Menschen mit ähnlichen Taschen begegneten, als sie an die Straße kamen, in die die Gestalt eingebogen war, dass sie nicht feststellen konnten, wer unter den vielen Hunderten, die sich ihren Weg bahnten, wer war. Der Teufel war verschwunden.
    Und dann fielen ihnen die Leiden von Maritha und Mariko wieder ein, und dieser Gedanke ließ ihre Herzen erstarren: Was, wenn nun der Teufel sein Spiel mit ihnen getrieben hatte, um sie auf den Hauptstraßen der Stadt festzuhalten, während er nach Santalucia unterwegs war, um Maritha und Mariko zu erwischen und ihnen die Seelen aus dem Leib zu reißen und ihre Leichen wie leere Hüllen am Straßenrand oder an einer Müllkippe liegen zu lassen?
    Sie beschlossen, nach Santalucia zurückzukehren. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie Schritte hinter sich hörten. Einer der Müllmänner holte sie ein.
    „Ich habe mich entschieden, den weltlichen Besen in die Ecke zu stellen und in Zukunft nur noch die Herzen der Menschen zu fegen. Auch ich möchte ein Soldat Christi werden“, sagte er.
    Die Soldaten Christi erstaunte, was sich vor ihren Augen abspielte. Gott vollbringt seine Wunder auf geheimnisvolle Weise. Nachdem sie sich viele Tage erfolglos bemüht hatten, fanden sie jetzt, da sie es am wenigsten erwarteten, an diesem unwirtlichen Ort ihren ersten Konvertiten. Sie nahmen ihn als ihren Bruder in Christi auf und tauften ihn Feger-der-Seelen.
    Beseelt von ihrer Aufgabe und begleitet von ihrem neuen Anhänger, waren sie bald wieder auf dem Weg nach Santalucia, wo sie wegen Satan, der in der Wildnis den Müllmännern erschienen und später in den Straßen der Innenstadt von Eldares verschwunden war, bei Kerzenlicht eine Nachtwache hielten. Mit Feger-der-Seelen, der nun bei ihnen war, würden sie nie wieder Schwierigkeiten haben, den Teufel zu erkennen und zu ergreifen.

Z   W   E   I   T   E   S   B   U   C   H
Dämonen
in Warteschlangen

E   R   S   T   E   R   T   E   I   L
1
    Benommen und mit vor Hunger schmerzendem Magen stand Kamĩtĩ auf dem Bürgersteig, um sich zu sammeln. Hinlegen wollte er sich nicht, weil er fürchtete, es könnte sich das, was ihm vorhin an der Müllhalde widerfahren war, wiederholen.
    Es war nicht das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, sich aus seinem Körper zu lösen. Er hatte diese Erfahrung bereits nachts in der Wildnis gemacht. Wenn er dort im Freien auf dem Rücken lag und zum Mond und zu den Sternen aufsah, erlebte er, wie er den Körper verließ und in den Himmel aufstieg; als zöge ihn eine Kraft mit der Absicht, ihn mit der Größe und dem Mysterium eines Universums zu beeindrucken, das weder Anfang noch Ende hat. Er dachte dann an die Propheten aus alter Zeit, an Konfuzius, Gautama Buddha, an Moses und Johannes den Täufer und Mũgo wa Kĩbĩru, die sich in die Wildnis zurückgezogen hatten, um in vollständigem Schweigen einzugehen in die

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