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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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die Nachricht um, um zu sehen, ob auf der Rückseite noch etwas stand. Nichts. Also las er sie noch einmal. „Ich habe keinen Passierschein. Passen Sie auf sich auf. Das Land ist schwanger. Und niemand weiß, was es zur Welt bringen wird.“ Darunter die Initialen HdK. Der Herr der Krähen, natürlich. „Keinen Passierschein.“ Er war also ausgegangen und hatte es nicht geschafft, wieder in die Suite des Herrschers zu kommen! Machokali gestand sich ein, dass er Schuld am Verschwinden des Zauberers hatte. Während er die rätselhafte Botschaft des Zauberers studierte, fragte er sich, ob sie an ihn persönlich oder an ihn in seiner Eigenschaft als ranghohes Kabinettsmitglied gerichtet war, damit er sie dem Herrscher zur Kenntnis brachte. Er wünschte, die anderen Minister wären an Bord seines Flugzeuges, dann hätte er ihre Meinung einholen können. Was, wenn er die Nachricht unterdrückte und der Herr der Krähen plötzlich wieder auftauchte und behauptete, er hätte ihm die Formel für die Heilung des Herrschers übermittelt? Das Ganze konnte auch eine Falle seines politischen Feindes Sikiokuu sein, der den Zauberer benutzte, seine üblen Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er musste sich geschickt dem Herrscher anvertrauen. Er würde seine Stimmung abschätzen, das Gespräch vielleicht sogar auf das Wiederaufflammen des Schlangenwahns bringen und noch einmal seine Furcht vor einem möglichen Staatsstreich äußern. Damit würde der Herrscher gezwungen, sich mehr mit Sikiokuus Treulosigkeit zu befassen als mit der verheerenden Reise nach Amerika.
    Er ging in das Abteil hinüber, das dem Herrscher vorbehalten war. Die Ingenieure hatten es nicht vermocht, einen Stuhl oder ein Bett zu konstruieren, das groß genug für ihn war, deshalb saß er auf dem Fußboden.
    „Und was schlägst du vor, wie es mit deinem Marching to Heaven weitergehen soll?“, fragte der Herrscher, ohne Machokali die Gelegenheit zu einer Erklärung zu geben, was ihn vor seine majestätische Erscheinung geführt hatte.
    „Die Global Bank hat die Tür nicht völlig zugeschlagen“, antwortete Machokali. „Wir brauchen Zeit, um alles, was Sie gesagt haben, in einem zielführenden Memorandum zusammenzufassen. Ich habe mir überlegt, sobald wir in Aburĩria sind, mit Ihrem Segen und unter Ihrer Führung eine Projektgruppe aus der Geschäftswelt, der University of Eldares und ausländischen Universitäten zusammenzustellen, deren einzige Aufgabe es sein wird, Ihre Ansichten und Ihre Vision schriftlich niederzulegen. Anschließend schicken wir das Memorandum an die Global Bank. Memorandum Addendum.“
    „Memorandum Addendum“, wiederholte der Herrscher, sichtlich zufrieden darüber, wie ihm diese Formulierung über die Zunge ging. Machokali fühlte sich, als hätte er ihm gratuliert.
    „Wir werden das letzte Wort haben“, sprach Machokali mit triumphierender Stimme.
    „Unsere letzte Stellungnahme“, fügte der Herrscher hinzu. „Mach das so, sobald wir zu Hause sind.“
    „Ihr Wunsch ist mir Befehl“, sagte Machokali demütig.
    „Sag ihnen: Do or Die!“, forderte der Herrscher.
    „Do or Die!“, stimmte Machokali mit ein. „Das ist Ihr richtiger Name.“
    „Aber die Direktoren der Global Bank tun so, als hätten sie den Namen noch nie gehört“, sprach der Herrscher.
    Jetzt sah Machokali eine Gelegenheit, die Nachricht des Zauberers hervorzuholen. Mit einem zwanglosen ‚ganz nebenbei‘ fragte er den Herrscher, ob er sich noch an den Mann erinnere, der geholfen habe, ihm die Stimme wiederzugeben. Doch der Herrscher zeigte weder mit einem Wort noch mit seinem Blick, dass er sich an das, worüber Machokali sprach, erinnerte, an die Zeit, in der ihm die Wörter im Hals stecken geblieben waren, und er war sich ebenso wenig bewusst, dass ihn jemand behandelt hatte. Es war, als hätte es das Martyrium der Sprachlosigkeit nie gegeben. Machokali musste nachfragen, und diesmal achtete er darauf, den Namen Herr der Krähen zu erwähnen.
    „Ein Zauberer?“, unterbrach ihn der Herrscher. „Warum geht ihr Typen mir mit Fragen nach Zauberern auf die Nerven, sogar in Amerika? Neulich kam ein Polizist zu mir und redete über Zauberei. Und jetzt du. Glaubt ihr vielleicht, dass das Schlangestehen und das Ehemännerverprügeln zu Hause mit Zauberei zu tun haben? Kein Grund zur Sorge. Wartet nur! Wir werden uns darum kümmern.“
    Später, als alles um ihn herum zusammenbrach, sollte sich Machokali immer wieder die Frage stellen, warum er nicht auf

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